Sonntag, 26. Februar 2012

Weihnachtsbücher, letzter Teil

Das letzte Buch, das ich von meinen Weihnachtsbüchern hier noch vorstellen möchte, habe ich eigentlich schon ein paar Tage vor Weihnachten bekommen. Aber ich zähle es trotzdem zu den Weihnachtsgeschenken dazu.
Das ganze vergangene Jahr hatte ich ein Foto-Kunst-Projekt laufen, "Daily Oak", über das ich auf meinem englischen Blog regelmäßig berichtet habe. Anfangs hat mein Mann nicht so ganz verstanden, was ich damit wollte, und erst mit der Zeit hat er es geschafft, ein gewisses Verständnis dafür aufzubringen, dass ich irgendwann am Tag sagte "Ich muss noch schnell zum Baum." Allerdings hatte er dann aber auch irgendwann ein Gespür dafür entwickelt, an meinen Schritten die Treppe hinunter und der Kombination mit dem momentanen Lichteinfall zu erkennen, ob ich jetzt vielleicht gerade auf dem Weg zum Baum war.
Nach einer Weile hat er dieses Projekt dann unterstützt und gewürdigt, indem er anfing, mir Bücher über Bäume zu schenken.


Und als das Jahr sich seinem Ende zuneigte und ich schon im voraus mit der Trauerarbeit anfing, dass es bald Schluss sein würde mit den täglichen Ausflügen zu "meinem Baum", kam dann dieses letzte wunderschöne Buch.


Es ist verpackt in einem dunklen Schuber, die Schrift ist ausgespart, und der Buchdeckel sorgt dann für die Farbgebung und Schattenwurf beim Betrachten von außen. Die Fotos von Bäumen in aller Herren Länder sind von Helmut Hirler und durchweg schwarzweiß. Sie erscheinen alle im Querformat, man klappt das Buch also von unten nach oben auf und blättert auch so um, eine eher ungewöhnliche Art, ein Buch zu halten.


Erschienen ist es bei der edition panorama, einem Verlag mit einem wunderbaren Angebot von interessant und aufwändig gestalteten Büchern und Kalendern aus allen Gegenden der weiten Welt. (Bei uns in der Küche hängt auch schon seit drei Jahren der immerwährende Magnum-Kalender von Neuseeland aus demselben Verlag...)
Damit wurde meine Wehmut ob des nahenden Endes meines Daily Oak Projektes schon etwas gemildert - und nun weiß ich, dass es auch in anderen Ländern noch viele fotografierenswerte Bäume gibt.

Freitag, 24. Februar 2012

Ein Stein vom Herzen....


