Montag, 23. Februar 2015

Rechnen und ich?

In Mathe war ich in der Schule keine große Leuchte. Sogar eher das schwarze Schaf in einer Familie von Mathematikern. Im Studium bin ich dann durch eine deftige Portion feministischer Indoktrination gegangen, mit dem Ergebnis, dass ich mir zu der Zeit schon gedacht habe, wenn die Lehrer etwas weniger heftig gewesen wären – und wir hatten wirklich harte Knochen, bei denen Mädchen „von Natur aus“ keine Chance auf eine gute Note hatten! – hätte ich Mathe zumindest auch ausreichend „gekonnt“, wenn ich auch sicher nie ein mathematisches Wunderkind geworden wäre. Immerhin: zwei Lehrer, die ich hatte – ein ganz junger Refrendar, frisch vom Studium, in der achten Klasse – und später nochmal eine erfahrene Frau haben es schon geschafft, mir zeitweise zu zeigen, dass sie glauben, dass ich Mathe können müsste, und dann pendelte ich doch wenigstens so um die Note 3. Meine derzeitigen Mathe-Erlebnisse beschränken sich eher auf Maschenprobe ausrechnen, Rezeptmengen umrechnen – und gelegentliches Staunen darüber, welche Arten von Aufgaben Viertklässler in Bayern heutzutage in Mathe lösen können müssen (wobei die für mich die Art der Aufgabenstellung eigentlich das größere Problem darstellt als die eigentliche Rechenleistung).
Und das Ausrechnen der für das Abo benötigten Menge Stoff. Da habe ich mir neulich, bei der Januar-Kollektion, einen echten Klops geleistet. Wobei das, glaube ich, eher kein Verrechnen war, sondern ein Verzählen oder vielleicht auch nur ein Vertippen. Allerdings bereits in der Planungsphase, also vor dem Färben. Beim Zuschneiden ist es mir auch nicht wirklich aufgefallen, weil ich an dem Samstagnachmittag die Original-Hörspielversion von „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert im Radio gehört und dabei nicht wirklich weiter nachgedacht habe. Das Hörspiel kannte ich zwar schon, aber es war lange her, dass ich es gehört hatte, und Zuschneiden geht schon einigermaßen automatisch... Und dem kurz aufflackernden Gedanken, dass das aber irgendwie doch wenig Fat-Quarter-Bestellungen sind im Vergleich zu sonst, bin ich nicht weiter nachgegangen. Jedenfalls hatte ich abend plötzlich nur dreizehn Packungen mit Fat Quarters vorliegen, aber noch zehn Lieferscheine mit Adressen, die auch eine Fat Quarter Packung zugeordnet kriegen wollten. Da ist mir das Herz heftig in die Hose gerutscht. Der für Stoff-Färben zuständige Schutzengel hatte aber genau aufgepasst, und die ‚laufenden Meter’, die ich ja immer großzügig einplane, um das Angebot der Meterware weiter auszubauen, deckten diese noch fehlenden Packungen gerade so ab. Von einer Farbe war dann nur ein ca. 8 cm breiter Streifen übrig, von den anderen etwas mehr, aber von keiner genug, um überhaupt daran zu denken, diese Stücke auf Pappe zu wickeln. Deshalb gab es dieses Mal auch gar keinen Stoff in den Tönen der Januar-Kollektion im freien Verkauf, oder nachzukaufen.

Ich habe mich entschieden, diese Art von Amnesie nicht als Zeichen beginnender Demenz zu werten. Nur einfach als ‚kann mal passieren’... Denn ich kann eigentlich rechnen.

2 Kommentare:

  1. Liebe Uta,
    da wollen wir uns erst gar nicht vorstellen, welche Rechenaufgaben die Griechen zu lösen haben;-) Gruß Kirsten

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    1. Nee, das wollen wir vermutlich wirklich lieber nicht. Obwohl - dies jetzt ungeführ O-Ton des Ex - die Griechen ja sowieso die besten Mathematiker der Welt sind, ihnen überhaupt kein Problem zu viel wird (Trojanisches Pferd!) und und und... Und die Aufgaben der Gegen-Seite - Herr Schäuble und die anderen - möchte ich auch nicht lösen müssen. Ich bleibe lieber bei Maschenproben und Dreisatz!

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