Mittwoch, 28. Oktober 2015

Am Flughafen

Es ist die am längsten geplante Reise meines Lebens (15 Jahre). Und es war der hektischste Aufbruch, den ich je hingelegt habe - erst so ca. zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges glaubte ich, alles erledigt zu haben, was unbedingt noch erledigt gehörte. Um dann wenigstens noch einmal ein wenig über den Inhalt meiner Reisetasche nachdenken zu können. Die paar Dinge, die ich nicht geschafft habe - Laub rechen, den Kühlschrank auf verderbliche Lebensmittel durchzusehen, oder das umwickelte Fahrrad winterfest zu machen - müssen nun meine beiden Männer übernehmen. Dafür habe ich ihnen noch ein kleines Carepaket auf den Tisch gestellt.

Und dann saß ich im Zug und sollte plötzlich entspannen.


Das war gar nicht so einfach. Weil die Züge koordiniert verspätet waren, ich also trotz Anschlusswarnung alle Anschlüsse bekommen habe, war ich nach dieser Superhektik dafür so frühzeitig am Flughafen wie noch nie zuvor in meinem Leben.



Und da sitze ich jetzt, und sammle Reflektionen.





 Gerade ist der Riesenvogel angerollt gekommen, und in zwei Stunden geht es hoffentlich endgültig los...

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Meine Jahresplanung für dieses Jahr hatte beinhaltet, dass ich mich dem üblichen Novemberwetter in Deutschland völlig entziehen würde, Flucht auf die andere Seite der Erde. Dass die für das Wetter zuständigen Götter dann auf die blöde Idee kommen würden, das Novemberwetter einen Monat vorzuverlegen, hatte in meiner Jahresplanung nicht vorgesehen. Statt des ‚normalen’ goldenen Oktobers, von dem immer alle so schwärmen, ist dieses Jahr der November schon im Oktober eingekehrt, zumindest war das Oktoberwetter bis jetzt so – aber nun sind es nur noch 8 Tage, bis ich ins Flugzeug steigen werde.
Bis dahin sind nur noch ein paar Dinge noch zu erledigen, aber ich bin gut im Zeitplan. Heute habe ich angefangen, die Novemberkollektion zu färben, die ja praktisch am Tag meiner Rückkehr verschickt werden muss, wenn sie pünktlich ankommen soll. 
Das erforderte ein Umdenken beim Stofflieferanten, was nicht so wirklich gut hingehauen hat – ich habe die doppelte Lieferung zum Üblichen bekommen und habe jetzt Vorräte an Stoff, dass ich mich selbst kaum noch auskenne im Ballenlager. Nun gut, alles pfd und weiß, man kann also nicht allzuviel durcheinanderbringen. Selbst wenn man schon so halb im Reisemodus ist!
Aber im Keller, wo ich färbe, ist außerdem der Trockner ‚in Reparatur’. Kaputt ist er schon etwas länger, im Sommer haben wir uns davon erstmal nicht stören lassen, weil die Wäsche draußen ja schnell und problemlos trocknete und ich im Sommer eigentlich sowieso nie etwas in den Trockner stecke. Aber wir wohnen außerdem in einem Haus, das Glühbirnen auf der Speisekarte hat - ich habe noch nie vorher in meinem Leben so oft neue Glühbirnen einschrauben müssen wie in diesem Haus! – und als neulich mal wieder eine Lichtquelle bei uns ausfiel, diesmal gleich der Trafo für eine dreibirnige Lampe über dem großen Tisch im Wohnzimmer, haben wir den bestellten Elektriker gleich ebenfalls auf den Trockner angesetzt. Der ist glücklicherweise reparierbar, und angeblich soll es auch nicht so teuer werden, aber jetzt steht er, bis das Ersatzteil komm,t einfach nur im Weg rum. 


Ein bisschen konnte ich ihn verschieben, und es geht schon, sich drumherum zu wickeln, um von einem Bottich zum anderen zum Rühren zu kommen, aber ich muss schon den Bauch ein bisschen einziehen!
Ich habe auch an die Fäden gedacht, und mittlerweile ist die erste Ladung in der Waschmaschine. 


Ich habe einen weitere Auftragsquilt auf die Longarm gespannt, der soll vor der Abreise noch fertigwerden.




Und ich sitze an der Randgestaltung für den Quilt für die SAQA-Ausschreibung „My corner of the World“, den ich in einer Fotodatei mitnehmen will, um ihn von NZ aus einreichen zu können. Die Wunder der digitalen Technik!
Als ich vor knapp 18 Jahren zum ersten Mal dort war, um mit dem Fahrrad die Südinsel zu erkunden, besaß ich noch kein Handy, habe nur hin und wieder mal abends vom Zeltplatz aus meinen Eltern ein einseitiges Fax geschickt, um sie wissen zu lassen, dass ich noch lebe, und sie haben dann innerhalb der Nacht an die Absendernummer per Fax geantwortet.