Als ich mit meinem Mann Anfang Januar die Planungs-Session hatte und feststellte, was ich mir für dieses Jahr alles vorgenommen hatte, bin ich erst einmal in eine heftige Panik verfallen. Wie würde ich das denn alles unter einen Hut kriegen? Mehrere Kurswochenenden, Stand bei den Patchworktagen in Einbeck mit den dazu nötigen Färbevorbereitungen, die Abo-Lieferungen, und dazu noch 29m Quilts, die in Ste. Marie-aux-Mines hängen sollten....
Das Letzere schien mir das Schwierigste von allen. Zwar habe ich natürlich lässig 29 laufende Meter an Quilts, die ich zeigen könnte, aber die Organisatoren schreiben vor, dass bei einer Solo-Ausstellung in Ste. Marie nur solche Quilts gezeigt werden dürfen, die a) neueren Datums sind und b) noch nicht auf irgendwelchen großen europäischen Quilt-Events gezeigt worden sein dürfen. Das finde ich auch durchaus verständlich und legitim, schließlich soll es ja keine Retrospektive werden. Aber 29 laufende Meter klingt irgendwie doch nach ziemlich viel.
Einige Tage – zumal zu der Zeit auch gerade meine Versuche, meinen blauen Restequilt in die Form zu bringen, die ich wollte, alles andere als funktionierten – überlegte ich, ob ich nicht doch noch für das Elsass absagen sollte. Lieber nur noch schöne traditionelle Decken machen und die Quiltkunst Quiltkunst sein lassen...
Schließlich habe ich mich aber zusammengerissen. Als erstes habe ich mir nochmal klargemacht, dass es noch acht Monate bis zur Eröffnung der Ausstellung sind, in denen ich, selbst wenn ich immer wieder durch vielerlei andere Verpflichtungen unterbrochen würde, noch eine gute Anzahl Quilts fertigstellen könnte. Dann habe ich eine Aufstellung der Quilts gemacht, die ich potentiell hängen könnte und in einer Computerdatei gespeichert. Danach wurde das Arbeiten wieder etwas konzentrierte, und ich konnte wieder besser schlafen.
Die Vorschrift, dass nur Quilts gezeigt werden dürfen, die noch nicht in Ste. Marie gehangen haben, schließt fünf meiner Quilts aus den letzten drei Jahren aus. Zwei davon sind sowieso noch mit Color Improvisations unterwegs und werden mir bis September auch noch nicht wieder zurückgeschickt worden sein. Die Vorschrift bezüglich Quilts, die schon auf anderen großen europäischen Quilt Events zu sehen waren, schließt vier weitere meiner Quilts aus, von denen aber auch wiederum zwei mit Beyond Comfort auf Reisen sind und nicht vor dem Herbst zurück sein werden.
Allerdings hatte ich inzwischen Antwort auf meine Anfrage bekommen, wie es denn mit Quilts wäre, die ich auf meiner Solo-Ausstellung auf der Abilmente in Vicenza, Italien gezeigt hatte – immerhin kein reiner Quilt-Event: wenn ich mich auf zwei oder drei davon beschränken würde, dürfte ich durchaus welche hängen, die schon in Vicenza zu sehen waren.
Außerdem hatte ich die Genehmigung erhalten, den Wettbewerbsbeitrag, den ich letztes Jahr eingereicht hatte, und der derzeit noch mit der Ausstellung unterwegs ist, aufzuhängen, auch wenn der dann ein zweites Mal in Ste. Marie zu sehen sein wird.

Inzwischen habe ich diese Datei mehrfach aktualisiert, z.B. nachdem mir aufgefallen war, dass ein Quilt, der im Arbeitszimmer meines Mannes gelandet ist und noch nie öffentlich zu sehen war, eigentlich der Anfang einer neuen Serie war, nur dass ich es damals noch nicht wirklich wusste... Und Anfang dieser Woche habe ich dann nochmal richtig zusammengezählt – die Seitenlängen der „erlaubten“ älteren Quilts, die Seitenlängen der Quilts, an denen ich gerade aktuell arbeite, plus die 50-cm-Abstände zwischen den Quilts, die auf die 29m einzurechnen sind. 

Detail von Linienspiel XXIV: Tangle (2011),
der in Ste. Marie zu sehen sein wird.

Detail von einem neuen Linienspiel, derzeit noch in Arbeit,
wird in Ste. Marie zu sehen sein.

Diese neueste Berechnung erbrachte die Summe 23,90m.
Der Stein, der da plumpste, war riesig. Schließlich heißt das, dass ich aktuell nur 5m noch nicht wirklich abgedeckt habe. Bei immer noch sechs Monaten, in denen ich ja weiter arbeiten will. Und an Ideen mangelt es derzeit wirklich nicht. Zwar beinhaltet diese Rechnung die 1,80 Seitenlänge (plus 50cm) des Quilts, den ich gerade bei der Triennale eingereicht habe. Sollte er angenommen werden, würde die aktuelle Summe also auf 22m sinken. Aber selbst 7m erscheinen irgendwie machbar. Und da kommt gleich wieder Übermut auf – denn ein oder zwei der Quilts, die derzeit auf der Liste stehen, könnten auch gut von neueren ersetzt werden, wenn die Produktionsbedingungen günstig sein sollten...

Montag, 20. Februar 2012

Weihnachtsbücher, Teil 3

Zwei weitere Bücher aus meiner Weihnachtskollektion stammen eher aus dem Kunstbereich.

