Samstag, 31. Dezember 2011

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Alles geht.


Seit September spielt mein Sohn Schlagzeug. Manchmal morgens um halb sechs, oft erst um kurz nach halb sieben, und das Leise-Spielen hat er bei allen erstaunlichen rhythmischen Fortschritten noch nicht wirklich gemeistert.


Kurz vor Weihnachten hat der Schlagzeuglehrer eine „Weihnachtsfeier“ für die ganze Schlagzeugklasse veranstaltet. Neben von den Kindern mitgebrachten Plätzchen wurde Kinderpunsch serviert, und es wurden zwei verschiedene DVDs mit Schlagzeug-Events per Beamer an die Wand geworfen. Ob das nun gerade eine „Weihnachtsfeier“ ist, die in der ohnehin vollgstopften ruhigen Zeit stattfinden muss, sei hier nicht das Thema.
Weil es die erste Weihnachtsfeier der Schlagzeugklasse war und wir noch nicht genau wussten, was uns erwartete, haben mein Mann und gedacht, es wäre gut, wenn einer von uns die ganze Zeit dabei wäre, also haben wir uns abgewechselt, und so kam ich in den Genuss des größten Teils der ersten DVD, die ein Schlagzeug-Musical „Stomp“ zeigte.

Ich gebe gerne zu, dass Schlagzeug kein Instrument ist, das in meiner Vorstellung auftauchte, als ich mir mal geschworen hatte, dass mein Sohn das Instrument lernen darf, das er sich selbst aussucht, ich habe Schlagzeug nicht einmal für ein wirklich seriöses Instrument gehalten. Seit er sich nun durch die Welt trommelt – und damit hat er eigentlich, wenn ich es recht bedenke, schon im Mutterleib angefangen – hat sich mein Urteil über die Rhythmus-Typen allerdings deutlich geändert, und ich kann dem Ganzen inzwischen auch einiges an Vergnügen abgewinnen.
Aber was in diesem Film zu sehen war, war wirkich beeindruckend. Es fing damit an, dass einige Männer und eine Frau mit Klettergurten an einem hohen Gerüst aufgehängt waren, an dem außerdem noch viele verschiedene – nun ja, auch als Schlagzeug zu verwendende Gegenstände befestigt waren. Das waren Autofelgen verschiedener Größe, leere metallene Bierfässer, Eimer, Rohre und Röhren unterschiedlicher Machart und in diversen Durchmessern, Blechdeckel, Plastikbehälter und vieles mehr. Garantiert nichts, was man sich typischerweise unter „Schlagzeug“ vorstellt. Und darauf wurde getrommelt, einfach toll. Weiter ging es nach einer Weile in anderer Kulisse mit einem Schlagballett für Besen – das Geräusch beim Fegen, Abklopfen des Drecks, Stampfen auf den Boden mit Tap-Dance-Effekt: alles ebenfalls das reinste Rhythmus-Ereignis. Bevor mein Mann mich ablöste, folgten noch Basketball-Drumming in einer (regennassen) amerikanischen Stadtschluchtstraße, und das Kartenspiel-Drummer-Quartett. Alles ohne ein einziges Wort.
Was hat das Ganze hier auf diesem Blog zu suchen? Dass mein Sohn bevor er das Schlagzeug bekommen hat auf alles und jedem getrommelt hat, hat mir ja schon vor einer ganzen Weile gezeigt, dass eigentlich alles Trommel sein kann, hier wurde das nochmal ganz deutlich und in absolut mitreißender Perfektion gezeigt. Mich hat es an Margit Amann von Gelmbotzkis Satz aus der Materialliste für den Bauhauskurs erinnert: „Alles was unter die Nähmaschine passt, kann auch genäht werden.“ Oder an die Denkweise der Stoff-Druckerinnen: alles was stempeln kann, kann auch zum Bedrucken verwendet werden. Auch ich habe eine von diesem Gedanken geleitete Sammlung im Keller und warte auf den Moment, wo ich sie endlich mal ernsthaft einsetzen werde.

