Dienstag, 30. Mai 2017

Baby Jane Nebeneffekt



Über die Fortschritte meines Baby-Jane-Projektes darf ich hier auf dem Blog nicht wirklich berichten, damit den Artikeln im Mitgliedermagazin nicht vorgegriffen wird. Aber dass mich neulich in Karlsruhe jemand gefragt hat, was mich denn eigentlich geritten habe, als ich mich entschloss, das Projekt mitzumachen, das darf ich hier schon mal erwähnen. Und dass ich dann ganz zerknirscht zugegeben habe, dass ich das selbst auch nicht immer so richtig weiß, außerdem jetzt schon wieder brutal in Rückstand geraten bin... und die nächste Aufholjagd starten muss... das darf ich schon erwähnen. Aber das wird alles besser, ohne dass ich hier mehr darüber sagen will.
Und über den Fortschritt des als ‚Nebeneffekt‘ gestarteten Nine-Patch-Quilts darf ich hier schon berichten, weil er ja streng genommen nicht zum Baby Jane dazugehört.





 Der ist inzwischen nämlich fertig geworden.



Eine Zeitlang lag er dann sogar fertig genäht, aber noch ungequiltet rum, eine große Decke, die noch auf ihre Bestimmung wartete. Vor ca. vier Wochen dann auf einmal der Arbeitsschub, in kurzer Zeit war alles gequiltet, und auch der Rand ließ nicht lange auf sich warten.
Und nur wenige Tage nach der endgültigen Fertigstellung erklärte sich dann auch von selbst die Bestimmung des Quilts. Er ging an eine der Schülerinnen aus meiner Klasse, die einen besonderen Anlass feierte, völlig überraschend und unangekündigt. 


Deshalb war es sehr gut, dass der Quilt ein paar Tage zu früh fertig geworden war und geduldig seiner Bestimmung harrte.

Donnerstag, 25. Mai 2017

Kreativität als Prinzip, üben...

Während ich auf die Entscheidung des Landratsamtes in Bezug auf die Arbeitserlaubniss für einige Mitglieder 'meiner' Klasse warte (für über die Hälfte ist alles in Ordnung, aber einige der Schüler bangen noch, und ich mit ihnen), ist das Stricktuch schon ein bisschen weiter gewachsen.

Außerdem habe ich meinen Beitrag für die alljährliche SAQA Benefit Auction auf den Weg gebracht:

Play of  Lines 40: Crossing the Red Line

Es ist eine Rückkehr zu der Serie Linienspiele, aber diesmal ist der Titel Englisch, erstens, weil das gute Stück in die USA geschickt wurde, und zweitens, weil im Englischen der Titel zweideutig ist. "To cross the line" ist ja das Überschreiten einer Linie, und in der Politik ist in den letzten Jahren in Bezug auf die Kriege in den verschiedenen Regionen im Nahen Osten immer wieder davon gesprochen worden. Hier sind aber auch 'crosses' über der roten Linie - diese Zweideutigkeit ist auf Deutsch leider nicht ausdrückbar.
Außerdem habe ich zwei Quilts für die Serie text messages fertiggestellt. Einen hatte ich vor zwei Jahren in Prag bei meiner Demonstration am Bernina-Stand angefangen und war eigentlich davon ausgegangen, dass der ab Juni mit der T bis M reisen würde, als Beitrag eines Jury-Mitgliedes. Da er aber nicht mit Foto im Katalog der Ausstellung vertreten ist, weil er zu dem Zeitpunkt, als die Fotos eingereicht werden mussten, noch nicht fotografierbar fertig war, habe ich mich mit Barbara Lange nun darauf geeinigt, dass der im Katalog abgebildete gezeigt wird. Wo ich den neuen zeigen oder einreichen werde, habe ich noch nicht entschieden, deshalb zeige ich jetzt erstmal noch kein Gesamtbild.

text messages 10: Hommage an Oskar Pastior, Detail

Der zweite jüngst fertiggestellte ist meine Einreichung für die SAQA-Ausschreibung "Made in Europe II", die ich als eine der letzten Aktivitäten als Co-Rep für SAQA noch mit auf den Weg gebracht habe. Auch hier erst nur ein Detail, da die Auswahl noch nicht stattgefunden hat.

