Dienstag, 22. März 2016

Ausspannen beim Flechten

Der Sohn ist mit seinem Basketballteam auf Turnierfahrt, und ich nutze die Gelegenheit, um für ein paar Tage meine Freundin in Bremen zu besuchen.
Wir haben einen Ausflug in das 'Zweistromland' südlich von Cuxhaven gemacht, so richtig mit Deich, Schafen, Sonnenschein bei scharfem Wind und der Ahnung von Nordsee.





Im Weidenzentrum haben wir - passend zur Thematik der Plastikvermeidung - einen Flechtkurs mitgemacht, womit ich meine neulich erstmals erworbenen Kenntnisse im Korbflechten nochmal vertiefen konnte.




Rechts der Korb meiner Freundin, links meiner

Und hier ist er bereits seiner Bestimmung übergeben:


Irgendeine Einlage wird er aber noch brauchen, sonst bleibt die Wolle dran hängen.
Im Wiedenzentrum kann man auch "wwoofen", was ich bisher nur aus Neuseeland kannte. Das hat mir Lust gemacht - vielleicht ist wwoofen ja irgendwann mal eine Möglichkeit, meine Spanisch-Anfängerkenntnisse in der Realität zu erproben?

Dienstag, 15. März 2016

Nach dem Markt ist vor dem Abo

Am vergangenen Sonntag war wieder Patchwork-Messe in Erding. Das ist für mich der praktischste Markt: morgens hinfahren, aufbauen, verkaufen, abbauen, nach Hause fahren. Keine Übernachtungen, nur ein (allerdings anstrengender) Tag – eine Art Heimspiel, und weil ich das schon öfter gemacht haben (dieses Mal müsste das 10. Mal gewesen sein) auch mit gewisser Routine verbunden. 
Dieses Mal hatte ich aber einen neuen Standort gebucht. Nicht mehr direkt am Treppenaufgang, wo ich immer ein bisschen das Gefühl hatte, dass die Leute da mehr auf Durchgang gepolt sind. Außerdem hatte ich dort den ganzen Tag auf die Essensausgabe geguckt, und die zeitweise langen Warteschlangen haben öfter zu einem Stau geführt, von dem ich manches Mal den Eindruck gewann, dass er die Leute dort auch eher auf den Modus ‚nur schnell durch hier und nicht stehenbleiben’ eingestellt hat, als sie an meinen Stand zu locken. Zwar war ich meistens mit dem Verkaufsergebnis einigermaßen zufrieden, aber als sich die Gelegenheit bot, den freiwerdenden Platz direkt am Eingang zu übernehmen, habe ich die Chance ergriffen.
Größere Standfläche bedeutet natürlich eine höhere Standmiete... aber schon allein der Ausblick auf den Eingang ist diese Mehrkosten wert!
Wegen dieser Veränderung allerdings war ich vorher richtig nervös, habe unruhig geschlafen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich nicht vielleicht viel länger brauchen würde, um alles aufzubauen. Also bin ich eine Stunde früher losgefahren als sonst, war um sieben bereits an der Stadthalle Erding und habe dann angefangen. Es hat aber alles gut geklappt – nur ein Foto vom fertigen Stand habe ich nicht gemacht.

noch im Aufbau begriffen - im Vordergrund
ein auf der Longarm gequilteter Quilt, der
außerdem noch handgestickte Quadrate von Guldusi
verwendet.

Meine am Samstag noch schnell fertig zusammengenähte Jakobsleiter hat sich als Hintergrunddekoration sehr gut gemacht – nur dass ich beschlossen habe, die drei oder vier Unregelmäßigkeiten in den Innenquadraten des Musters doch noch auszubügeln. 

Schon vor Schließen der letzten Naht die Überlegungen -
bleiben die 'Fehler', oder nicht? Aber Samstagabend
um 22 Uhr war keine Zeit, umd Schönheitsreparaturen durchzuführen
!

Als ich sie zuerst bemerkt hatte, war ich noch etwas wurschtig der Meinung ‚das lasse ich so, keine Lust zu trennen!’ Aber ich habe mir ebenfalls einen der wunderbaren handgedrechselten Trenner geleistet, die Bernhard Lange angefertigt hat, und die ich am Stand verkauft habe. Damit wird das Trennen schon fast zum Vergnügen, oder doch etwas erträglicher, und in den nächsten Tagen werde ich ihn auf diese Art einweihen.