Beidseitig zum Drucken verwendbar?: Plastikinnenteil für Geschenkband

Alles geht, alles ist Kunst(-fähig). Warum beschränke ich mich eigentlich immer noch auf Piecing, Stoff, Quilts? Irgendwann kommt mir vielleicht doch nochmal eine gute Idee, was für Kunst ich aus den Metallbügeln machen kann, auf denen die Hemden meines Mannes aus der Reinigung kommen, und die wegzuschmeißen ich einfach nicht übers Herz bringe.


Freitag, 23. Dezember 2011

Afghanistan-Quadrate, Teil II


Als ich das erste Mal auf die Ausstellung der Freisinger Schnipsis hingewiesen habe, hatte ich erwähnt, dass die Gruppe voriges Jahr ein gemeinsames Projekt gearbeitet hatte, bei dem jede ein gesticktes Afghanistan-Quadrat verarbeiten sollte. Diese Arbeiten waren unter vielen anderen auch in der Ausstellung in Freising im Alten Gefängnis zu sehen.

Etliche Afghanistan-Quadrat-Quilts nebeneinander.
Auf dem Bild kann man nicht jeden einzelnen Quilt gut erkennen, aber der Gesamteindruck der nebeneinander aufgehängten Arbeiten kann doch einigermaßen vermittelt werden.

Da ich meinen Quilt vor der Ausstellung ja erst noch nicht fertig und dann noch nicht fotografiert hatte, hier nun das versprochene Bild, einmal eine Gesamtansicht (ja, der Quilt ist nicht 100%ig quadratisch, sollte er aber auch nicht sein) und ein Detail, um zu zeigen, wie ich ihn bestickt habe.

Faime-nspiration (2011), ca. 50 x 50 cm

Faime-nspiration (Detail)
Während der gesamten Ausstellung kam es immer wieder vor, dass die Betrachter die eingearbeiteten Afghanistan-Quadrate überhaupt nicht entdeckten, bis sie dann von der jeweils Aufsichtführenden darauf aufmerksam gemacht wurden. Die Idee fand immer wieder großen Anklang, und war eindeutig ein Kaufanreiz für die direkt darunter platzierten ca. 350 Quadrate, die wir zu Gunsten der Deutsch-Afghanischen-Initiative verkauften. 


Sie wurden viel gekauft und wir konnten nach Ende der Ausstellung einen beträchtlichen Betrag an die DAI überweisen.

Zwar hatte ich ja zu Hause noch mehrere Quadrate von derselben Stickerin liegen, von der auch das Quadrat stammte, das ich in meinen Quilt eingearbeitet habe. Aber natürlich konnte auch ich nicht widerstehen und habe doch nochmal drei Stücke gekauft. Eines war rund, und von den zwei Quadraten war eines so weihnachtlich gestaltet, dass ich es sofort in einen Anhänger für den Tannenbaum verwandelt habe.


Erst habe ich die Stickfläche mit Hilfe von Vliesofix und feinem weißen Stoff abgedeckt.


Dann wurde der Stoff ringsum fein säuberlich umgeschlagen und gesteckt.


Sorgfältig nähen, damit kein Faden vorne durchsticht. Besondere Aufmerksamkeit ist an den Ecken geboten, damit es am Schluss auch gut aussieht. Der Aufhänger wird gleich mit eingearbeitet.


Und schon ist er fertig. Heute geht er an den Baum!


Dienstag, 20. Dezember 2011

Skizzenbuch in Handarbeit


Als ich im November auf dem Bauhaus-Kurs bei Margit Amannvon Glembotzki war, haben alle Teilnehmerinnen von der Veranstalterin Dörte Bach ein wunderschönes Heft zur Begrüßung geschenkt bekommen: 30x30 cm groß, keine Massenware, einfach und schön.


Spontan hatte ich mich sofort entschlossen, dieses Heft zu meinem Skizzen- und Notizbuch für diesen Kurs zu machen.
Nach früheren Erfahrungen mit diversen Heften, Ringbuchblocks und gebundenen Büchern, die irgenwie alle meinen Ansprüchen an ein Skizzenbuch für einen Kurs nicht genügten, war ich mit einem Stapel loser Zettel angereist. Ich hatte vorgehabt, diese nach Bedarf zu beschriften, eventuell abzuziehende Fotos dann ebenfalls auf diese Blätter zu kleben und danach alles zusammen binden zu lassen. Dieses schöne Heft hat mich aber sofort von dieser Idee abgebracht, und die ganzen vier Tage, die der Kurs gedauert hat, war es jedes Mal eine Freude, das Heft zu öffnen, etwas hineinzuschreiben, oder auch gleich die Informationsmaterialien einzukleben.