Von den damaligen Entwicklungen im Weißen Haus (Lewinsky-Gate!) hat man nichts mitbekommen, die große Nachricht auf einer Zeitungsfrontseite, die ich mal gelesen habe, waren 12 im Sturm vermisste, vermutlich verunglückte Schafe ... Diesmal werde ich einen kleinen Computer dabei haben und hin und wieder etwas auf dem Blog veröffentlichen. Allerdings weiß ich schon jetzt, dass ich nicht mit der hiesigen Telefonnummer dort sein und also auch keine Nachrichten vom Helferkreis für Asylbewerber empfangen werde. Das wird gut tun. Und erst wenn ich dann wieder zurück bin, werde ich mir Gedanken darüber machen, wie sich alles entwickelt haben wird. So stelle ich mir das jedenfalls vor.

Freitag, 16. Oktober 2015

Ausstellung beim Optiker

Ich dachte, ich hätte schon einen kleinen Bericht über meine Ausstellungseröffnung vom vergangenen Samstag veröffentlicht, aber da hat mich das eine Foto, das ich auf facebook gezeigt habe, in meiner Erinnerung getäuscht, und schon wieder ist eine Woche vergangen!

Die Quilts hängen in einem Augenoptikgeschäft in der Innenstadt im hinteren Geschäftsbereich. Später mal soll dort ein Hörgeräteakustikbereich entstehen, und bis dahin ist der Geschäftsinhaber gerne bereit, die Räume als Ausstellungsbereich zur Verfügung zu stellen. Es sind auch große Wandflächen dabei, und da er dann auch gesagt hatte, dass er gerne große Werke dort sehen würde, habe ich nochmal meine großen Linienspiele aufgehängt, obwohl sie ja schon mehrfach - in anderen Orten und Gegenden - zu sehen waren.


Es hängen aber auch einige neuere, die noch nicht gezeigt worden sind. Ganz frisch 'aus der Nähmaschine' mein Quilt für die SAQA-Ausschreibung, den ich jetzt noch einreichen werde (Gekentert - text messages 8), dann der Quilt, der letztes Jahr den Einsendetermin im Elsass verpasst hat, und eine Variation über den Nine-Patch, von dem ich mir bisher noch nicht sicher war, für wie gut ich ihn eigentlich halte. Im Bild oben der blaue, links im Hintergrund (Shapes 28). Bei der Ausschreibung, für die ich ihn gemacht hatte, ist er nicht 'gelandet', und dann habe ich erstmal wieder das Zweifeln an meinen Ideen und Fähigkeiten angefangen. Als mein Mann ihn jetzt an der Wand gesehen hat, war er völlig baff und fand ihn einen der besten, den ich je gemacht hätte - und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ist das ein Ausdruck seiner unerschütterlichen Unterstützung und Solidarität, oder ist es wirklich ein guter Entwurf?...

Vorhut der Gäste...

und hier war schon wieder alles vorbei.
Zwischendurch habe ich vergessen, zu fotografieren!


Danach bin ich dann erstmal kurzfristig in Entspannungs-Modus verfallen. Und jetzt verbringe ich meine Tage damit, wieder irgendwelche Listen abzuarbeiten, um Dinge zu erledigen, die noch geschafft werden müssen, bevor ich in 12 Tagen ins Flugzeug steige.

Zum Beispiel noch einen Quiltauftrag:



Und noch denke ich, dass ich auch den zweiten SAQA-Quilt für die nächste Ausschreibung noch fertig bekomme. Hier habe ich eine neue Variante ausprobiert, die Text-Teile auf des Top zu übertragen. Die Idee fand ich eigentlich supergut - ich habe im Elsass einen furchtbar teuren Faden gekauft, der sich in Wasser dann auflöst, und so könnte ich einfach die Außenlinien nachfahren, ohne mit Avalon zu übertragen.


Leider mag meine Maschine den nicht so wirklich gerne aufspulen. Als Oberfaden geht es, aber wenn ein normaler Faden als Unterfaden verwendet wird, zieht es den wieder nach oben... Es ging leider auch nicht, mit dem Aufspuler, der für die Longarm zuständig ist, aufzuspulen - denn die Spulen haben eine andere Innenlochgröße. Diese Technik ist also noch optimierbar. Aber darüber mache ich mir erst weitere Gedanken, wenn ich aus Neuseeland zurück sein werde. Jetzt habe ich es erstmal soweit geschafft, dass ich weitermachen kann.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung - und jetzt?