Durch die Türen kam es zwar phasenweise immer mal wieder kalt hereingeweht, weil es ein unerfreulich kalter und windiger Tag war. Aber da bin ich nicht sonderlich empfindlich, außerdem hatte ich meinen Prototyp-Schal vom Projekt „Stricken für einen guten Zweck“ dabei, den ich mir immer wieder umlegen konnte, und so ging der Tag unglaublich schnell und glatt über die Bühne. Das Einpacken und Aufräumen war sogar schneller als sonst, ich war bereits eine halbe Stunde eher zu Hause als normalerweise, und schon direkt nach dem mittlerweile am Erding-Tag ritualisierten Familienessen in der Pizzeria um kurz nach acht Uhr todmüde im Bett!
Am Montag dann gleich in der Früh das Auto ausladen. Diesmal ohne syrische Hilfe, weil der vorgesehene Helfer letzte Woche schneller als erwartet nach Kassel gezogen ist – fast kam ich  mir vor wie die Frau des Bürgermeisters von Köln, nachdem die Heinzelmännchen verschwunden sind... Aber früher konnte ich es auch alleine, und das geht jetzt eben wieder.



Und dann: Vorbereitungen fürs Abo-Färben. Ein paar der Fäden mussten noch von der großen Rolle gewickelt werden, 


und ich habe heute versucht, meine technischen Überlegungen umzusetzen, mit denen mir die Garnrolle nicht immer aus dem Behälter springen 


und durchs Zimmer tanzen soll: Ein Loch im Deckel des Glases, durch den der Faden dann läuft. Schon besser als vorher!


Aber vielleicht suche ich mir noch ein etwas schmaleres Glas, in dem die Rolle gar nicht umkippen kann.

Morgen wird gefärbt. Vielleicht sogar mit Schnee? Denn hier schneit es.

Samstag, 12. März 2016

Patchworkmesse Stadthalle Erding, 10 - 17 Uhr

Das Auto ist gepackt, morgen geht es in aller Herrgottsfrühe los. Obwohl ich diesmal an einem neuen Stand-Ort bin (direkt am Eingang), gehe ich das Risiko ein, wieder erst am Tag selbst hinzufahren und aufzubauen. Allerdings fahre ich eine Stunde eher los...

Bis vor drei Tagen dachte ich noch, dass ich einen schönen großen lila Quilt haben würde, um damit meinen Stand zu dekorieren und gleichzeitg für meinen Longarm-Quiltservice zu werben:


Aber dann rief der Starke Mohamed, für den ich diesen Quilt gemacht und als Abschiedsgeschenk bei seinem Umzug nach Kassel vorgesehen habe, an, um sich zu seinem Abschiedsbesuch anzukündigen. Ganz schnell war also der Quilt weg.
Jetzt mal sehen, ob ich noch die letzten Blocks der Jakobsleiter zusammengenäht bekomme, dann könnte damit der Stand dekoriert werden.



Mitglieder der Patchworkgilde erhalten gegen Vorlage ihres Ausweises 5% Rabatt, bei Einkäufen über €100 sogar 10%.

Ich freue mich drauf, viele von Ihnen zu sehen!

Donnerstag, 3. März 2016

Wieviele Seidenhalstücher braucht man eigentlich?

