Montag, 30. Juli 2012

Bilder-Eindrücke vom Nähmaschinenmuseum St. Ottilien


Das Nähmaschinenmuseum St. Ottilien - einfach sehenswert! Wenn einem in der Ammersee-Gegend sonst nichts einfällt.

Hier nur ein paar Zahlen: 190 Kindernähmaschinenmodelle und 190 große Nähmaschinenmodelle verschiedenster Hersteller sind zu besichtigen (und das sind nur ca. 40% des vorhandenen Bestandes). Alle funktionsfähig.
Bruder A. Binswanger ist gerne zu Führungen bereit - Voranmeldung erbeten.


Und hier ein paar Bilder:


In den Nähmaschinentisch eingelassen...

...das Nadelkissen!





Kindermaschinen aus aller Herren Länder
(oberste Reihe DDR-Modelle)

Meiner Meinung nach hätte diese Firma
auf jeden Fall lieber bei der Produktion von
Nähmaschinen bleiben sollen...

... dann wären weiterhin dies die Ergebnisse ihrer Produkte.


Kindermaschine mit Koffer

Zusatzfund im Nähtisch: Anleitungsheft für Occhi-Arbeiten

Dieses Patent hielt Dr. Konrad Adenauer:
 der beleuchtete Stopfpilz


Fäden aus Augsburg

Freitag, 27. Juli 2012

Auf Kohlen.


Schon seit längerem gehört zu meinen Planungen eine – in der Regel in der Mitte des Monats gelegene – ‚geblockte’ Woche, für die in großen Buchstaben FÄRBEN im Kalender steht. Das gibt mir ausreichend Zeit, die verschiedenen Färbe- und Waschgänge in relativer Ruhe zu absolvieren. Das Bügeln ist ja dank der Bügelmaschine inzwischen der geringste Teil... Zeitaufwändig wird dann nochmal das Zuschneiden und Verpacken. Letztes Mal lag die geblockte Woche wegen der Patchworktage etwas später, und war, wieberichtet ja auch etwas stressiger als sonst.
Dieses Mal sollte das wieder ganz anders werden. Die geblockte Woche begann am 16. Juli, und eigentlich sollte bis jetzt alles fertig sein, damit die Juli-Kollektion auch wirklich, wie es in der Abonnements-Beschreibung steht, „Ende des Monats“ rausgeschickt werden kann.


Als am 18. Juli aber mein Stoff, der im Färbemonat gegen Mitte des Monats vom Stofflieferanten geschickt werden soll, noch nicht da und auch noch nicht durch eine vorausgeschickte Rechnung angekündigt war, begann ich nervös zu werden. Ich hatte gedacht, ich bin so richtig schlau, und lasse mir den Stoff immer einigermaßen termingerecht schicken, dann werden die durch die Lieferung entstehenden Kosten schnell durch die Abo-Zahlungen ausgeglichen. Auf Nachfrage bei der Firma erhielt ich die Antwort sie warteten noch auf die Lieferung aus den USA. Diese sollte am 25. bei Ihnen eintreffen, sie würden dann sofort verschicken.
Nun ist es ja wirklich nicht so, dass ich nichts anderes zu tun hätte, ich habe bereits da zum ersten Mal das Zen-Prinzip des "mach das Beste aus dem, was kommt" angewendet und die zu diesem Zeitpunkt unerwartete ‚freie’ Zeit genutzt: Linienspiel XXXI wurde vollständig gequiltet und mit Rand und Tunnel versehen. Ein Punkt auf der Liste für Ste. Marie-aux-Mines, der abgehakt werden kann. Auch Linienspiel XXX, schon lange fertig gequiltet, bekam endlich einen Rand und Tunnel, und Linienspiel XXIX ist in weiterer Bearbeitung. Gefühlte hunderttausend Fäden mussten dann vernäht werden.