Für die Kopien, die wir von Margit erhalten haben, habe ich mir eine Methode ausgedacht, wie sie zwar eingeklebt werden konnten, aber dabei keine übermäßige und vor allem keine ungleichmäßige Verdickung des Buches verursachte. Denn dank der 30-cm-SeitenBREITE konnte ich mehrere Lagen nebeneinanderkleben:



Hier noch ein paar Seiten. Die Fotos habe ich auf die Rückseiten der Kopien, in Leer-Räume, oder auch auf weitere eingeklebte Seiten geklebt:




Das Ganze wurde somit zu einem Gesamtwerk, das den Kurs für mich in seinem vollständigen Ablauf darstellt.



Dörte Bach war so freundlich, mir die Bezugsquelle für dieses Heft  zu nennen, möchte aber nicht, dass sie hier veröffentlicht wird.

Andererseits hat mich dieses Erlebnis aber auch inspiriert, großformatiges Papier, das ich mir vor einiger Zeit mal gekauft hatte mit dem Gedanken, frühere Buchbindeaktivitäten u.U. wieder aufzunehmen (wozu es bisher noch nicht gekommen war), für die Herstellung von vier Heften zu verwenden.
Zuerst habe ich die großen Bögen zerteilt – einerseits in eine Querformatgröße, andererseits in ein Hochformat. Die Größe entspricht keinerlei DIN-Norm, sondern beträgt 25 cm an der kurzen Seite x 35 cm an der langen Seite.



Beim Papiergeschäft in der Stadtmitte fragte ich nach möglichen Einbandmaterialien und fand zwei Bögen festeres interessant gemustertes Papier, das als Restposten besonders günstig abgegeben wurde.


Dann habe ich mit meiner Ahle vorsichtig die Löcher gestochen.


Anschließend wurde mein Shibori-Garn als Heftfaden zweckentfremdet.



Und schließlich habe ich noch die überstehenden Teile des Umschlags gefaltet, um die äußersten Seiten des ‚Buchblocks’ geschlagen und mit ein paar Zickzackstichen per Maschine festgenäht.


Eignet sich vielleicht nicht als Skizzenbuch zum ewigen Rumschleppen, um irgendwo unterwegs vielleicht ein paar Sachen zu notieren, aber für einen Kurs sicherlich mal ganz gut.
In Serienproduktion werde ich jedoch nicht gehen, obwohl es viel Spaß gemacht hat. Allerdings habe ich noch einige große Papierbögen, vielleicht kommen nochmal drei oder vier weitere Hefte zusammen. Dafür bräuchte ich aber erst noch geeignetes Papier für den Umschlag.

Samstag, 17. Dezember 2011

Endlich Schnee!


Der langfristig und groß für gestern angekündigte Orkan „Joachim“ – ab 15 Uhr nachmittags Sturmwarnung für den gesamten Landkreis, abgesagte Veranstaltungen – hat hier nur ein paar leere Mülltonnen umgekippt. Die meterhohen Schneewehen, die den Verkehr zusammenbrechen lassen sollten, belaufen sich hier auf maximal ca. 5 cm Schnee, und richtig liegen geblieben ist er auch nur auf Rasenflächen oder geparkten Autos, oder klebt am Zaun.


Aber die Welt sieht gleich viel freundlicher aus, wenn dem grauen Himmel wenigstens von unten etwas Weißes entgegenstrahlt.


Und: dieser Schneefall hat immerhin schon ungefähr doppelt so viel Schnee gebracht wie der eine Mini-Schneeschauer vor ca. 2 Wochen. Also: Kiste rausholen, Schnee sammeln, färben.