text messages 12: Artikel 1

Bei diesem Quilt habe ich ein bisschen geschummelt - das Top ist ein Teil eines vor längerer Zeit während meines Aufenthalte bei Nancy Crow auf der Farm genähten Tops, das nie gequiltet wurde. Darauf habe ich den Text "Die Würde des Menschen ist unanantastbar" gestickt, in Variationen. Mein derzeitiges Thema...
Mit dem Rest des Tops werde ich auch noch etwas Weiterverarbeitendes anfangen. Auch das wird eine Fortsetzung der Linienspiele sein, denke ich, und eine weitere Idee schmort noch. Allerdings muss ich mich z.Zt. mühsam wieder in einen Modus versetzen, wo die Ideen sprudeln. Eine Zeitlang , bevor ich angefangen habe, zu unterrichten, war es ja so, dass mir ständig Ideen kamen. Jetzt ist das viel spärlicher, wenig Zeit, viele andere Dinge, die mich beschäftigen...

Aber spielerisch kreativ werden kann man auch im Kleinen. Als ich neulich ein neues T-Shirt fast ruiniert habe, weil ich wie bei allen T-Shirts als erstes das Schildchen entfernt habe, und dabei den Jersey verletzt habe, habe ich einfach eines meiner Nähmschinenmäuschen draufgesetzt. Nur an der Seitennaht, viel dabei gedacht habe ich mir erstmal nicht. Einer meiner Schüler meinte dann aber "Warum machst Du nicht mehr drauf?" - und ich fand, dass er eigentlich recht hatte. Jetzt ist das T-Shirt etwas anders.

Mäuschen als Aufpepper...

Ich habe viele Mäuschen dieser Art - vielleicht lassen sich noch andere Kleidungsstücke verändern. Zugegeben, die Idee war nicht wirklich meine. Und besonderes Aufsehen habe ich gestern damit auch nicht erregt, als ich das Shirt so zum ersten Mal getragen habe. Aber mir gefällt es. Und wenn sich Verwendungen für diese Mäuschen finden lassen, bin ich immer glücklich. Resteverwerterin bis zum letzten... Wie auch bei dem Quilt für die Benefit Auction. Der ist entstanden, weil es mich dauerte, auf der Longarm-Maschine so lange Fäden-Abschnitte zu haben und ich die erstmal alle aufgehoben habe. "Waste no Thread!" sollte er ursprünglich heißen. Aber das kann der nächste ja auch noch.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Kreativität als Prinzip



Ich arbeite ja gar nicht gerne nach irgendwelchen Anleitungen - vielleicht auch ein Grund, weshalb ich bisher nicht richtig ins Kleidung-Nähen eingestiegen bin. (Und ein Grund, weshalb ich gar nicht gerne Anleitungen schreibe, aber das ist ein anderes Thema.) Allerdings bin ich der Meinung, dass meine kreativen Abweichungen von Anleitungen zu durchaus interessanten Ergebnissen führen können. Vielleicht bin ich gerade mal wieder an so einer Sache dran, diesmal im Hobbybereich Stricken.
Ich habe ein ganz tolles Buch mit englischen Anleitungen,


aus denen ich mir eine ausgeguckt hatte, die wollte ich machen:


Natürlich mit dünnerer Wolle - das bedeutet Maschenzahl umrechnen, oder auf gut Glück drauflos stricken… Angefangen hatte ich schon vor einiger Zeit, und die ersten zwei Vorderteile waren zumindest in Teilen schon fertig.



Aber dann haben Bedenken eingesetzt, ich hatte keinen Drang mehr, das Teil als Jacke nach dieser Anleitung fertig zu stricken - und beschloss, es umzuwandeln, zu einem Schal . Der Entschluss kam noch bevor das zweite Vorderteil genau so weit gediehen war, wie das erste. Also konnte ich da schon anfangen, Veränderungen einzubauen. Die Farbfolge umdrehen ist eine, ein bisschen rot noch einbauen eine andere. Prompt stieg wieder die Lust, dieses Strickzeug in die Hand zu nehmen.
Jetzt bin ich gerade in einer Phase, die etwas Geduld erfordert: die zwei Teile noch miteinander zu verbinden ist eine etwas mühselige Angelegenheit. Danach kann dann wieder jedes einzelne  Teil angestrickt werden, aber zuerst muss die Verbindung hergestellt werden. 



Das Stricken beruhigt meine Nerven ein bisschen, während wir darauf warten, wie die Entscheidungen des Landratsamtes in Bezug auf die Arbeitserlaubnisse der Senegalesen in der Klasse ausfallen werden. Nächste Woche soll es so weit sein, und die Anspannung ist täglich greifbarer zu spüren. Da sind ein paar gestrickte Reihen eine willkommene Ablenkung.