Jetzt möchte ich ihn doch ein wenig besticken, weil er mir so noch zu nackt ist. Außerdem habe ich Überlegungen angestellt, ob ich nicht doch noch etwas bei Quilt National einreichen sollte (und mich entschieden). Außerdem habe ich mich um den Nachschub für die Leisten gekümmert – was zu diesem Zeitpunkt auch gut war, denn der Baumarkt, bei dem ich sie immer besorge, hatte keine da und musste sie auch erst bestellen. Wenn ich da erst bis zum Schluss gewartet hätte, hätte ich mich vermutlich sehr geärgert. Und die Jurierung für den Wettbewerb in Ste. Marie stand in dieser Woche auch noch an, was ja eine durchaus zeitaufwändige Sache ist.
Letzten Mittwoch sollte also der Liefertermin bei meinen Lieferanten sein. Donnerstag von meiner Seite aus die vorsichtige Nachfrage. Antwort: der Stoff liegt noch beim Zoll. Sie hoffen, dass sie ihn bald kriegen (vielleicht noch am Donnerstag, vielleicht erst am Freitag), und verschicken dann sofort. Aber vor Montag - welches dann der 30. Juli ist – ist nicht damit zu rechnen, dass der Stoff bei mir eintrifft.
Am Mittwoch beginnen die Sommerferien meines Sohnes, und mein Mann hat Urlaub. Es sieht so aus, als ob die beiden sich zumindest die ersten zwei Tage alleine werden vergnügen müssen.
Gelernt habe ich daraus natürlich etwas, wiederum ganz im Sinne des Zen-Mottos – ich werde immer genug Stoff auf Lager haben, dass ich auch bei einer fehlenden Lieferung eine Abo-Kollektion färben könnte. Soviel finanziellen Puffer habe ich ja aber inzwischen glücklicherweise angesammelt. 
Jetzt hoffe ich nur, dass der Zoll den Stoff bald freigibt...

Montag, 23. Juli 2012

Zen im Alltag...


Seit einiger Zeit verfolge ich ziemlich regelmäßig den Blog von India Flint, „Not all those who wander are lost“Auf diesem habe ich neulich auch den Link zum Eintrag „Simplicity Redefined“ des Blogs ZenHabits entdeckt und angeklickt. Ich bin bisher nicht gerade eine vehemente Verfechterin des Zen gewesen, aber dieser Blog hat doch mein bereits vorhandenes Interesse weiter genährt – und gerade dieser eine Eintrag hat mir letzte Woche sehr geholfen.
Dass Pläne nur dazu da sind, um im Wesentlichen geändert zu werden, und nur in den seltensten Fällen auch wie geplant realisiert werden, habe ich schon öfter in meinem Leben festgestellt. Das kann sich auf große Lebenspläne beziehen, oder auch auf kleinere Ereignisse.
Mein Sohn wurde letzte Woche krank. Abends 38,5 Grad Fieber, da war es klar, dass er am nächsten Tag nicht in die Schule gehen würde. Außer der Schule wäre aber auch noch die Schlagzeugstunde gewesen, und für den Nachmittag war er mit einem Freund verabredet. Er wäre eigentlich fast den ganzen Tag weg gewesen. Mein Mann war auf Fortbildungsveranstaltung – ich hätte einen ganzen Tag zum ungestörten Arbeiten gehabt. Stattdessen nun das Kind krank zu Hause, aber nicht krank genug, dass er gespürt hätte, wie sinnvoll es wäre, im Bett zu bleiben. An Arbeiten war also nicht wirklich zu denken. Ein ganzer Arbeitstag, mit dem ich fest gerechnet hatte, dahin. Wir haben also erst gemeinsam meinen neuen Wollwickler ausprobiert. (Eigentlich ein geniales Gerät, nur die Gesamtanordnung muss noch optimiert werden – im Prinzip aber wohl tatsächlich etwas, mit dem Wollstränge auch von einer Person alleine und relativ schnell aufgewickelt werden können.)


Dann habe ich ihm vorgelesen, wir haben Ligretto gespielt, und Tier auf Tier, wieder vorgelesen, das selbstgestaltete Memory „Wolken“ (mit 50 Paaren, nur Wolkenbilder! einen Vorgeschmack kann man hier sehen) ausprobiert, wieder vorgelesen...
Wie hieß es in dem Zen-Blog? Ein guter Reisender hat keine festen Pläne. Nimm das an, was kommt. Ein ganzer Tag mit meinem Sohn verbracht und verspielt. Was zählt es da schon, dass die Arbeit liegengeblieben ist?

Donnerstag, 19. Juli 2012

Allmähliches Kennenlernen.


