Vor ein paar Tagen habe ich über die
bewusstseinserweiternden Fähigkeiten von Patchwork geschrieben. Damals habe ich
die lokal-geographische Horizonterweiterung gar nicht erwähnt. Dass ich über
das Patchwork zahlreiche, und auch internationale Kontakte habe und halten
kann, ist für mich ganz besonders wichtig. In meinem früheren Berufsleben kam
das automatisch mit der Materie mit, wo wir heute leben, ist das eher schwierig
zu erreichen. Als ich im vergangenen August beim Festival of Quilts in Birmingham
dann von Anna Sterbová zum Patchwork Meeting in Prag eingeladen wurde, habe ich
spontan den Entschluss gefasst, dies als eine besondere Gelegenheit zur
Weiterbildung zu nutzen. Ich habe mich
für einen Tschechisch-Kurs an der Volkshochschule angemeldet. Zwar ist mir
klar, dass ich in so einem Kurs nicht wirklich genug lernen kann, um mich
vollständig, gut und klar mit patchworkenden Tschechen oder Tschechinnen zu
unterhalten. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich wenigstens versuchen sollte,
ein wenig Ahnung über die Sprache zu bekommen, und nicht einfach nur als
Deutsche ohne Sprachkenntnisse da einen Stoffstand und eine Ausstellung zu
betreiben. Außerdem habe ich noch ein Jahr Zeit, für das bevorstehende Prager
Patchwork Meetings war ich ja schon nach Nottingham gebucht.
Und da der Kurs nach langem Zittern und Zagen dann auch
tatsächlich zustandegekommen ist, fahre ich jetzt einmal pro Woche in die
Volkshochschule, schreibe Vokabelkärtchen und übe die tschechische Aussprache.
Vielleicht kommt es ja nochmal soweit, dass ich wenigstens ansatzweise die
tschechischen Einsprengsel in Uwe Johnsons ‚Jahrestage’ verstehen kann, über
die ich bisher immer nur hinweglesen konnte? Wir werden sehen.
Jedenfalls kann ich jetzt schon auf Tschechisch sagen, dass ich Deutsche
bin, keine Tschechin, und wo ich wohne. Ich weiß, dass Frauennamen immer die
Endung –ová kriegen, wie Verben verneint werden, dass die Artikel eigentlich
nur als Demonstrativpronomen verwendet werden. Und einen tschechischen
Zungenbrecher über irgendwelche Griechen und griechischen Flüsse im Gebüsch
konnte ich auch schon laut vorlesen, wenn ich den auch wirklich nicht
verstanden habe. (Ähnlich wie beim Latein vor vielen Jahren - da konnte ich die Betonungen für Hexamter mit schlafwandlerischer Sicherheit setzen, dadurch meine Noten etwas aufbessern - allerdings hat es mit dem Übersetzen deutlich gehapert.) Und dass es im Tschechischen 7 Fälle gibt, weiß ich auch schon. Schluck.
Aber früher habe ich ja auch mal Deutsch als Fremdsprache
unterrichtet – und da immer gedacht, dass ich eigentlich ganz froh wäre,
Deutsch nicht als Fremdsprache lernen zu müssen. Meine Studenten haben das
damals aber auch gelernt. Da werde ich auch mit Tschechisch noch ein bisschen
weiter kommen.
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