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Samstag, 10. November 2018

Was sich tut

Anfang Oktober hat sich bei mir einiges geändert. Das kam nicht überraschend, sondern die Entscheidung zu diesen Veränderungen habe ich ganz bewusst und nach gründlicher Überlegung Anfang April gefällt. Auch die Auswirkungen dieser Entscheidung habe ich mir vorher zumindest deutlich vor Augen geführt - wenn ich sie auch im vollen Umfang nicht abschätzen konnte.
Tatsache ist, dass jetzt deutlich weniger Zeit fürs Quilten bleibt. Auch wenn ich das natürlich überhaupt nicht aufgeben möchte, wird es Zeiten geben, wo ich nur mit Mühe Gelegenheit finden werde, Zeit für Projekte zu finden - und dann auch noch über diese Projekte zu schreiben... Wir werden sehen, wie sich die neue Situation auf das Blogverhalten auswirken wird.
Für Oktober war es jedenfalls so, dass ich meinen 'Daily Scrap' an den meisten Tagen nur mit einer Stecknadel auf dem Stück Leinen befestigt habe und jetzt zusehen muss, dass ich alles aufholen kann. Anfang Oktober hatte ich auf dem englischen Blog mal einen Fortschrittsbericht über das Projekt geschrieben, in dem ich die Auswirkungen dieses Ansatzes auf meine gelbe Restesammlung aufzeigte.
Regelmäßig Tätigkeiten meinerseits haben sich im vergangenen Monat eher auf Sockenstricken beschränkt. Das ging in den Pausen, zu Hause muss sich eben alles jetzt noch einruckeln.
Ich habe die warmen Tage genossen, in denen man in der Mittagspause noch draußen sitzen konnte, auch wenn man besser nicht über die ungewöhnlich warmen Temperaturen nachdenken sollte.

Der Gingko-Baum vor unserem Haus, kurz vor Abwurf
seiner letzten Blätter für dieses Jahr.

Die Quiltaktivitäten, die ich durchziehen konnte, waren auf Fertigstellung des Quilts gerichtet, den ich für die SAQA-Ausschreibung "Forced to Flee" einreichen wollte. Noch einmal das Flüchtlingsthema, das mich immer noch nicht loslässt. Und ich habe es geschafft. Auch darüber habe ich auf dem englischen Blog berichtet. Rechtzeitig eingereicht, jetzt warte ich auf die Nachricht, ob er angenommen worden ist oder nicht.

Die Veränderungen werden vermutlich auch dazu führen, dass ich die Longarm-Maschine nicht mehr lange bei mir haben werde. Ein paar anstehenende Aufträge, die auf Ausführung warten, werde ich noch erledigen, und dann wird über die Zukunft der Maschine entschieden.


Mittwoch, 24. Oktober 2018

Wer sind sie - Ergebnisse meiner Arbeit der letzten Jahre

In den letzten Jahren habe ich immer wieder etwas über mein Engagement in der Flüchtlingsarbeit und die Erfolge und Frustrationen im Bemühen, hier gelandeten Geflüchteten Arbeitserlaubnisse zu beschaffen oder ihnen Perspektiven zu eröffnen, berichtet.
Vielleicht hat das manchmal sehr verzweifelt geklungen, und letztendlich ist das auch das bleibende Gefühl. Man kann sich noch so intensiv und wohlmeinend einsetzen, wenn etwas "politisch nicht gewollt" ist, dann rennt man sich den Kopf an harten Wänden ein.
Um so schöner ist es, wenn dann mal positive Berichte über die geleistete Arbeit erscheinen. So auch hier, 'Flüchtlinge in der Pflege'. Dieser Beitrag wurde erst vor kurzem gedreht, als ich mich bereits aus der Arbeit in der Flüchtlingsklasse zurückgezogen hatte. (Es gibt dieses Schuljahr zum dritten Mal eine Klasse, die für ein Jahr auf die Ausbildung zum Pflegefachhelfer vorbereitet wird.) Deshalb komme ich auch nicht darin vor.
Aber alle Gezeigten sind Menschen, mit denen ich in den letzten Jahren eng zusammen gearbeitet habe. (Man muss sich nur durch die Werbungen quälen... und die teilweise dummen oder polemisierenden Kommentare lässt man besser aus.) Aniko Reintke ist die Klassenleiterin der Klassen - sie hat mich vor 2 1/2 Jahren aufgefordert, mich für diese Honorartätigkeit als Deutschlehrerin zu bewerben, und wer ihr zuhört, versteht vielleicht, dass wir gut zusammengearbeitet haben. Faisal, Bakary, Masoud und Mariama sind ehemalige Schüler von mir und haben mein Leben bereichert. Alle werden hier gebraucht. Aber keiner von ihnen weiß, wie es weitergeht. Es gehört schon sehr sehr viel Kraft und Ausdauer dazu, darüber nicht zu verzweifeln.

