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Montag, 5. März 2012

Arbeitswochenende in Fulda


Während ein Teil der deutschen Quiltwelt auf dem Weg nach Aschaffenburg war, war ich auch in der Richtung unterwegs, fuhr aber noch weiter. Die Regionalvertreterinnen der Patchworkgilde Deutschland e.V. hatten genau für dieses Wochenende ihr jährliches Treffen vereinbart, und als Ehemalige durfte ich ein weiteres Mal dabei sein. Zwar habe ich auf diese Art die Ausstellung von Mirjam Pet-Jacobs verpasst, die ich wirklich gerne gesehen hätte, aber da ich die Bahnkarte schon vor längerer Zeit und bevor ich erfuhr, dass Mirjam in Aschaffenburg ausstellen würde, mit Zugbindung gebucht hatte, ließ sich das leider nicht mehr ändern.
In Fulda waren wir wieder im Kloster Frauenberg untergebracht, und am Ankunftstag war das Wetter ungefähr wieder genauso grau wie vor einem Jahr. Ich glaube, ich muss mal im Sommer nach Fulda fahren, um mir ein anderes Bild von der Stadt zu machen...
Da ich schon etwas vor den anderen ankam, nutzte ich gleich die Gelegenheit, ein weiteres Mal bei Leinbergers Knopfparadies vorbeizuschauen, von dem ich schon letztes Jahr hier geschwärmt habe.




Nachmittags bekam unsere Gruppe eine Führung durch die dem Kloster angeschlossene Schneiderei, und zwar vom Schneidermeister Bruder Gerhard persönlich. Hier bekamen wir Möbelschmuckstücke, altgediente Maschinen und bewährte Instrumente zu sehen, wie z.B. eine Knopflochmaschine, die ein Knopfloch schneller nähen kann, als ich das Wort auf der Tastatur schreiben, und ein richtig schwer in der Hand liegendes Bügeleisen ohne Dampf.

Möbelschmuckstück, aus dem Speicher gerettet.
Die Katze gehört in die Werkstatt.

Blick in die Schneiderwerkstatt

Knopflochmaschine


Schnittmuster für die Kutten der Franziskaner, immer wieder verwendete individuell angefertigte Schnitte für regelmäßig wiederkehrende Kunden, und ein derzeit in Arbeit befindliches Kostüm für eine 91-jährige Dame kriegten wir auch zu sehen.





Nebenbei bemerkte Bruder Gerhard, dass es ihm immer leid täte, wenn eine Saison vorbei sei, denn er wisse dann nicht genau, was er mit den Musterbüchern der Firmen machen solle, die seien doch viel zu schade zum Wegschmeißen.


Eine aus unserer Runde war dann mutig genug, anzudeuten, dass wir schon Verwendung für solche Teilchen hätten – und wir bekamen tatsächlich alle geschenkt. Kein einziges blieb übrig, auch ich habe mein Teil mitgenommen. (Nach Ste. Marie wird mir dafür auf jeden Fall etwas einfallen!)

Den Rest des Wochenendes verbrachten wir dann arbeitend. Teilweise mit Einführung in die Quiltsoftware EQ, teilweise mit diversen Näharbeiten. Bedingung bei diesem Treffen ist ja die Handarbeit, weil der mündliche Austausch neben dem Arbeiten ein wichtiges Anliegen ist. So hatten manche der Teilnehmerinnen kleine Einführungen in verschiedene Techniken vorbereitet. Da mir der Zeitdruck im Nacken sitzt, hatte ich drei verschiedene Quilts mitgebracht, an denen noch diverse händische Arbeiten auszuführen waren: ungefähr hunderttausend Fäden habe ich an „Formen 2“ und „Formen 3“ vernäht. Außerdem habe ich in Ergänzung zum bereits zu Hause ausgefährten Maschinenquilten noch mit der Hand gequiltet bzw. gestickt:


Und damit war ich ganz gut beschäftigt. Wenn man sich aber auch den ganzen Tag auf diese ungeliebten Arbeiten konzentrieren kann, ohne durch irgendwelche Waschmaschinen oder Kochnotwendigkeiten abgelenkt zu werden, kriegt man einiges geschafft. Insofern hat es sich dann nicht nur wegen der netten Gesellschaft, sondern auch wegen der erledigten Arbeiten gelohnt, die weite Fahrt zu machen. Zu Hause wäre es mir vielleicht nicht so gut von der Hand gegangen.