In Soda getränkte Stoffe habe ich schon seit Wochen bereitliegen, Farbe habe ich gleich nach dem Aufstehen noch vor dem Frühstück angerührt. Merkwürdig nur das Gefühl, dass ich mit meinem sechsjährigen Sohn um das bißchen Schnee konkurriere. Er will natürlich wieder einen Schneemann bauen – und vor zwei Wochen habe ich ihm da auch großmütig, aber doch schweren Herzens den Vortritt gelassen.


Ich hoffe sehr, dass es in den nächsten Tagen wirklich noch so richtig weiter schneit. Denn von den mit Schnee gefärbten Stoffen vom letzten Jahr sind nur noch ganz wenige übrig, ich brauche dringend Nachschub. 

Freitag, 16. Dezember 2011

Sehenswert: Ellsworth Kelly im Haus der Kunst


Bei einem meiner früheren Besuche im Haus der Kunst dieses Jahr hatte ich an der Außenwand bereits die Ankündigung gesehen, die mir klarmachte, dass ich mindestens noch einmal in diesem Jahr dort würde vorbeischauen müssen:


Anfang Dezember habe ich es dann endlich geschafft, mich zu Hause freizuschaufeln.
Nun ist das Haus der Kunst mit seiner Geschichte als Nazi-Bauwerk und Münchner Ausstellungsort der Ausstellung „Entartete Kunst“ nicht gerade ein Gebäude, angesichts dessen man in uneingeschränkte Begeisterungsstürme und Sympathibeteuerungen ausbrechen kann. Aber es ist auf jeden Fall ein Gebäude, das für die Ausstellung “Schwarz und Weiß” von Ellsworth Kelly wie gemacht scheint. 




Die riesigen und weitläufigen Räume mit den hohen Durchgängen bilden einen mehr als passenden Rahmen für die schwarz-weißen Gemälde, Reliefs und Fotos dieser Ausstellung. Die Wirkung der Gemälde wird durch diese räumlichen Gegebenheiten enorm verstärkt.

Im Haus der Kunst ist Fotografieren verboten, und bei der Dichte der Wärter war es nicht möglich, ein unerlaubtes Foto zu machen, zumal man ja gerade in so einem Nazi-Bau nicht bei unerlaubten Tätigkeiten erwischt werden mag. Allerdings wäre es schön gewesen, auf einem Foto wenigstens eine kleine Ahnung  davon zu vermitteln, welche Wirkung die Kombination der schwarz-weißen großformatigen Gemälde bzw. Reliefs mit den weitläufigen Räumen des Museum erzielt. Leider kommt davon nämlich im Katalog wirklich gar nichts rüber, da die Fotos ja nicht im Haus der Kunst gemacht wurden, die Raumwirkung also überhaupt nicht vermitteln können.
In einem Raum befindet sich ein Bodenbild, “Black Curves 2011”, das vom Haus der Kunst in Auftrag gegeben wurde und angeblich nach Ende der Ausstellung wieder vernichtet wird. Ich habe für mich zur Erinnerung ein paar dilettantische Skizzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln gemacht, hier ist eine davon.


„Black curves, 2011“ ist keine eigentliche Skulptur, denn man kann aufgrund der Anordnung im Raum nicht um das Werk herumgehen. Es liegt so im Raum, dass es an zwei verschiedenen Stellen die Wände berührt, wodurch der Weg abgeschnitten wird. Man sieht also ein Bild, flach auf den Boden gelegt – ein zweidimensionales Werk unter den dreidimensionalen Bedingungen des Raumes. Denn es ist etwas völlig anderes, ob man ein flaches Bild an der Wand hängend betrachtet, oder ‚von oben herab’. Beim Verändern der Position des Betrachters verändert sich die Sichtweise auf wesentlich eindrücklichere Art als bei einem Bild an der Wand. Und das alles in Bezug auf zwei zusammenhängende schwarze Kurven!

Mindestens genauso interessant wie seine Gemälde sind allerdings Kellys ausgestellte Skizzen und Fotografien. Kelly fotografiert ausschließlich in Schwarz und Weiß, und konzentriert sich dabei im Wesentlichen auf Formen. Viele meiner eigenen Fotos sind genauso angelegt. Und in dem Raum, in dem Kellys Fotos hängen, habe ich mir dann von einem Wärter die offizielle Erlaubnis für ein Foto des Raumes und der darin auftauchenden Schatten geholt, die eines Kelly durchaus würdig sind.