Seit zweieinhalb Monaten habe ich nun meine neue Nähmaschine, die Bernina 820. Stimmt nicht – Nähcomputer! 
Eigentlich bin ich direkt nachdem ich sie bekommen hatte zum Unterrichten nach Karlsruhe und zum Stoffe verkaufen nach Einbeck gefahren. Danach war es eine sehr volle und anstrengende Färbe-Woche, und anschließend fuhr die Familie für zwei Wochen in Urlaub. Ich habe eigentlich also erst Mitte Juni angefangen, das neue gute Stück kennenzulernen. Am liebsten würde ich mich für ein paar Tage mit der Bedienungsanleitung hinsetzen und eine Funktion nach der anderen ausprobieren, völlig zweckfrei. Aber in der momentanen Situation geht das nicht, sondern es ist eher eine Arte „Kennenlernen durch direkte Anwendung“. Also rein ins Abenteuer. Es ist wie Fahrstunden auf einem Porsche, wenn man vorher nur Fahrrad gefahren ist... 
Das erste ganz auf dieser Maschine genähte Top war Linienspiel XXXI.

Linienspiel XXXI - noch ungequiltet

Das hat immerhin schon sehr gut funktioniert. Zwar war ich eine kleine Zeit etwas besorgt, weil ich von der Maschine auf dem Display dauerhaft dieses Signal gezeigt bekam, das ich mir erstmal nicht erklären und für das ich aber auch beim Suchen in der Bedienungsanleitung keine Aufklärung finden konnte.


Auch die Bernina Hilfs-Seite half erstmal nicht weiter, aber Barbara Lange gab mir dann den Hinweis, dass es sich wohl um eine noch nicht durchgeführte Grundeinstellungsänderung handeln müsse und mir die Maschine mitteilen wolle, dass ich mit dem verwendeten Fuß kein Zickzack nähen könne. Das leuchtete mir ein, denn ich benutzte gerade den Patchworkfuß mit Obertransport. Seitdem bereitet mir dieses Zeichen keinerlei Kopfzerbrechen mehr.

Mittlerweile habe ich auch schon deutlich bessere Ergebnisse beim automatischen Einfädeln. Die durchschnittliche Zahl der benötigten Versuche bevor der Erfolg eintritt ist schon deutlich runter gegangen. Häufig bringt er das Fadenende nicht beim ersten Mal durch die Öse, es kommt auch vor, dass er den Faden wieder rauszieht. Manchmal klappt es jetzt aber sogar schon auf Anhieb.

Vergangene Woche habe ich das erste echte Quiltprojekt durchgezogen. Linienspiel XXVIII ist der Quilt, mit dem das Drama um die Janome so richtig intensiv wurde. Der war nun also zu ca. einem Fünftel gequiltet, als ich dann erstmal ohne funktionierende Maschine dastand. Währen der Wartezeit hatte ich erstmal den Teil, der von Hand gestickt werden sollte, in Angriff genommen. Jetzt konnte der verbleibende Teil für die Maschine die Feuertaufe für die Bernina werden. Und ich muss sagen: ich war freudig überrascht und sehr zufrieden darüber, wie gut sich das Freihandquilten anließ. 


Der BSR-Stichlängenregulator hat einigermaßen funktioniert, wenn ich auch durchaus noch einige Übestunden ohne Direktanwendung damit absolvieren möchte. Aber bei einer Größe von ca. 180 auf 180 cm nur drei oder viermal der Faden gerissen, weil ich ihn mit der Nadel so aufgespleißt hatte, dass es gar nicht anders ging – da kann ich mich nicht beschweren.

Allerdings ist sie eine wirklich sehr putzintensive Dame. Wenn ihrer Meinung nach zwei Fädchen Staub „zuviel“ im Spulenbereich sind, kriegt sie eine Art Hustenkrampf und hält alle 5 bis 20 cm an, blinkt mit dem Bildchen, für das die Erklärung lautet „Unterfadenüberwachung hat reagiert, bitte Spule kontrollieren und ggf. neu spulen“ und will nicht weiternähen. Ich bin also spätestens nach einer Spulenfüllung erstmal heftig am Ausputzen – soviel Nähmaschine geputzt habe ich glaube ich mein ganzes Leben noch nicht! Und nach Nr. XXVIII bedurfte es deutlich verstärkter Überzeugungsarbeit meinerseits, bevor sie mir endlich glaubte, dass sich im Unterfadenbereich alles in bester Ordnung befindet und sie gerne wieder problemlos weiternähen könnte... Aber es scheint geklappt zu haben, und mittlerweile ist auch Linienspiel XXXI fertig gequiltet. Hier hat sich auch bereits gezeigt, wie gut es war, dass ich für den Tisch – auf dringendes Anraten meines mitdenkenden Mannes! - die Übergröße mit einer Tiefe von 110cm genommen habe. Zumindest für diesen Quilt hätte er durchaus noch tiefer sein können!