Donnerstag, 11. Mai 2017

Rückschau auf Nadelwelt und drumherum



Die Tage in Karlsruhe waren interessant und gerade ausreichend ertragreich, dass ich beschlossen habe, doch nächstes Jahr wieder mit einem Stand dort vertreten zu sein. Im Vorfeld hatte ich das eher angezweifelt, weil es im letzten Jahr ja nicht so gut gelaufen war. 


Aber durch die Übernachtungsmöglichkeit bei meinen Eltern halten sich die Unkosten dort (außer den recht ansehnlichen Standgebühren) so in Grenzen, dass ein bisschen anders kalkuliert werden kann. Außerdem ist es auch ganz nett, mit den älter werdenden Eltern am Geburtstag essen zu gehen. (Wenn auch der Ehemann sich beklagt hat, dass er nicht mit mir feiern konnte… man kann es eben nicht allen recht machen, und in der Kleinfamilie hatten wir schon ‚vorgefeiert‘.) Allerdings kommt nur so mäßige Geburtstagsstimmung auf, wenn man über 4 ½ Stunden Auto fahren und anschließend einen Messestand aufbauen muss, außerdem gab es an dem Tag noch mehrere schlechte Nachrichten aus dem Freundeskreis, insofern war es kein besonders fröhlicher Tag… Aber was solls, weiter im Text. Immerhin hatte ich wieder sehr nette und tatkräftige Hilfe beim Ein- und Ausladen zu Hause. Wenn auch das Aufbauen in Karlsruhe alleine bewältigt werden musste.




Bei Messen ergeben sich viele Gesprächsmöglichkeiten. Ich kenne inzwischen so viele Leute, dass es nur selten längere Spannen gibt, in denen nicht ein bekanntes Gesicht in der vorbeiflutenden und schauenden Menge der Besucher auftaucht. Schön ist es, wenn man den freudigen Ausruf hört „Da ist sie, wir haben sie gefunden!“ und daran erkennt, dass das, was ich anbiete, gesucht worden ist. Schön ist es auch, wenn jemand kommt und fragt „Soll ich mich hier kurz hinstellen, damit Du mal auf die Toilette gehen kannst?“ Nicht immer muss ich, aber manchmal gehe ich prophylaktisch, denn wer weiß, wann das nächste freundliche Angebot kommt…
Nicht ganz so schön ist es, längeren Ergüssen von Leuten zuzuhören, die mir ihr Herz ausschütten darüber, wieviel Stoff sie zu Hause haben, und dass sie zu dieser Veranstaltung gekommen sind mit dem festen Vorsatz, kein einziges Stück zu kaufen, nur zu schauen - und sich nicht so leicht abschütteln lassen. Ich bemühe mich sehr, freundlich zu bleiben und zu lächeln, aber ehrlich gesagt will ich das nun gerade nicht hören und vor allem nicht damit meine Aufmerksamkeit am Stand fesseln lassen, vielleicht geht ja gerade jemand vorbei, der oder die etwas kaufen würde, wenn man es richtig anpackt!

Besonders schöne Begegnungen sind die Leute, die gezielt kommen, um ein Abo abzuschließen. Her damit! Das belohne ich auch immer mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Das Auf und Ab an Abonnenten-Zahlen ist normal, aber auf den Messen neue Kunden zu gewinnen, ist ja das zweite Hauptziel meiner dortigen Anwesenheit.

Schön ist es aber auch, wenn jemand sagt „Ich verfolge Sie im Internet, und ganz besonders interessant finde ich, wie Sie sich für Flüchtlinge einsetzen.“ Der daraus resultierende Austausch war einerseits ermutigend - es gibt doch da draußen Leute, die ähnlich denken wie ich - und andererseits ernüchternd. Sie erzählte von ihren Erfahrungen vor zwanzig Jahren, als sie einen Nigerianer heiratete, und aus meinen Erlebnissen merkte, dass sich in dieser Zeit leider immer noch nicht viel geändert hat. Die letzten Tage nach der Rückkehr waren in dieser Hinsicht auch wieder sehr schwierig - die Klasse ist geschrumpft, weil zwei der Senegalesen es nicht mehr aushielten, die Spielchen mitzumachen, die das hiesige Landratsamt ihnen zumutet. Und wie es mit den anderen weitergeht, wissen wir immer noch nicht. Es könnte durchaus sein, dass dieses Jahr des Unterrichtens eine einmalige Angelegenheit bleibt.