Mit Bildbearbeitungssoftware lässt sich das dann natürlich problemlos in ein Schwarz-Weiß-Foto umwandeln:


Kurz darauf habe ich dann noch im hiesigen Rathaus einen Kelly gefunden – wenn auch in etwas ungewöhnlicher Farbkombination:


Die  zehn Euro Eintritt sind auf jeden Fall gut angelegt – die Ausstellung läuft noch bis 22. Januar 2012. Und wer Kelly-total machen möchte, geht anschließend noch in die Pinakothek derModerne, dort sind seine Pflanzenzeichnungen zu sehen bis 8. Januar.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Notaufnahme, zum dritten

Gestern musste ich gegen die Mittagszeit kurzfristig in die Notaufnahme des nahegelegenen Krankenhauses. Beim Möhrenraspeln hatte ich mich so empfindlich in den rechten Daumen geschnitten, dass er mit zwei Stichen genäht werden musste. 
Es war das dritte Mal innerhalb von zwölf Monaten, dass ich um immer ungefähr dieselbe Uhrzeit aus immer ähnlichen Gründen dort war – einmal war es der linke Daumen, vor knapp zwei Monaten der linke Zeigefinger, und nun also der rechte Daumen. Bei den anderen beiden Malen war es jeweils ein Messer gewesen, und es hat wenigstens immer noch ein Klammerpflaster gereicht, diesmal nun also die Raspel, und Stiche. 
Gibt einem viel zu denken. Erstens wird mir klar, wie stark ich mich auf meine rechte Hand verlasse. Zum Beispiel beim Tippen: ich habe mal gelernt, dass beide Daumen für die Leertaste verwendet werden können. Tatsache ist, das spüre ich jetzt, dass ich eigentlich immer den rechten nehme. Zweitens merke ich nun am ganz eigenen Leibe, welch ein enormer evolutionärer Fortschritt dieser Daumen ist, die Gegenüberstellung zum Zeigefinger: „ohne“ Daumen (weil jetzt bandagiert) lässt sich ja eigentlich nichts außer Lesen problemlos machen. Schreiben geht schlecht, diverse Aktivitäten hygienischer Art sind eingeschränkt, schon das Trinken ist mühsam, weil das Glas plötzlich nicht wirklich fest gegriffen werden kann. 
Und das Weiterarbeiten an Quilts ist ebenfalls nicht wirklich möglich. Stecknadeln fassen mit dickem Pflaster ist einfach alles andere als lustig. 
Aber jetzt werde ich mir jedenfalls ernsthaft Gedanken über meine Küchenausstattung machen. Offensichtlich ist hier eine Investition nötig, die meine Finger weit außerhalb der Gefahrenzonen hält. Denn es ist ja wohl keine echte Alternative, die Vorbereitung des Mittagessens einzustellen...

Montag, 12. Dezember 2011

Kunst oder Handwerk?


In diesen Tagen strotzt Deutschland ja vor Weihnachtsmärkten. Fast jeder Ort richtet einen aus, mehr oder weniger lang. Ich gehe selbst auch ganz gerne mal auf einen, wenn es dort nicht nur die kommerziell gefertigten Standardsachen gibt – und was anderes zu trinken als Glühwein...
Immer wieder schlagen mir auch Leute vor, ich sollte mich doch mal mit meinen Sachen auf einem Weihnachtsmarkt präsentieren, schließlich gäbe es doch wirklich schöne, auf denen man auch kunstvoll hergestellte Dinge bekäme.