Ich könnte fast das Gefühl entwickeln, ich sei auf die Zielgerade eingeschwenkt. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch, alle Quilts für Ste. Marie-aux-Mines fertig zu bekommen, die ich geplant habe?

Donnerstag, 12. Juli 2012

Der Kampf gegen die Ablagen


Vermutlich bin ich nicht die einzige, aber ich befinde mich eigentlich Zeit meines Lebens im Kampf gegen mehr oder weniger kontrollierte „Ablagen“. Während meiner Zeit als Akademikerin hatte ich mal versucht, diesem Problemn zu Leibe zu rücken, indem ich mir zu Hause zwei getrennte Schreibtische für ‚Private Dinge’ und ‚Uni-Sachen’ eingerichtet habe. Das hat allerdings nicht viel geholfen, stattdessen sind es der Ablagen deutlich mehr geworden (und den Schreibtisch in der Uni hatte ich ja auch noch...), so dass ich das Experiment irgendwann (und nach nicht allzu langer Zeit!) wieder abgebrochen habe.
Mit dem Näh- bzw. Schneidetisch ist es irgendwie ähnlich – immer befinden sich an den seitlichen Ränder mehrere Häufchen, die mal mehr, mal weniger eng mit dem derzeit bearbeiteten Projekt in Verbindung stehen. Ehrlich gesagt – meistens haben sie weniger damit zu tun. Und stören tun sich mich schon lange, immer wieder, und immer mehr.
Als nun Ende Mai der neue Nähtisch Einzug in mein Zimmer hielt, musste ja alles heftig umgeräumt werden. Dafür mussten auch die diversen Ablagen von den Tischoberflächen entfernt werden. Und anschließend war erstmal alles ablagenfrei, dafür lagen Stapel auf dem Boden.
Inzwischen sind ein paar Wochen ins Land gegangen, und obwohl ich mir strikt verboten habe, die erstmal auf den Boden verlagerten Ablagenstapel wieder auf die Tische zu holen, dauert es seine Zeit, bis sich alles zurechtruckelt. Kleine Ablagen bilden sich schon immer mal wieder, obwohl ich eigentlich von beiden Seiten auf den Schneidetisch zugreifen können will.


Da der Arbeitsbetrieb auf vollen Touren weiterläuft und die Umorganisation eigentlich eher nebenbei stattfinden muss, weil ich mich nicht traue, drei oder vier Tage an das komplette Um- und Aufräumen dranzugeben, geht alles in kleineren Schritten vor sich.
Den Schneidetisch habe ich beim Umbau in der Höhe etwas verringert. Da es sich bei ihm um eine schlichte Tischplatte auf zwei Stützböcken handelt, unter dem ich eine alte Kommode habe, brauchte ich nach dieser Höhenveränderung aber eine zusätzliche Stützplatte um ein Durchhängen der Platte zu verhindern. Die haben mein Mann und ich inzwischen installiert.


Für die Verlagerung der Ablagen auf dem Nähtisch habe ich mir nun auch noch einen rollbaren Kasten genommen, den mein Mann gerade ausgemustert hat. In die Schubladen habe ich die Garnrollen getrennt nach Nähgarnen und kleinen Quiltgarnrollen einsortiert, 


damit sind zwei Schuhkartons im Regal „freigeworden“, die nun die großen Quiltgarnspulen aufnehmen können. Das heißt eine Kiste weniger auf dem Fußboden.
Oben auf der Fläche des Rollkästchens soll sich all der nähmaschinenrelevante Krimskrams aufhalten, den ich in Griffweite brauche aber nicht mehr auf der Platte des Nähtisches haben möchte.


Dann kann ich auch an den Schalter der Maschine greifen, der ja wegen der versenkten Position derselben etwas schwieriger zu erreichen ist, ohne irgendetwas wegräumen zu müssen oder vielleicht runter zu schmeißen. 


So findet sich allmählich eins zum anderen. Ich schätze, gegen Weihnachten bin ich mit den Räumarbeiten vielleicht fertig... 