Das eine hatte ich mir von meinem Mann explizit gewünscht und beim Ausstellungsbesuch sogar selbst besorgt, aber ganz brav, ohne hineinzuschauen, bei ihm abgegeben - das Buch mit Fotos von Vivian Maier.

Titelseite 
Nachdem ich hier bereits mehrfach über Vivian Maier geschrieben habe, war das natürlich ein Geschenk, über das ich mich besonders gefreut habe. Das Buch habe ich an der Garderobe des Amerika-Hauses in München gekauft, wo ich damals die Ausstellung besucht habe, und sie hatten dort nur die deutsche Ausgabe. Normalerweise kaufe ich ja keine deutschen Übersetzungen von englischen Büchern, aber da es sich hier um einen Fotoband handelt, bei dem die Sprache der Fotos ja wirklich egal ist, habe ich damals dann die deutsche Ausgabe mitgenommen - sie hat ohnehin einen englischen Titel. Und es ist immer wieder ein Vergnügen, in diesem Band zu blättern. Was für einen Fotografen-Blick diese Frau hatte! Hier ein einziges Bild von ihren Spiegel-Selbstporträts:


Das zweite Kunstbuch stammt aus einer Ausstellung, die ich an demselben Tag, an dem ich in der Ausstellung von Vivian Maier war, nicht gesehen habe: der Katalog der Ausstellung "Plant Drawings" von Ellsworth Kelly. Mein Mann war ein paar Tage später dort, und nachdem ich ihm so von Kellys Ausstellung im Haus der Kunst vorgeschwärmt hatte, hat er mir den Katalog aus der Pinakothek als Geschenk besorgt.


Das Interessante an diesem Katalog ist die Tatsache, dass man ihn in der Pinakothek der Moderne in einer broschierten Ausgabe zum deutlich günstigeren Preis bekommt, als im freien Handel... Und dann genau studieren kann, mit welcher knappen Skizzierung Kelly seine Studien getrieben hat. Alles ein Prozess der Abstraktion, der sich dann in seinen großformatigen Arbeiten niedergeschlagen hat.

Lemon Branch

Lilac
Ein Studienbuch erster Güte, nicht nur zum Abzeichnen, sondern auch zur Augenschulung: was kann man wohl alles weglassen?

Freitag, 17. Februar 2012

Ein letztes Mal


Zeit meines Lebens bin ich gerne Schlittschuh gelaufen, wenn sich auch die kindlichen Träume vom Dasein als Eisprinzessin im regelmäßigen Anschauen der Europa- und Weltmeisterschaften in Eistanz und Eiskunstlauf erschöpften. Nach Geburt meines Sohnes passten aber die alten Schlittschuhe nicht mehr, und so bekam die ganze Familie neue Schuhe, als der Kleine vor drei Jahren, natürlich bewaffnet mit einem Eishockeyschläger, die ersten Schritte aufs Eis tat. Bis auf letztes Jahr ergaben sich auch immer wieder Möglichkeiten, zu laufen.
Die Wetterverhältnisse der letzten Wochen hatten nun ja auch wunderbare Eisverhältnisse geschaffen – nicht nur für Kunstwerke wie dieses,


sondern auch für glatte Eisflächen mit nur wenig Schnee drauf.
Die Stadt bereitet dann immer eine Eisfläche vor, wo eine angelegte Vertiefung auf einer Wiese mit Wasser aus dem danebenfließenden Fluss gefüllt wird, die bei entsprechenden Temperaturen dann ziemlich schnell zufriert, weil das Wasser ja auch gar nicht tief ist. 


Aber dieses Jahr war bei mir irgendwie alles anders. Ich habe mich zwar sehr über das kalte Wetter gefreut, das uns ja auch endlich wieder reichlich Sonnenschein bescherte. Aber aufs Eis hat es mich irgendwie gar nicht gezogen.
Als mein Sohn dann drängender wurde, habe ich ihn und seinen Freund zwar begleitet, aber per Schneeschieber für sie eine Fläche zum Eishockeyspielen freigeräumt. Statt nur neben der Fläche rumzustehen, denn zum Selber-Laufen hatte ich keine rechte Lust.
Vergangenen Samstag dann ein Familienausflug zu einer Wiese ein Stück außerhalb der Stadt (wo ich in wenigen Wochen wieder Kröten und ander Amphibien über die Straße tragen werde), dort war vor wenigen Wochen noch Überschwemmung, kurz bevor die Kälte einsetzte, und eine riesige Eisfläche ist entstanden. Zwar mit einigen Hubbeln, aber gut befahrbar, da wo freundliche Leute schon ein wenig die Schneeschaufel geschwungen hatten:


Bei allem Spaß an der Sache hat es mich dann zweimal geschmissen. Nicht wirklich schlimm, dank der Knieschoner, es ist auch nichts richtig schmerzhaftes passiert – ein paar blaue Flecken an der gutgepolsterten Hinterpartie (aber nur haarscharf am gestauchten Steißbein vorbei), und ein ganz leicht angestauchtes Handgelenk, ohne wesentliche Bewegungseinschränkung, und nur leichte Schmerzbelästigung.
Aber es gab mir zu denken. Nach den kürzlichen Erlebnissen mit Schneidegeräten und meinen Fingern, kam ich zu der Erkenntnis, dass ein eingegipstes Handgelenk (wohlmöglich mit kompliziertem Trümmerbruch und den daraus resultierenden Folgebeschwerden) nicht nur jetzt genau das ist, was ich mir eigentlich nicht antun möchte. Deshalb habe ich gestern abend schweren Herzens beschlossen, dass das meine letzte Schlittschuhfahrt gewesen sein soll.
Ich bin ja eine vehemente Verfechterin dessen, dass man wissen oder wenigstens beizeiten ein Gespür dafür entwickeln soll, wann es Zeit ist, mit bestimmten Dingen aufzuhören. Dazu gehört meines Erachtens zum Beispiel auch eine regelmäßige Fahrtauglichkeitsprüfung ab einem gewissen Alter. Wenn jemand erst mit 86 Jahren und nach Verrusachung eines Unfalls einsieht, dass es an der Zeit sein könnte, sich nicht mehr selbst hinter das Steuer zu setzen, finde ich das eindeutig zu spät. Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass es nötig sein würde, solche schmerzhaften Entscheidungen auch schon deutlich vor dem eigenen 50. Geburtstag anzugehen. Aber bei aller Trauer um diese schöne Art der Bewegung an der frischen Luft ist es wohl doch vernünftiger. Die Schlittschuhe werde ich verkaufen.
Und lieber weiter schöne Quilts nähen und ein bißchen Klavier spielen.
Es sind in den letzten Tagen zwei neue Entwürfe für weitere Linienspiele entstanden, und ich habe festgestellt, dass ein Quilt, den ich vor mehr als zwei Jahren genäht hatte, und der direkt in die Sammlung meines Mannes gewandert war, eigentlich der Anfang einer neuen Serie war. Die wird nun weiter ausgebaut und wird in Ste. Marie zu sehen sein. Da bleibt gar keine Zeit mehr zum Eislaufen.

Montag, 13. Februar 2012

Grautöne in Vorbereitung auf die Patchworktage in Einbeck

Letztes Jahr hat eine gute Kundin mir praktisch meine gesamten Grau-Vorräte abgekauft, und so habe ich, während ich noch auf den Schnee wartete, meine Vorbereitungen für die Patchworktage Einbeck, wo ich mit einem Stoff-Stand vertreten sein werde, mit einigen Grautönen angefangen.


Frisch gebügelt und gewickelt sieht das Ganze so aus:


Und da mir mal jemand gesagt hat, dass es doch vielleicht eine gute Idee wäre, eine Art ‚Farbkarte’ zu erstellen, habe ich das in diesem Fall zum ersten Mal ausprobiert. Wenn man sich bei Ansicht der Bilder im Internet nicht sicher ist, kann also eine Farbkarte angefordert werden, die ich allerdings wieder zurückgeschickt bekommen möchte.


Diese Grautöne werden nicht unter ‚Meterware’ auf die Homepage kommen, da die Schattierungen über den Computerbildschirm einfach nicht gut rauskommen. Bei Interesse fordern Sie bitte die Farbkarte an.