Seit über fünf Jahren blogge ich nun bereits. Es macht Spaß. Einerseits. Aber auch Arbeit, andererseits, weil man sich Gedanken darüber machen muss, in welchem Rhythmus und über welche Themen man schreiben kann. Oder will. Denn natürlich ist ‚Blog schreiben’ auch immer eine Art, von sich selbst ein Bild für außen zu entwerfen. Und manchmal frage ich mich dann, ob das gezeichnete Bild überhaupt der Realität entspricht. Die gesunde Mischung zu finden zwischen einer ehrlichen Darstellung dessen, was mich im Leben als Quilterin beschöftigt, und den Erwähnungen dessen, was oft doch den größeren Teil des Alltags ausmacht, aber vielleicht nicht unbedingt etwas ist, was im Netz veröffentlicht werden soll.
Das habe ich auch gemerkt, als ich im letzten Jahr angefangen habe, gelegentlich über mein Engagement mit den Flüchtlingen zu schreiben, das ziemlich schnell ziemlich viel meiner Zeit eingenommen hat, bis es zuviel wurde und ich mich wieder zurückziehen musste, um überhaupt noch den Kopf über Wasser zu behalten. Als selbstbewusste und irgendwie auch erfolgreiche Quilterin habe ich mich in diesem Jahr jedenfalls nicht gesehen – keiner meiner Quilts hat es bei einer Ausschreibung geschafft, in die Auswahl aufgenommen zu werden, ohnehin habe ich nicht wirklich viele zu Ende gebracht, und obwohl ich hin und wieder mal Anflüge von Ideen hatte, scheinen die nicht wirklich überzeugend gewesen zu sein, denn sonst hätte ich ja vielleicht doch die Kraft und Energie gehabt, sie umzusetzen?
Seit dem eingeleiteten Rückzug versuche ich nun, quilterisch wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen, was nicht einfach ist. Es fehlen zwar weiterhin die überzeugenden Ideen, noch fehlt der echte Antrieb, und es fehlt immer noch an der vormals so gut funktionierenden Struktur meines Tages. Damals hatte ich einen Rhythmus, mit dem ich mir eindeutige Zeiten für Quilten/Färben/Nähen eingeplant hatte, um den ganz normalen Familienalltag herum. Den habe ich noch nicht wieder gefunden. Stattdessen wundere ich mich, wie strukturlos mein Leben auf einmal zu sein scheint, wenn nicht vor 11 Uhr wenigstens vier oder fünf Telefonate in Sachen Flüchtlingsthematik bei mir eingeangen sind. Aber das hatte ich ja bis vor einem Jahr auch nicht...
Aber die Tage werden wieder länger, langsam kehren die Lebensgeister zurück, und dazu beigetragen haben auch die Kurse an den vergangenen beiden Wochenenden. Die haben mir gezeigt, dass ich weiterhin anderen eine Hilfestellung in Sachen Patchwork geben kann. Wenn ich mich auch immer noch nicht wieder als selbstbewusste und irgendwie auch erfolgreiche Quilterin einstufen würde, so habe ich doch wenigstens wieder Spaß am Nähen gefunden. Und bin z.Zt. einigermaßen zufrieden damit, Reste zusammen zu nähen, angefangenen Quilts fertigzustellen, oder für meinen Mann zum bevorstehenden Geburtstag mal wieder ein Set handgefärbte Bettwäsche aus den Satin-Resten zu nähen. (Jetzt sind es nur noch 2 1/2 Kisten mit Satin-Resten - das reicht für Bettwäsche für den Rest unseres Lebens, und vielleicht für meinen Sohn noch mit.)



Gestern abend dann der Aufruf eines Freundes, warme Kleidung zu spenden, die in die Flüchtlingslager an der mazedonischen Grenze gebracht werden sollen. Erst neulich hatte ich mir überlegt, dass ich es mir nicht leisten könnte, irgendwelche von den vielen Wollvorräten zu verstricken, da die fertigen Teile gar nicht mehr im Schrank Platz finden würden. (Der ist nach einer Verkleinerungsaktion vor ein paar Jahren bewusst ein relativ kleiner.) Das ist jetzt wieder anders, denn bei solch einem Aufruf fällt es mir leicht, mich von Teilen zu trennen, die eigentlich nur aus gesteigerter Sentimentalität aufgehoben werden, nicht, weil ich sie noch häufig anziehen würde. Sogar der Zopfmuster-Pullover aus selbstgesponnener Wolle fand seinen Weg in die Kisten.  Jetzt kann ich mir einen neuen stricken, auch wieder aus selbstgesponnener Wolle, die schon länger darauf wartet, verarbeitet zu werden. Und auch meine Kollektion von Seidenhalstüchern hat sich deutlich verringert – die brauche ich im Winter zwar dringend, weil ich es überhaupt nicht ertrage, mit nacktem Hals herumzulaufen, andererseits auch Baumwoll-Rollkragenpullover nur tragen kann, wenn ich sie auf links drehe, weil mich sonst jede Naht zum Wahnsinn treibt, aber ganz ehrlich: wieviele verschiedene braucht man davon denn wirklich? Sicher nicht über 20. Und Seidentücher wärmen erstaunlich gut. Außerdem finden sie bei den flüchtenden Frauen vielleicht  ja auch eine andere Verwendung, wenn sie die Haare bedeckt halten wollen.