Vergangenen Samstag habe ich mir im Radio die Rede des Bundespräsidenten aus Anlass des Festaktes zur 25. Jahrestag der Wiedervereinigung in der Paulskirche in Frankfurt angehört. Die Verbindungen, die er zur heutigen Situation gezogen hat, mit den vielen Flüchtlingen, die zur Zeit nach Deutschland kommen – und so viele wollen einfach nur nach Deutschland, weil sie Gutes, darunter aber auch viele Märchen über dieses Land gehört haben – hat mir sehr eingeleuchtet. Auch die DDR-Flüchtlinge kamen damals, vor 26 Jahren, aus den Botschaften der Ostblockländer, massenweise, in Zügen, und hatten sich zwar ein Bild aus den Fernsehbildern gemacht, aber keine wirkliche Vorstellung von dem, was auf sie zukommen würde. Allerdings hatten wir damals wenigstens die Illusion, dass, weil sie ja ‚dieselbe Sprache und Kultur’ hatten, sie doch ‚eigentlich wie wir’ sein müssten. Wie weit die Differenzen in den vierzig Jahren der Teilung bereits fortgeschritten waren, haben wir erst später gemerkt.
Als die Feierlichkeiten für die Wiedervereinigung Deutschlands stattfanden, war ich mit dem Studentenorchester, in dem ich damals spielte, in Kanada. Die Reise war bereits geplant gewesen, bevor klar war, dass die Wiedervereinigung nach dem Mauerfall tatsächlich so schnell kommen würde. Mir ging das damals alles viel zu schnell, zu überstürzt, und vor allem zu sehr im Stile der ‚wirtschaftlichen Übernahme’, und ich war ganz froh, in den Tagen selbst außer Landes zu sein. Dabei war ich nicht gegen die Wiedervereinigung, zumal meine Familie ja auch eine von den vielen Familien war, die durch die Zwei-Staaten-Situation getrennt und geprägt war. Jetzt sind 25 Jahre vergangen, der Gewöhnungsprozess zwischen den beiden ungleichen Hälften ist weit fortgeschritten – aber ist er wirklich abgeschlossen? Und nun kommen (nochmal) Millionen Menschen hinzu. 
Denn es werden ja wohl Millionen werden... Und Mauern, Zäune oder ähnliche Mechanismen, nach denen der rumpelnde Ministerpräsident dieses Bundeslandes schreit, werden die Leute nicht aufhalten. Die EU versucht doch seit Jahren, in Nordafrika mit Zäunen die Leute davon abzuhalten auf Schengen-Gebiet zu kommen. Und es hat nichts genützt. 
Vermutlich muss man selbst die biographische Erfahrung, hinter einer Mauer gelebt zu haben, gemacht haben, um das so klar und eindeutig zu verstehen, wie die Bundeskanzlerin es zur Zeit vertritt. Ich bewundere diese Frau, die eigentlich nicht wirklich meine politische Richtung ist – aber bei allen Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen, hat sie, meines Erachtens, trotzdem die richtige Entscheidung gefällt, als sie sagte, wir hätten den Platz, die Leute, die sich zu dem Zeitpunkt in Ungarn aufhielten, aufzunehmen. Das stimmt ja auch. Bloß werde hätte gedacht, dass sich dann plötzlich solche zusätzlichen Mengen in Bewegung setzen!
Und das alles vor dem Hintergrund, dass gerade in den letzten zwei Wochen in der Betreuung der Flüchtlinge hier vor Ort schon auch einige Schwierigkeiten bei der Integration aufgetreten sind, die zumindest andeuten, welches Ausmaß diese Aufgabe tatsächlich annehmen wird.
Da war ich doch froh, mich immer mal wieder an die Nähmaschine zurückziehen zu können. Der Quilt für die SAQA-Ausschreibung zum Thema „Diaspora“ ist fertig, heute habe ich ihn fotografieren lassen. Und am nächsten Quilt habe ich zumindest gearbeitet. Ob er noch fertig wird, bevor ich abreise, wird sich einfach zeigen müssen.

Gestern nachmittag habe ich dann mit meinem Mann zusammen eine Ausstellung gehängt, die am kommenden Samstag eröffnet wird. Relativ kurzfristig hatte sich, nachdem ich schon vor einiger Zeit angefragt hatte, die Möglichkeit ergeben, im Ladenlokal eines Optikergeschäftes hier in der Innenstadt für eine Zeitlang auszustellen. Jetzt noch ein paar Leisten schneiden lassen, Schildchen drucken, ruhigen Kopf bewahren...


Die Ankündigung der Ausstellung und Einladung für Samstag 
Und ich freue mich immer mehr auf meine Reise nach Neuseeland. Ohne deutsche Handy-Nr.. Unerreichbar in Sachen Asyl, und außerdem im Frühling, wenn hier in Deutschland der November vor sich hin nebelt!

Sonntag, 4. Oktober 2015

Stoff-Abo: September-Kollektion

Am vergangenen Donnerstag und Freitag habe ich die Sendungen für das Stoff-Abo September verschickt.

Noch einmal hatte ich mich zum Schneiden mit den Stoffen und Schneidematte und Cutter auf die Terrasse begeben - es war zwar schon deutlich kühler als im heißen Juli, aber durchaus gut auszuhalten und angenehm.



Ob das für die nächste Kollektion auch noch möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Aber als Schmutzvermeidungsstrategie ist es ausgesprochen zu empfehlen, und ich bin durchaus bereit, mich warm anzuziehen, um das Putzen im Haus zu umgehen!

Dieses Mal war die Farbauswahl wieder eine "Lila-Liste", mit sechs unterschiedlichen Tönen im Lila-Segment des Farbkreises.


Restepackungen wird es vermutlich auch zwei oder drei geben, aber die muss ich erst noch packen. Wenn es soweit ist, können sie auf www.justcolours.de abgerufen werden.