Sonntag, 8. Juli 2012

Ein Herz für Marmelade


Wir haben einen großen Garten, den zu haben ich zwar schon schön finde, aber das Unkrautjäten könnte meinetwegen wirklich gerne jemand anderes übernehmen. Und Hausarbeit – naja. Dann vielleicht schon lieber Unkrautjäten?
Aber es gibt eine kurze Zeit im Jahr, in der sich zeigt, dass die Mathematik doch nicht unrecht hat mit der Behauptung, zwei Negative ergäben ein Plus. Das ist die Zeit wenn das Beerenobst reif wird: Erntezeit ist für mich die tollste Zeit im Garten. Und Marmeladekochen ist – obwohl es doch immer irgendwie zuviel auf einmal ist – eigentlich die einzige Hausarbeit, die ich einigermaßen gerne mache. Weil wir alle wirklich gerne selbstgemachte Marmelade essen, und weil sie wirklich gut wird.
In den letzten beiden Wochen war es bei uns wieder soweit. Drei Büsche Stachelbeeren (warum haben wir damals eigentlich keine stachelfreie Sorte gepflanzt!?), ein Busch weiße Johannisbeeren (eigentlich sollten es zwei sein, aber der zweite entpuppte sich als rot), drei Büsche schwarze und also vier Büsche rote. 


Mein Sohn hat zwar ein wenig beim Pflücken geholfen, aber so richtig ausgeprägt war die Ausdauer hier noch nicht, mein Mann war beruflich zu sehr eingespannt, und letztendlich blieb es doch fast alles an mir hängen. Und mit dem Pflücken ist es dann ja noch nicht getan...
Da baut es eine auf, wenn sie am Schluss ein solches Zeichen zu sehen bekommt:


Ein verkleckertes Herz aus Marmelade...
Das alles ‚nebenbei’, während ich auch noch damit beschäftigt war, den Quilt, den ich als Mitglied der Jury für den Wettbewerb Carrefours in Ste. Marie-aux-Mines beisteuern sollte, möglichst schnell fertigzustellen. Von dort war nämlich die Aufforderung gekommen, obwohl ich den Quilt ruhig erst im September mitzubringen brauchte, ein Bild für die Veröffentlichung im Katalog vorab einzureichen. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Also musste ich meine Pläne völlig umstellen und diesen möglichst schnell „an die Wand werfen“. Immerhin dachte ich mir, dass ich ja wohl soviel Zeit habe, bis der Jurierungsprozess abgeschlossen ist, der für in zwei Wochen angesetzt ist. Aber eine Anfrage habe ich sicherheitshalber noch losgeschickt. Wenigstens war die Planung für diesen Quilt längst abgeschlossen, allerdings hatte ich ihn als allerletzten der zu nähenden auf meiner Liste gehabt...


Das Thema des Wettbewerbs heißt „Gestern, heute, morgen“, und mir war sofort der Titel des Quilts klargewesen, als ich das Thema gelesen hatte. Ein Shakespeare-Zitat, eine Zeile aus einem seiner Sonette: „When I do count the clock that tells the time“. Ein sehr persönlicher Quilt, insofern kommt es mir sehr entgegen, dass er außer Konkurrenz läuft – für einen Wettbewerb mit der reellen Chance, ausjuriert zu werden, hätte ich diesen Quilt niemals eingereicht.
Ich verwende einen alten Leinenstoff, der aus der Familie meiner Mutter stammt und angeblich von irgendwelchen Vorfahren handgesponnen und –gewebt wurde.


Darauf habe ich die Zeile von Shakespeare gestickt, 


und verschiedene Ereignisse (natürlich nur eine Auswahl) aus meinem Leben in einigermaßen chronologischer Anordnung symbolisch angedeutet. Jetzt fehlen nur noch Rand und Tunnel, dann kann ich damit zum Fotografen – das Foto soll wirklich erst bis ca. 20. Juli dort sein. Das dürfte ja zu schaffen sein. Bis dahin kommen auch keine Beeren mehr dazwischen, jedenfalls nicht aus unserem Garten.

Dienstag, 3. Juli 2012

Arbeitswochenende mit Webereimuseum Breitenberg


Anfang des Jahres eröffnete mir mein Mann, dass er im Juni zum dreißigjährigen Jubiläum seines Abiturjahrgangs fahren wolle. Schnell war mir klar, dass sich da eine wunderbare Gelegenheit böte, einen Ausflug zu machen, den ich mir schon lange vorgenommen hatte, nämlich seitdem ich währendunserer einwöchigen Aufenthaltes im Bayerischen Wald letztes Jahr die Handweberei Moser besichtigt hatte. Dort war mir damals der Prospekt für den „Leinenradweg“ in die Hände gefallen, 


und im Winter hatten wir bei dem ebenfalls darauf verzeichneten Webereimuseum in Breitenberg vor verschlossener Tür gestanden. 