Samstag, 11. Februar 2012

Murphy und Schnee


Wenn ich morgens an der Nähmaschine sitze, höre ich besonders gerne „Radiowissen“ auf Bayern 2. Da habe ich schon viel Interessantes gelernt – über die Auswirkungen des El Niño auf weltgeschichtliche Ereignisse der Vergangenheit zum Beispiel. Im Anschluss daran kommt dann das Kalenderblatt, und da lernte ich neulich, dass das oft zitierte „Murphysche Gesetz“ so eigentlich gar nicht existiere, sondern der Herr Murphy nur einmal über seinen Assistenten gesagt haben soll „Wenn der etwas falsch machen kann, tut er es auch.“ Die allgemein kolpotierte Version „wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief“ sei Irrglaube. Trotzdem fühlte ich mich sehr an Murphy erinnert, als ich Ende Januar mit meinem Sohn in den Zug stieg, um für ein Wochenende zu meinen Eltern zu fahren und es just in diesem Moment endlich anfing zu schneien. Seit Wochen sehnlichst erwartet, von uns beiden, und dann fahren wir gerade weg... Bei meinen Eltern lag natürlich kein Schnee, außerdem hatte ich ja auch keine Färbeausrüstung dabei.
Aber es war ja noch ein wenig Schnee übrig, als wir zwei Tage später wieder zurück kamen, und während mein Mann das Kind ins Bett brachte, flitzte ich in den Keller. Zum ersten Mal habe ich mich darüber gefreut, dass die Zugehfrau des älteren Nachbarn beim Schneeschippen die Frechheit besitzt, allen Schnee, den sie von seiner Einfahrt entfernt, auf unsere Seite zu häufen. Dann gehört er ja uns, und ich kann mich daran bedienen.


Zwei Tage später kam dann noch ein wenig mehr Schnee, außerdem die seitdem (noch) anhaltende sibirische Kälte, und meine Vorräte an schneegefärbten Stoffen sind wieder etwas aufgefüllt. Manche Stücke bedürfen noch einer kleinen Nachbereitung, aber die ersten gebügelten Ergebnisse sehen wieder sehr schön aus:







Ich hätte zwar auch nichts dagegen, wenn noch mehr kommt, aber inzwischen ist auch die Gelassenheit wieder eingekehrt – ich muss nicht mehr zweimal am Tag die Kisten rumwuchten. Einmal reicht, manchmal vergeht auch ein Tag ganz ohne.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Weihnachtsbücher, Teil 2


Von einer Freundin bekam ich zu Weihnachten zwei Bücher geschenkt, die ich mir selbst vermutlich nie gekauft hätte, die zu haben ich jetzt aber ganz glücklich bin: „Vintage Fabric Accessories“ von Kaoru Ishikawa, und „Dyes from Kitchen Produce“ von Setsuko Ishii, beide bei images publishing, einem Verlag mit Schwerpunkt Architektur und Design erschienen. Nicht unbedingt der Verlag, der einem hier in den Buchläden ständig begegnet!  (Die Homepage ist durchaus einen Blick wert!) 
Vintage Fabric Accessories zeigt eine Vielzahl von Projekten, die Ishikawa aus alten, wiederverwendeten Stoffen herstellt, die sie entweder aus ihrer über Jahre hinweg entstandenen Stoffsammlung holt, oder für die sie auch Kleidungsstücke aus Gebrauchtwarenläden verwendet. 


