Vor knapp zwei Wochen habe ich im Radio den Ausdruck „Crazy
Quilt Identität“ gehört, der auf eine Persönlichkeit angewendet wurde, die
„keine erkennbaren Muster“ habe. Den Ausdruck „Patchwork-Familien“ gibt es ja
schon lange, und der Pfarrer in der Gemeinde, wo ich meine Patchwork-Kurse im
Gemeindesaal abhalten darf, hat mir neulich etwas Interessantes erzählt: da es
inzwischen auch einen „Patchwork-Treff“ gibt, bei dem sich die Patchworkgruppe
unabhängig von den Kursen trifft, und dieser wiederum im Gemeindebrief
angekündigt wird, erhielt er einen Anruf von einer kirchlichen Sozialstelle von
außerhalb, die sich erkundigen wollte, welche Programme oder Maßnahmen für Patchwork-Familien die Gemeinde denn bei diesem
Patchwork-Treff durchführe...
Dass ich selbst eine Patchwork-Mentalität habe, hat sich
schon gezeigt, bevor ich überhaupt wusste, dass es so etwas wie Patchwork gibt.
Als Jugendliche habe ich alle Wollreste aufgehoben, und dann, wenn es genügend
Reste aus einer Farbfamilie waren, daraus wiederum neue Sachen gestrickt. In
der heutigen Modewelt gibt es nun ähnlich zusammengestückelte Sachen, und was damals als gewagt und
un-orthodox angesehen wurde, ist mittlerweile völlig normal. Patchwork dringt
also nicht nur als Stoff in unsere Alltagswelt ein.
Patchwork ermöglicht allerdings auch für die damit Befassten
ganz besondere Formen der Bewusstseinserweiterung. Finde ich. Zum Beispiel das
Suchterlebnis. Glücklicherweise – weitestgehend jedenfalls – ohne
selbstgefährdende Auswirkungen. Im Deutschen ist das Wortspiel möglich "ich hänge an der Nadel und brauche immer neuen Stoff", das sich so nicht so einfach in andere Sprachen übertragen lässt. Wahr ist es aber schon.
Gestern, zum Beispiel, habe ich nicht für eine Minute an der
Nähmaschine gesessen. Wegen des zwar kalten, aber schönen Wetters habe ich
einen Teil des Vormittags damit zugebracht, die nach dem Baumschnitt immer noch
herumliegenden Äste des Apfelbaumes kleinzuschneiden, um damit endlich meinen Komposthaufen
etwas professioneller zu bestücken. Nachmittags habe ich beim Aufbau des
Krötenzaunes geholfen, den ich in den nächsten Wochen wieder zweimal pro Woche
kontrollieren werde.
Abends habe ich mit meinem Mann gemütlich beisammen
gesessen und mit einem Fläschchen, das er zu seinem runden Geburtstag in der
vorigen Woche bekommen hatte, einen kleinen ‚Nachhock’ veranstaltet. Aber, wie
gesagt, keine Minute an der Nähmaschine. Zwar ist es mir gelungen, während des
Abends ein weiteres meiner in den letzten Wochen zeitweise drei Strickzeuge zu Ende zu bringen,
nachdem ich im Laufe der Woche bereits einen Pullunder fertiggestellt hatte,
aktuell liegt die Zahl also 'nur' bei einem Strickzeug. Aber obwohl das die Hände auch beschäftigt, ist es sozusagen
nur die Methadon-Ersatztherapie. Die wahre Sucht zeigt sich an den
Entzugserscheinungen, die dann heute früh deutlich zu spüren waren. Also ab an die
Maschine...
Hallo Uta,
AntwortenLöschenDu hast ja einen weiten Bogen geschlagen in Deinen Gedanken, aber ich hatte, wie immer, Spaß beim Lesen und werde so mental gestärkt an die Nähmaschine gehen.
In diesem Sinne: keep on quilting...
Gruß Heide