Vor drei oder vier Jahren habe ich das dann tatsächlich mal gemacht, als hier im Ort zum ersten Mal ein „Kunsthandwerker-Markt“ vom Förder- und Gewerbeverein ausgerichtet wurde. Das halbe Jahr über habe ich Taschen, Babydecken und Kissenhüllen genäht. Ein paar meiner Kursteilenehmerinnen hatten auch einige Teile beigesteuert, und als Ergänzung hatte ich noch handgebundene Bücher von Susanne Muuss im Angebot, einen Kalender mit Fotos meiner Quilts, und Grußkarten. An die hintere Wand meines Standes hatte ich zwei meiner Quilts gehängt, in der Annahme, dass die als Blickfang zumindest ein wenig die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. (Bewundert wurden sie schon, „mein Gott, wie lange dauert das denn, so was zu machen?“)
Zwar habe ich unter dem Strich fast alles (außer den Quilts) verkaufen können. Das meiste ging allerdings an Leute, die ich irgendwie kannte, vom ‚unbekannten Laufpublikum’ wurde praktisch nichts gekauft, sondern mehrfach gehörig gemeckert, dass die Sachen zu teuer seien (Tasche mit zwei seitlichen Reissverschlüssen für 40 Euro, Kissenhülle für 30 Euro.) Ein Teil der Sachen ging auch erst im Nachhinein weg, als der Markt vorbei war und jemand fragte ob ich denn noch was hätte.
Nach vier Tagen in der Kälte war das finanzielle Ergebnis dann doch irgendwie ernüchternd, zumal sich keinerlei ‚Nachfolge’-Aufträge oder Anfragen ergaben, was ich mir eigentlich erhofft hatte.
Außerdem war ich auch etwas erstaunt gewesen, dass unter den Anbietern dann auch das Schreibwarengeschäft und das Haushaltswarengeschäft aufgetreten waren, wenn auch mit weihnachtlich angehauchtem Angebot. Beim nächsten Jahr habe ich mich dann entschieden, nicht wieder mitzumachen. Auch das Angebot der Hebammenpraxis, bei ihrem zweijährlich stattfindenden Herbstmarkt mitzumachen, habe ich nicht aufgegriffen.
Dieses Jahr habe ich mir zwar nochmal einen anderen Markt in Landshut angeschaut, bei dem eine wirklich nette Atmosphäre herrschte, der Kunsthandwerkermarkt im Bauzunfthof. 


Hier war zu beobachten, dass insgesamt ein höherwertiges Angebot da war, mehrere Stände mit Schmuck, eine Weberin (wo ich mir einen schönen handgewebten Schal gekauft habe), Holzarbeiten, handgebundene Bücher, ein Keramiker. Noch kann ich mich aber nicht entschließen, mich um Teilnahme zu bewerben. Auch hier stünde man zwei Tage in der Kälte. Und obwohlich gerne auch mal gebrauchsfähige Kleinigkeiten mache, habe ich keine große Lust, das Jahr über Kissenbezüge und Babydecken auf Halde zu nähen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie loswerde. (Taschen würde ich sowieso nicht nochmal machen, außer vielleicht einem kleinen Beutel, wie ich ihn vor einem Jahr mal hier kurz beschrieben habe. Entgegen andersartigen Trends halte ich nicht viel von Patchworktaschen, sowohl aus ästhetischen als auch aus konstruktionstechnischen Gründen. Und die Materialkosten für stabilisierendes Vlies und Zubehör summieren sich meist enorm, so dass ein reeller Preis jegliche Käufer sofort abschrecken würde.) Hinzu kommt, dass die Vorweihnachtszeit wegen des Berufes meines Mannes immer alles andere als „staad“ ist, wie das hier in Bayern genannt wird, und ich mir den zusätzlichen Organisationsstress für Kinderbetreuung und das ganze Drumherum nicht auch noch aufbürden möchte.
Kissen und Decken verschenken kann ich auch so an nette Leute, ohne mich dafür tagelang in die Kälte stellen zu müssen. Meine Kunst kann ich auf Märkten nicht unterbringen. Aber auch wohlmeinenden Betrachtern fällt es offensichtlich schwer, meine Quilts für die Wand als Kunst anzusehen, für sie fällt es weiterhin unter Kunsthandwerk. 
Vielleicht ist Quilten doch das falsche Medium, wenn man künstlerisch tätig sein will? 