Nun hatte sich leider für mich noch keine Gelegenheit für einen Ausflug in den Bayerischen Wald geboten, während meine zwei Männer schon mindestens einmal wieder dort waren, als ich mal ein Kurswochenende hatte.
Ganz uneigennützig beschloss ich, dass wir wieder in der bewährten Unterkunft einkehren würden. Ich wusste, mein Sohn würde den ganzen Tag mit den Kindern der Besitzer des Hofstüberls spielen. Einerseits würde mir das viel Ruhe geben, um mitgebrachte Hand-arbeiten an noch unfertigen Quilts für Ste. Marie-aux-Mines zu erledigen. Außerdem hoffte ich allerdings auch, dass es vielleicht möglich sein würde, einmal für eine Zeit alleine das Gelände zu verlassen.
Und so war es – ich konnte eigentlich das ganze Wochenende in Ruhe sitzen und das Sticheln an Linienspiel XXIX fortsetzen, das mich auch im Urlaub auf Föhr gut beschäftigt hatte.


Nur hin und wieder tauchte mein Sohn auf, um seine Fußballschuhe aus- oder wieder anzuziehen. Und Samstagmittag konnte ich mich aufs Fahrrad schwingen, das wir im Auto mitgebracht hatten, und Richtung Breitenberg fahren, ohne ihn aus seinem Spiel reißen zu müssen.
Es ging zwar deutlich mehr bergauf und bergab als mir das noch von unseren Autofahrten im Winter so richtig in Erinnerung war, aber es war eine wunderbare Fahrt durch den sommerlichen Bayerischen Wald.


Das Museum hatte gerade geöffnet, als ich ankam.

Neuseeland-Fahrrad vor geöffneter Tür des Webereimuseums

Mehrere Häuser sind mit vielfältigen Informationen zum Weberhandwerk, das mal ein wichtiger Wirtschaftszweig in der dortigen Gegend war, angefüllt. Die erste Stube, in die man beim Rundgang eintritt, ist bereits mit alten handgewebten Vorhängen ausgestattet. 



Nebenbei findet man aber auch ‚fachfremde’ Informationen.

Trächtigkeitskalender für Haustiere...

An manchen Tagen kommt ein älterer Herr, der ursprünglich mal bei der Handweberei Moser den Beruf des Webers erlernt, aber dann in mehreren anderen Berufen gearbeitet hat und webt. Ich hatte Glück und konnte ihm eine ganze Weile bei seiner Tätigkeit zuschauen. Es ist faszinierend, mit welcher Gleichmäßigkeit die Bewegungen ablaufen, mit welcher Geschwindigkeit das Webstück wächst, mit welcher Sicherheit die Füße einen Schaft nach dem anderen treten.

Experte bei der Arbeit

Allerdings war ein gut Stück Frustration aus seiner Stimme zu hören, als er einmal kommentierte „Das lernt heute niemand mehr richtig als Beruf. Ist unrentabel.“
Er webt wunderbare Leinenhandtücher, die man direkt bei ihm erwerben kann. Ich habe einen ganzen Stapel mitgenommen.

Das gewebte Muster -
die Litzen werden nicht immer wieder neu bestückt,
sondern die Kettfäden werden einfach angeknotet. Spart viel Zeit!


In den weiteren Räumen des Museums wird man über Flachsanbau und –aufbereitung informiert,


sieht zahlreiche weitere Geräte, die bei der Leinenherstellung in Vorbereitung auf das Weben notwendig sind,




und kriegt auch noch einen kleinen Eindruck vom Blaudruck vermittelt, der ebenfalls eine Zeitlang in der Gegend angesiedelt war. 



Dies alles wird anschaulich beschrieben, wenn auch ein paar Geräte durch eine genauere Beschilderung etwas besser einzuordnen wären.
Der Weber erzählte, dass in diesem Jahr bisher sehr wenige Besucher gekommen wären. Sind nun, nachdem diese Techniken als Berufe hier aussterben, nicht einmal mehr die Museen interessant, in denen man wenigstens einen kleinen Einblick darein gewinnen kann?
Insgesamt ein sehr lohnenswertes Museum, v.a. wenn man tatsächlich den „Leinenradweg“ abfährt und auch einen Besuch in der Handweberei damit kombiniert. Aber Vorsicht! Der Bayerische Wald ist keine norddeutsche Tiefebene, es geht wirklich rauf und runter, und die 42 km sind eine satte, nicht unanstrengende Tagestour.