Freitag, 3. Februar 2012

QuiltArt at 25 in der Textilsammlung Max Berk


Mein Sohn hatte vor einer Weile den Wunsch geäußert, mal wieder zu seinen Großeltern zu fahren. Kurz darauf hatte mein Mann angekündigt, dass er Ende Januar ein ganzes Wochenende so mit Arbeit zugekleistert wäre, dass es eigentlich besser wäre, wenn wir Restfamilie uns da etwas ausdächten, um weg zu sein. Das beides ließ sich dann ganz gut kombinieren, und mein Sohn und ich fuhren zu meinen Eltern in die Nähe von Karlsruhe. Da an mich von Seiten meines Sohnes außerdem noch der Wunsch ergangen war, ihn doch bitte auch ziemlich lange mit den Großeltern allein zu lassen, habe ich die Gelegenheit genutzt, um mir einen schönen Ausstellungstag zu machen. Praktischerweise war die Jubiläums-Ausstellung der QuiltArt-Gruppe, „QuiltArt at 25“ in der Textilsammlung Max Berk in Heidelberg-Ziegelhausen gerade vorher noch verlängert worden, so dass sich die Gelegenheit bot, mir diese Ausstellung anzuschauen.


Öffentlich ist das Museum gut zu erreichen – sogar noch besser, als es auf der Homepage vermerkt ist. Denn es stimmt zwar, dass der Bus 33 direkt vom Hauptbahnhof abfährt und vor dem Museum an der Haltestellte Brahmsstraße hält, allerdings gibt es außerdem noch einen S-Bahnhof direkt gegenüber auf der anderen Seite des Neckar. Ich könnte mir vorstellen, dass es, je nach Verbindung, schneller sein könnte, am Hauptbahnhof Heidelberg in die entsprechende S-Bahn zu steigen, als mit dem Bus fast 30 Minuten lang durch den Heidelberger Verkehr zu juckeln. Das wollte ich auf der Rückfahrt noch selbst ausprobieren, allerdings rollte mir gerade der Bus vor die Füße, als ich aus dem Museum trat, und den wollte habe ich dann doch nicht auf Vermutungen hin vor meiner Nase wegfahren lassen. Insgesamt war die Anfahrt vom Wohnort meiner Eltern aus zwar schon ein wenig langwierig, aber ich muss sagen, dass es sich auf jeden Fall voll und ganz gelohnt hat.
Das Museum kannte ich – fast sträflicherweise, muss man eigentlich sagen – bisher nur vom Hörensagen, noch nicht aus eigenem Augenschein. Untergebracht ist es in einer umgewandelten evangelischen Kirche aus dem 18. Jahrhundert und dem direkt daran anschließenden Pfarrhaus. Mit original Türbeschlägen!


Schon beim Reingehen empfangen einen etliche Druckmodel:



Da der Dachstuhl der Kirche ebenfalls für den Museumsbetrieb geöffnet und ausgebaut wurde, ist im ehemaligen Kirchengebäude selbst auf drei Etagen – Kirchenschiff, Empore, und unter dem Dach – Ausstellungsfläche vorhanden.
Die Ausstellung ist großzügig gehängt, und man hat viel Platz zum Schauen, weil es eben auch möglich ist, von einer Emporenseite auf die andere hinüber- oder von der Empore in das Kirchenschiff hinunterzuschauen. Wenn man unbedingt etwas finden will, das man kritisieren könnte, könnte die Beleuchtung etwas besser sein, aber da in diesem Museum ja fast ausschließlich lichtempfindliche Textilien gezeigt werden, ist das vielleicht gar nicht im Sinne der Ausstellungsstücke.
Ich war wirklich begeistert von der ganzen Ausstellung, bei der mich fast jedes einzelne Stück besonders angesprochen hat, und es erscheint unfair, jetzt eines der ausgestellten Stücke vor den anderen herauszustellen. Und doch hatte ich natürlich drei (eigentlich vier) persönliche Favoriten (ohne dass das eine wertende Aussage über die anderen ausgestellten Werke sein soll): Dirkje van der Horst-Beetsmas „Friesische Landschaft“, ein fünfteiliges Textilgemälde, das auf eindrückliche Weise die Weite des friesischen Himmels über dem grün-braunen Land vermittelt, und Mirjam Pet-Jacobs’ Werke aus ihrer Mimi-Serie, und Sara Impeys "Process". Fotografieren durfte man nicht, deshalb hier nur Abbildungen aus dem Katalog, der für €20 erhältlich ist.

Vorderseite des Katalogs
Abbildung im Katalog:
Dirkje van der Horst-Beetsma: Frisian Landscape

Abbildung im Katalog: Mirjam Pet-Jacobs:
rechts: Change or Accept,
links: And Again 'The nights are white and black the days'

Abbildung im Katalog:
Sara Impey: Process

Detailaufnahme von Sara Impey

Alles in allem: Artquilts vom Feinsten! Wirklich sehenswert.
Die Verlängerung der Ausstellung dauert noch bis 18. März 2012. Öffnungszeiten des Museums sind Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr, vorangemeldete Gruppen können auch zu anderen Terminen kommen.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Weihnachtsbücher


Außer einigen schönen belletristischen Büchern zum ‚richtig Lesen’ hat Weihnachten mir noch ein paar schöne andere Bücher beschert, die es durchaus verdienen, hier in loser Folge vorgestellt zu werden.

Anfangen möchte ich mit den zwei Büchern, die ich mir vom Weihnachtsgeld meiner Schwiegermutter gekauft habe.
Eines davon hatte ich hier schon mal erwähnt, nämlich „Knit the City – Maschenhaft Seltsames“ von der Knitting Guerilla Gang, oder wie immer man sie nennen soll, die halb namenlosen Damen in England mit den Pseudonymen Deadly Knitshade, Bluestocking Stitcher, The Purple Purler, Lady Loop, Shorn-a the Dead, Knitting Ninjy, The Fastener.


Es beginnt mit einer kleinen Einführung darüber, wie alles begann, nämlich mit der ersten „Strickattacke“ vor dem Blauwal im Londoner Naturhistorischen Museum. Mit Fotodokumentation. Und dann geht die Erzählung los, wie sich die Strickerinnen allmählich trauten, wie sie die Reaktionen aufnahmen – und die einzelen ‚Garnstürme’ werden dann in Fotos gezeigt. Zum Beispiel die eingestrickte Telefonzelle,


dann das große Spinnennetz mit 24 eingefangenen Insekten, gestrickte Vögel am Trafalgar Square, Zitrusfrüchte aus Wolle an den diversen Kirchen eines altbekannten Englischen Gedichtes, Schnecken, die gestrickte Version von Alice im Wunderland...