Ich persönlich bin zwar kein großer Fan von Patchworktaschen, und das Beutelchen, das ich ganz am Anfang meiner Blog-Aktivität vorgestellt habe, ist so ungefähr das äußerste, was ich mir selbst als Patchworktasche herstellen würde. Aber für die auf dem Titelblat dargestellte Tasche könnte ich mich vielleicht auch nochmal hinsetzen.
Bei den in diesem Buch vorgestellten Projekten handelt es sich auch nicht um Patchworkgegenstände oder -taschen im eigentlichen Sinn. Kleingeldbörsen, bezogene Knöpfe, kleine, raffiniert geschnittene Stofftaschen mit interessanten Details bilden den Schwerpunkt der Anleitungen. Toll sind die Darstellungen der verschiedenen Stoffe. Um solch eine interessante und umfangreiche Sammlung zusammen zu tragen, dauert es natürlich etliche Jahre – und für  europäische Augen entsteht die Faszination schon daher, dass es sich vielfach um japanische Kimonostoffe handelt, die man hier ja gar nicht bekommt. Eine ‚westliche Alt-Stoff-Sammlung’ hat Ishikawa übrigens auch. Einfach toll zum Anschauen!
Dyes from Kitchen Produce zeigt kleine Projekte, die mit Naturfärbung, allesamt in der Küchenumgebung gefunden, hergestellt werden können.


Aufgeteilt ist das Buch in vier große Abschnitte, den Jahreszeiten entsprechend. Und wenn man sich die Überschriften anschaut, merkt man: Färben kann man wohl mit ungefähr so allem, was einem in der Küche begegnet: Pfeffer, Zimt, Lavendel, verschiedene Teesorten, Kastanien, Rotwein, Orangenschalen, schwarzen Sojabohnen... Bei jedem Projekt sind übersichtlich und kurz gefasste Anleitungen dabei, und im hinteren Teil des Buches etwas ausführlichere Beschreibungen, auch der Grundbegriffe des Häkelns, paar Stickstiche, etc.
Ich selbst habe mich für meine Färbearbeit für die „chemischen“ Farben entschieden, weil mir die kräftigeren Ergebnisse für meine eigene Textilarbeit besser gefallen. Außerdem halte ich die Bezeichnung „Naturfarben“ oder natürliche Farben zum Teil auch für Augenwischerei – zwar handelt es sich um natürliche Färbstoffe, aber der Energieaufwand, der in vielen Fällen benötigt wird, um erst einmal die Färbelösung herzustellen, bzw. die Fixiermittel und der Energieaufwand, die nötig sind, um die Naturfarben dauerhaft zu fixieren widersprechen dem Image der ‚besseren’ Farben, das mit dem Label ‚natürlich’ verbunden wird. Trotzdem kann ich den sanfteren Farb-Ergebnissen schon auch einiges abgewinnen, war vor allem vom Gelb begeistert, das bei einer Färbeaktion mit Zwiebelschalen entstand. Aber da wir nicht das ganze Jahr über Zwiebelsuppe essen wollen, und ich auch keine Lust habe, ständig irgendwo einen Sammelbehälter für Zwiebelschalen rumstehen zu haben, habe ich das Projekt nicht wiederholt.
Trotzdem ist es schön, so ein Buch zum Anschauen zu haben. Es bringt einen auf neue Ideen: neulich fand ich in der Speisekammer eine Packung längst abgelaufener Bohnen irgendeiner obskuren Sorte, die ich aus mir unerfindlichen Gründen nicht verarbeitet hatte. Weggeschmissen habe ich sie jetzt erstmal noch nicht. Ich könnte ja vielleicht probieren, was für ein Färbeergebnis dabei herauskommt... 

Freitag, 3. Februar 2012

QuiltArt at 25 in der Textilsammlung Max Berk


Mein Sohn hatte vor einer Weile den Wunsch geäußert, mal wieder zu seinen Großeltern zu fahren. Kurz darauf hatte mein Mann angekündigt, dass er Ende Januar ein ganzes Wochenende so mit Arbeit zugekleistert wäre, dass es eigentlich besser wäre, wenn wir Restfamilie uns da etwas ausdächten, um weg zu sein. Das beides ließ sich dann ganz gut kombinieren, und mein Sohn und ich fuhren zu meinen Eltern in die Nähe von Karlsruhe. Da an mich von Seiten meines Sohnes außerdem noch der Wunsch ergangen war, ihn doch bitte auch ziemlich lange mit den Großeltern allein zu lassen, habe ich die Gelegenheit genutzt, um mir einen schönen Ausstellungstag zu machen. Praktischerweise war die Jubiläums-Ausstellung der QuiltArt-Gruppe, „QuiltArt at 25“ in der Textilsammlung Max Berk in Heidelberg-Ziegelhausen gerade vorher noch verlängert worden, so dass sich die Gelegenheit bot, mir diese Ausstellung anzuschauen.