Dienstag, 6. Dezember 2011

„Farbe – Form – Objekt. Textiles nach Bauhausphilosophie“


Mitte November war ich für vier Tage im Bildungshaus St. Martin des Klosters Bernried bei einem Kurs von Margit Amann von Glembowski. Für den hatte ich mich angemeldet, nachdem Margit, als wir bei den Patchworktagen in Rüdesheim im selben Hotel untergebracht waren, beim Frühstück so ausgiebig von der Ruhe und angenehmen Arbeitsatmosphäre dort geschwärmt hatte, die sie bereits vor einem Jahr kennengelernt hatte.

Blick aus unserem Arbeitsraum in den Klostergarten -
allerdings waren diese Sonnenstunden rar.

Klosterteich
Als ich die Materialliste bekommen habe, war ich zwar erstmal leicht geneigt gewesen, mich spontan wieder abzumelden, weil da so viele Dinge draufstanden, die ich eigentlich nach langen Phasen des Alles-Sammelns inzwischen wieder aus meinen Vorratsbeständen entfernt habe, weil ich glaubte, gemerkt zu haben, dass ich die nicht mehr in meinem Patchworkleben gebrauchen würde. Aber da ich mich nun so lange auf den Kurs gefreut hatte und einfach auch gerne mal wieder selbst Schülerin sein wollte, bin ich dann doch gefahren, auch wenn ich mir nicht sicher war, was ich nun wirklich einpacken sollte
Eines von Margits Mottos ist „was unter die Nähmaschine passt, kann auch genäht werden“, und das haben wir dann auch gemerkt. Ich bin letztendlich auch mit meiner kleinen Sammlung durchgekommen, fürchte aber, dass ein Teil des bei meinen letzten Räumaktionen erneut gewonnenen Platzes in Zukunft wieder für solche mehr oder weniger nähbaren Materialien reserviert werden muss.
Mit dem Bauhaus hatte ich mich auch vorher schon mal beschäftigt. Einerseits haben wir vor etlichen Jahren mal einen kurzen Halt in Dessau eingelegt, als wir auf einer Urlaubsfahrt nach Norden waren, und uns wenigestens das Gebäude des Bauhauses angesehen. Mein Sohn war damals 1 ½ Jahre alt und als Windelpaket munter auf den Treppen unterwegs. Außerdem haben ihm die Stühle gefallen, die in den Stockwerken im Treppenhaus zum Sitzen einladen.



Außerdem habe ich natürlich immer wieder voller Bewunderung die verschiedenen Publikationen über das Bauhaus, und v.a. über die Textilwerkstatt angeschaut. Allerdings hatte ich, trotz eigenen zurückliegenden Weberfahrungen und der möglichen Umsetzung einiger der sehr graphischen Entwürfe, nie den Schritt getan, Bauhausentwürfe ins Patchwork zu übertragen. Es war mir doch einfach etwas zu simpel, die (Webteppich-)Entwürfe in Streifentechnik zu übertragen und ‚nachzumachen’.
Deshalb war ich auf diesen Kurs sehr gespannt.
Neben Einheiten über die Geschichte des Bauhauses und die Entwicklungen innerhalb des Lehrkörpers standen dann einige interessante Übungen auf dem Kursprogramm. Zuerst ging es um Dreick, Kreis und Quadrat.

Die Formen durch Quiltmuster herstellen
In Anlehnung an Kandinskys Zuordnung der Primärfarben zu den sogenannten Grundformen (Kreis, Dreieck und Quadrat) haben wir dann „Farbkörper“ genäht. Diese sind diffizil zu nähen, innen hohl und dementsprechend druckempfindlich, haben sich aber zum Abschluss des Kurses in einem „Relief der Farbkörper“, sozusagen einer temporären Gemeinschaftsarbeit der Teilnehmerinnen, zusammenstellen lassen.