Schwer zu sagen, welcher Stricksturm, äh, Garnsturm mir nun am besten gefällt, aber das muss ja vielleicht auch gar nicht sein.
Auffallend vielleicht, dass es sich meist eher um überschaubar ‚große’ Strickarbeiten handelt, die verteilt werden, also nicht in den Ausmaßen wie eine umstrickte Pappel. Sicherlich verständlich, wenn man bedenkt, dass die Mitglieder des Knit-the-City-Yarn-Corps, wie sie sich selbst nennen, alle ehrlichen/echten Berufen nachgehen, da bleibt natürlich nicht unbedingt viel Zeit, um Riesenwerke zu stricken, die man dann auch noch irgendwo hinterlässt und nie wiedersieht. Außerdem werden kleinere Hinterlassenschaften ja vielleicht weniger schnell von Reinigungskräften entfernt, schließlich stören sie weniger? Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es weniger weh tut, wenn die kleinen wieder beseitigt werden, als wenn es größere Teile gewesen wären. Interessant wäre, zu erfahren, wie lange die Kunstwerke im öffentlichen Raum existieren durften, bzw. wie schnell sie wieder entfernt wurden. Ist das in England anders als in Deutschland?
Das Buch ist nicht groß, bißchen gestauchtes DIN A5 Format, also ganz passend, um es mal für unterwegs in die Tasche zu stecken, ohne sich damit heftig abzuschleppen. Ich gucke immer wieder gerne rein und freue mich nach wie vor über dieses schöne Weihnachtsgeschenk. Nun bin ich gespannt, wann sich bei mir eine unverwartete Strickattacke ankündigen wird (allerdings sicherlich nicht vor Ste. Marie-aux-Mines!).

Das zweite Buch, das ich mir noch vom Weihnachtsgeld meiner Schwiegermutter selbst schenken konnte, ist das relativ neu erschienene dreisprachige Buch „Textile Abenteuer / Textile Adventures / Aventures Textiles“ von Mirjam Pet-Jacobs, erschienen im Bergtor Verlag.


Interessant ist das A4-Querformat, in dem die drei Sprachen alle nebeneinander Platz haben. So kann man sich nicht nur über kreatives Schaffen informieren, sondern nebenbei auch noch Sprachkenntnisse auffrischen oder aufbessern, und ganz ohne Vokabelpauken... Aber Spaß beiseite.
In diesem Buch führt Mirjam anschaulich den gesamten Kreativen Prozess ‚durch’, übersichtlich in Kapitel gegliedert, mit denen man sich eines nach dem anderen vertraut machen kann.
Notizbuch und Bleistift sollten ihrer Meinung nach immer dabei sein – auch neben dem Bett. Und Inspirationsordner zum Sammeln! Denn am Anfang steht die Augenschulung.
In Kapitel 1, „Designtheorie“ stellt MPJ die verschiedenen Designelemente vor (Linie, Form, Kontrast, Farbe, Muster, Textur, Skulptur, Raum). Und sie empfiehlt, sich eigentlich für jedes Element einen eigenen Ordner anzulegen. Anschließend beschreibt sie die Prinzipien, die einem guten Design zugrunde liegen (Balance, Einheit, Abwechslung, Fokus, Komposition).
Kapitel 2 gibt Leitlinien, anhand derer man anfangen kann, seinen eigenen Geschmack,und letztlich auch seinen eigenen Stil zu entwickeln, und führt dann durch die ersten Schritte der Entwicklung eines eigenen Kunstwerkes, auch anhand von Beispielen von Kursteilnehmerinnen.
Kapitel 1 und 2 enthalten Aufgaben, die das Thema vertiefen und zum eigenständigen Arbeiten anregen.
In Kapitel 3 dokumentiert sie die Entstehung eines eigenes Kunstwerkes als Beispiel für den Entwicklungsprozess. Kapitel 4 gibt Tipps zur Formulierung der Biografie, der Künstleraussage, Lebenslauf, und zur Foto-Dokumentation. Kapitel 5 gibt einen Einblick in die Entstehung verschiedener Werke und Serien von MPJ, die ja bei weitem nicht nur im Quiltbereich arbeitet.
Und in Kapitel 6 werden nochmal die Leser zur Selbst-Arbeit verpflichtet: Workshops und interessante Anregungen zum Selbst-Kreieren!
Insgesamt ein anregendes und interessantes Buch, dass dazu führen will, eigene/altvertraute Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren. Kann man sehr gut weiterempfehlen!