Sonntag, 21. August 2016

Dauerprojekte

Anfang des Jahres hatte ich etwas begonnen, was ich nur als eines meiner typischen Dauerwahnsinnsprojekte bezeichnen kann. (Im Quiltbereich handelt es sich dabei z.B. um Resteverwertungsprojekte wie die diversen Nine-Patch-Größen, die als Nebenprodukte des Baby-Jane der Patchworkgilde entstanden sind, oder seit kurzem die Mini-Jakobsleiter, für die ich mir noch ein schlüssiges Farbkonzept überlegen muss.)
Da ich mir geschworen habe, nie mehr als dieses eine Küchenregalfach voller Kochbücher zu haben


ich koche ohnehin meist ohne Rezept

andererseits aber immer wieder versucht bin, Rezepte aus Zeitschriften aufzuheben oder bei Gelegenheit einzusammeln, muss ich in regelmäßigen Abständen aussortieren. Vielleicht kommt mal ein Kochbuch im Ganzen weg, oder es werden die am besten funktionierenden Rezepte bzw. die Familienfavoriten herausgelöst und in meine Sammlung eingegliedert, die in den Ringbuchordnern wächst. Allerdings finden sich darin durchaus auch Rezepte, die ich eigentlich nie ausprobiert hatte. Also lautete das Projekt, systematisch alle Rezepte, die noch nicht ausprobiert, sondern nur abgeheftet worden waren, auch mal nachzukochen, sie so auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen und gegebenenfalls aus dem entsprechenden Ordner zu entfernen.
Die Sektion A des Ordnungssystems habe ich souverän geschafft,und Apfelpfannkuchen mit Saurer Sahne fand bei meinem Sohn so großen Anklang, dass ich die schon mehrfach gemacht habe. (Jetzt beschwert er sich schon fast, wenn ich ‚nur’ normale Pfannkuchen mache: „Da hättest Du doch ruhig auch noch Apfel reintun können!“) Bei Belugalinsensalat mit Irgendwas ist die Systematik zusammengebrochen, weil ich das Irgendwas nicht im Haus hatte, und seitdem läuft das Projekt weniger systematisch und auch nicht mehr ganz so konsequent. Ein paarmal habe ich Zettel auch bei nachlässigem Durchblättern völlig ungeprüft einfach herausgenommen und entsorgt.

Aber zwei Anlässe haben mich jetzt wieder daran erinnert.
Gestern waren wir zu einer Gartenparty eingeladen, zu der ich „vegetarisches Fingerfood“ mitbringen sollte. Da habe ich mir irgendwelche herzhaften Mini-Muffins eingebildet, um dann festzustellen, dass das Muffins-Rezeptebuch, das ich ganz gewiss mal hatte, offensichtlich schon mal im Rahmen einer der Säuberungsaktionen im Regalfach weichen musste. Unter ‚M’ wie Muffins fand sich nicht wirklich was in der Ordnersystematik, lange rumsuchen wollte ich auch nicht. Denn wegen bevorstehender Abreise muss der Kühlschrank geleert werden, die Zutaten waren also umständehalber gewissermaßen vorgegeben, und für diese Kombination hatte ich mit ziemlicher Sicherheit kein Rezept: Getrocknete Tomaten, 1 große Kartoffel, frischer Rosmarin, 1 Zitrone.



So das übliche Übrige hat man ja schon da – kombinieren kann ich auch, also habe ich einfach ein bisschen was zusammengemischt. 
Geschmeckt haben sie schon, aber die Gewürze könnten noch ein bisschen intensiver werden. Der große Begeisterungssturm auf der Party ist auch ausgeblieben, aber mein Mann hat sich sehr wohlwollend geäußert. (Vom Sohn kein Kommentar.) Wäre also nochmal zu wiederholen und etwas herzhafter zu würzen – und dann aufzuschreiben für den Rezepteordner. (Oder auch nicht.)
Der zweite Anlass war eine Nachricht einer Freundin aus den USA auf facebook, die für heute nachmittag zur alljährlichen Dessertparty einlud. Das macht sie, seit sie vor fünf Jahren umgezogen ist und die frisch renovierte Küche mit „alle Desserts, für die ich ein Rezept besitze, auf einmal zubereiten“ auf den Härtetest stellen wollte. Dazu wurden dann alle Freunde eingeladen und daraus entwickelte sich ganz schnell eine Tradition. Dieses Jahr kommen 120 Leute. Leider war es für uns zu spät, noch schnell ins Flugzeug zu springen – mein Mann liebt Desserts, hat aber überhaupt keine Lust, in die USA zu fliegen, und dieses wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen, ihn zu überreden... Jedenfalls überlege ich jetzt nochmal mit meinem Dauerwahnsinnsprojekt. Ich könnte ja erstmal systematisch alle Dessert-Rezepte durchprobieren. (Das ist ohnehin die Mehrzahl der Rezepte, glaube ich.) 
Für Pflaumenkuchen - mein großer Favorit! - brauche ich aber kein Rezept mehr.

Das ist eines der wenigen Dinge, die mir im Leben fehlen:
ein Pflaumenbaum im eigenen Garten, der gut trägt...

Und die Idee mit der Dessert-Party finde ich eigentlich ganz witzig. Da muss ich nochmal drüber nachdenken – allerdings mit der kleinen Variante, dass ich ein Dessert mache, mein Mann mehrere andere, und die Gäste auch jeder ein Dessert mitbringen...
Aus Wohltätigkeitszwecken könnte man daraus noch ein Rezeptbuch machen, das für einen guten Zweck verkauft wird... Stopp! Nur die Party. Kein weiteres Rezeptbuch.


2 Kommentare:

  1. Liebe Uta,
    ich sehe einen Pflaumenkuchen! Da denke ich an den tollen Pflaumenkuchen meiner Oma. Auf dem großen Blech gebacken und mit....gaanz viel Schmand obendrauf! Für mich der Himmel auf Erden! Viele Grüße von Kirsten

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    1. Meiner ist eigentlich ohne Schmand. Manchmal mit Sahne gebacken (aber immer mit Sahne gegessen!) - aber stimmt, ich könnte auch mal versuchen, Schmand drauf zu machen. Mein Sohn versucht gerade, mir einzureden, ich müsste ihn als Streuselkuchen machen, auch das ist einen Versuch wert. Und wie gut, dass die Pflaumenzeit jetzt gerade erst losgeht!

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