"Relief der Farbkörper"

Die „verschiedensten nähbaren Materialien“, die mir so einen Schreck eingejagt hatten, brauchten wir dann für eine Umsetzung der Tast- und Materialübungen von Johannes Itten, die er auch mit den Studenten des Bauhauses veranstaltet hat: Aufgabe war es, eine textile Collage mit verschiedensten Materialienzu erstellen, die ein bestimmtes Gegensatzpaar darstellte, das man auf einem Zettelchen gezogen hatte.
Für mein Gegensatzpaar „starr – bewegt“ habe ich eine besondere Stricknadel geopfert, die ich dabei hatte. Außerdem kam mir ganz gelegen, dass wir zur Begrüßung von der Veranstalterin Dörte Bach ein kleines Organzabeutelchen mit Aufmerksamkeiten bekommen hatten. Das ließ sich dann auch noch einarbeiten, und Margits Fundus, aus dem wir uns bedienen durften, steuerte eine längliche Muschel und zwei versteinerte Haifischzähne bei. Alles auf Keilrahemen gezogen – und wieder hatte ich etwas zum Thema Tanz produziert, obwohl ich doch von mir selbst behaupte, nicht gegenständlich zu arbeiten:

starr - beweglich: collage
 Anschließend folgten noch Skizzenübungen, Überlegungen zu Quiltentwürfen, die sich weiter mit den Formen Dreieick, Kreis, Quadrat befassen sollten, und die Umsetzung in einen kleinen Quilt. Meine Idee war beim morgendlichen Lauf durch den nahegelegenen Park entstanden. Allerdings wurde mein Teil am Ende zwei Zentimeter größer pro Seitenlänge, als in der Übungsanweiung angegeben, so dass ich es  im Kurs noch nicht auf einen Keilrahmen aufziehen konnte. 

Bauhausstudie
Einen Tacker habe ich mir inzwischen zwar besorgt, und die passenden Keilrahmenteile auch, nun fehlt nur noch die Aktion, den Tacker auch in Betrieb zu nehmen.
Und dann bleibt abzuwarten, wie sich das Bauhaus mit seinen klaren Formen Zutritt in meine Arbeit außerhalb dieses anregenden, ruhigen und interessanten Kurses verschaffen wird.

Park im morgendlichen Nebel

Sonntag, 4. Dezember 2011

Vivian Maier in München


Im April habe ich bereits über Vivian Maier, die Entdeckung aus der Schuhschachtel, berichtet.
Seitdem schaue ich immer mal wieder in den Blog, auf dem inregelmäßigen Abständen weitere ihrer Fotos veröffentlicht werden.
Dort wurde dann auch angekündigt, dass im Herbst diesen Jahres ein Buch veröffentlicht werden soll, und als ich neulich auf der Suche nach einer Antwort, was ich mir denn zu Weihnachten wünschte, nach diesem Buch suchte, fiel mir der Link „Vivian Maier in München“ auf. 
Vivian Maier in München?
Die Ausstellung findet im Amerikahaus statt und ist absolut sehenswert. Ich bin letzte Woche, als ich einen Tag in München war, vorbeigegangen und hätte mich wirklich sehr geärgert, wenn ich den Hinweis nicht mehr rechtzeitig gefunden hätte.


Wer es noch schafft: noch bis 9. Dezember! Das Buch gibt es dort auch.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Ab ins Gefängnis

Heute beginnt die Ausstellung „kommt Zeit, kommt Naht“ der Freisinger Schnipsis. Ort: Altes Gefängnis in Freising (vom Bahnhof aus in ca. 10 Minuten gut zu Fuß erreichbar in der Altstadt zu Füßen des Domberges), das ich ja vor einiger Zeit schon einmal als bemerkenswerten Ausstellungsort vorgestellt habe.


Die Vernissage ist um 19 Uhr, Freitag geöffnet von 14 bis 20 Uhr, Samstag von 9 bis 20 Uhr, und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Herzliche Einladung an alle, die irgendwo in der näheren Umgebung wohnen, doch mal vorbeizuschauen! Ich freue mich schon auf meine Schicht als Aufsicht und bin gespannt, wer alles kommen wird.
Es werden mehrere Jahrgänge der legendären Kalenderquilts der Gruppe gezeigt, und zahlreiche andere Exponate unterschiedlichster Stilrichtungen.
Bei der Ausstellung werden u.a. auch Stickquadrate der DAI verkauft.
Eigentlich hatte ich hier ja noch ein Foto zeigen wollen von meinem fertig gestellte Afghanistan-Quilt, aber ehrlich gesagt, habe ich vollkommen vergessen, ihn zu fotografieren, bevor ich ihn zum Aufhängen weggebracht habe. Das Bild wird nachgeliefert, versprochen!