Öffentlich ist das Museum gut zu erreichen – sogar noch besser, als es auf der Homepage vermerkt ist. Denn es stimmt zwar, dass der Bus 33 direkt vom Hauptbahnhof abfährt und vor dem Museum an der Haltestellte Brahmsstraße hält, allerdings gibt es außerdem noch einen S-Bahnhof direkt gegenüber auf der anderen Seite des Neckar. Ich könnte mir vorstellen, dass es, je nach Verbindung, schneller sein könnte, am Hauptbahnhof Heidelberg in die entsprechende S-Bahn zu steigen, als mit dem Bus fast 30 Minuten lang durch den Heidelberger Verkehr zu juckeln. Das wollte ich auf der Rückfahrt noch selbst ausprobieren, allerdings rollte mir gerade der Bus vor die Füße, als ich aus dem Museum trat, und den wollte habe ich dann doch nicht auf Vermutungen hin vor meiner Nase wegfahren lassen. Insgesamt war die Anfahrt vom Wohnort meiner Eltern aus zwar schon ein wenig langwierig, aber ich muss sagen, dass es sich auf jeden Fall voll und ganz gelohnt hat.
Das Museum kannte ich – fast sträflicherweise, muss man eigentlich sagen – bisher nur vom Hörensagen, noch nicht aus eigenem Augenschein. Untergebracht ist es in einer umgewandelten evangelischen Kirche aus dem 18. Jahrhundert und dem direkt daran anschließenden Pfarrhaus. Mit original Türbeschlägen!


Schon beim Reingehen empfangen einen etliche Druckmodel:



Da der Dachstuhl der Kirche ebenfalls für den Museumsbetrieb geöffnet und ausgebaut wurde, ist im ehemaligen Kirchengebäude selbst auf drei Etagen – Kirchenschiff, Empore, und unter dem Dach – Ausstellungsfläche vorhanden.
Die Ausstellung ist großzügig gehängt, und man hat viel Platz zum Schauen, weil es eben auch möglich ist, von einer Emporenseite auf die andere hinüber- oder von der Empore in das Kirchenschiff hinunterzuschauen. Wenn man unbedingt etwas finden will, das man kritisieren könnte, könnte die Beleuchtung etwas besser sein, aber da in diesem Museum ja fast ausschließlich lichtempfindliche Textilien gezeigt werden, ist das vielleicht gar nicht im Sinne der Ausstellungsstücke.
Ich war wirklich begeistert von der ganzen Ausstellung, bei der mich fast jedes einzelne Stück besonders angesprochen hat, und es erscheint unfair, jetzt eines der ausgestellten Stücke vor den anderen herauszustellen. Und doch hatte ich natürlich drei (eigentlich vier) persönliche Favoriten (ohne dass das eine wertende Aussage über die anderen ausgestellten Werke sein soll): Dirkje van der Horst-Beetsmas „Friesische Landschaft“, ein fünfteiliges Textilgemälde, das auf eindrückliche Weise die Weite des friesischen Himmels über dem grün-braunen Land vermittelt, und Mirjam Pet-Jacobs’ Werke aus ihrer Mimi-Serie, und Sara Impeys "Process". Fotografieren durfte man nicht, deshalb hier nur Abbildungen aus dem Katalog, der für €20 erhältlich ist.

Vorderseite des Katalogs
Abbildung im Katalog:
Dirkje van der Horst-Beetsma: Frisian Landscape

Abbildung im Katalog: Mirjam Pet-Jacobs:
rechts: Change or Accept,
links: And Again 'The nights are white and black the days'

Abbildung im Katalog:
Sara Impey: Process

Detailaufnahme von Sara Impey

Alles in allem: Artquilts vom Feinsten! Wirklich sehenswert.
Die Verlängerung der Ausstellung dauert noch bis 18. März 2012. Öffnungszeiten des Museums sind Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr, vorangemeldete Gruppen können auch zu anderen Terminen kommen.