Mittwoch, 10. April 2013

Jahrestreffen der englischen Gilde in Nottingham, Teil 2


Der gesamte Samstagvormittag war der Jahresversammlung der Quilter’s Guild of the British Isles vorbehalten. Die Verkaufsstände waren geschlossen, keine Kurse fanden statt, und das Auditorium war gut gefüllt. Ich schätze, dass von den 420 Teilnehmerinnen am Wochenende sicher auch der allergrößte Teil bei dieser Versammlung anwesend war. Ein ganz anderes Verhältnis als die ca. einhundert, die bei den Versammlungen der deutschen Gilde auftauchen. Woran das wohl liegen mag? Einerseits vielleicht an der Unterbringung – wenn alle Teilnehmerinnen in während der Semesterferien leerstehenden Wohnheimen auf einem Uni-Campus eher am Rande der Stadt untergebracht sind, bietet sich gar nicht viel Abwechslung.
 (Das hat zwar auch Auswirkungen auf die Qualität des Essens, das alle gemeinsam in der Mensa eingenommen haben, aber das ist eine andere Geschichte.

Mensa-Feeling, nicht nur beim Ausfall des Spülsystems...)
Andererseits war der Ablauf der Versammlung weniger formalisiert als das deutsche Vereinsrecht erlauben würde, und irgendwie hat es Spaß gemacht, dazusitzen und den Berichten und Tagesordnungspunkten zuzuhören. Auch wenn diese nicht immer spaßig waren, wie z.B. die Situation, die das Quilt Museum in York betrifft. Dazu werde ich noch mehr schreiben, wenn ich tatsächlich ab Mittwoch in York sein und das Museum besuchen werde.
Nachmittags habe ich den Vortrag von Gillian Clarke, einer ehemaligen Historikerian gehört, die die Illustrationen aus mittelalterlichen Büchern – und andere mittelalterliche Vorlagen wie geschnitzte Figuren aus Chorgestühl – als Designgrundlage für ihre Quilts verwendet. So hat sie z.B. einen Jahres-Quilt über die in den jeweiligen Monaten anfallenden Arbeiten gemacht, “Die Arbeit eines Monats”:

Gillian Clarke, "Labors of the month", Detail

Auf den Kommentar einer Freundin hin, “Gillian, das sind ja nur Männer!”, hat sie dann auch noch einen mit den „Arbeiten einer Frau“ gemacht.

Gillian Clarke, "A Woman's Work", Detail

Geschnitzte Drachenfiguren waren neben Knotenvorlagen eine Musterinspiration für einen Wholecloth-Quilt, ganz in weiß, mit roter Rückseite und rotem Quiltfaden. Allerdings ist diesem Quilt ein Unglück widerfahren, als er bei einer Ausstellung unter einem Leck im Dach hing. 

Gillian Clarke - Wholecloth in white and red, Detail

Die Stoffe waren gewaschen, aber der Quiltfaden war offensichtlich nicht farbecht. Gillian hat allerdings nichts unternommen, aus Angst, es könnte nur noch schlimmer werden. Stattdessen meint sie, das wäre jetzt eben Teil dieses Quilts. “Es ist doch eine gute Geschichte,” meinte sie.

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