Diese Kraft hole ich mir dann immer wieder durch Quilten. Zum Beispiel habe ich an Mariama gedacht, als ich letztes Jahr diesen kleinen Quilt gemacht habe.

African Migrant Birds Dream Formation
Sie ist das einzelne 'Dreieck' unten links. Ich hoffe, immer noch, dass sie doch irgendwann einmal richtig in Deutschland 'ankommen' darf.

Sonntag, 14. Oktober 2018

Slow Stitch – und: Wo ist eigentlich meine Nähmaschine?


In der Textil- und Kreativ-Welt gibt es ja eine starke Bewegung, die das sogenannte ‚slow stitch‘ favorisiert. Langsames, von Hand arbeiten, einerseits mit vielen Stickstichen auf Quilts, andererseits das bewusste Arbeiten von Hand. Das ‚English Paper Piecing‘ erlebt eine Renaissance, ‚visible mending‘ ist ein stark frequentierter Hashtag auf Instagram und zahlreiche Künstlerinnen fertigen wundervolle Arbeiten mit intensivster Handarbeit, eine meiner Favoritinnen ist hier Judy Martin,  deren Blog und Homepage mir immer wieder Anregung und Inspiration ist, und auch ihre Posts auf Instagram unter judithemartin sind eine regelmäßige Freude.
Die beruhigend-therapeutische Wirkung von direkter Handarbeit ist auch für mich ein wichtiges Element und sicher einer der Gründe, warum ich gerne spinne und wieder vermehrt stricke, warum auch ich wieder zu Resteprojekten in Paper Piecing Technik gekommen bin, und warum ich ursprünglich sehr gerne von Hand gequiltet habe. Mit Nadel und Faden zu arbeiten, auch ohne Maschinengeräusch hat etwas, das eine von den Wirren der Weltläufte ausklinkt, einen Bodenhaftung herstellenden Sog entwickelt und manchmal auch manches vergessen lässt.
Heute, am Tag der Wahl in Bayern habe ich eine ganze Zeit lang nur auf der Terrasse gesessen und weiter an meinem Flüchtlingsquilt gearbeitet, der jetzt am Schluss auch noch einige Stiche von Hand verlangt. 

text messages 19 - Detail

Eigentlich wollte ich ihn an diesem Wochenende fertig bekommen. Das hat noch nicht geklappt. Denn letzte Woche hat meine Arbeit daran einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Ich wollte mit dem Heftfuß meiner kleinen, alten Bernina einen besonderen Effekt hinzufügen, diesen Fuß habe ich für die neue große Maschine nicht. (Soweit ich gesehen habe, gibt es ihn nicht mal als Zubehör, das noch gekauft werden könnte.) Also ging ich in den Flur, in dem die Maschine zwischen Workshops, zu denen sie in der Regel mitgenommen wird, steht. Da war sie nicht. Im anderen Flur, wo sie auch schon mal eine Weile stand, war sie auch nicht. Nicht in meinem Arbeitszimmer. Nicht unter dem Flügel (Vorschlag meines Mannes), nicht im Keller, nicht in der kleinen Nebenwohnung im Haus, in der manchmal ‚Lagergegenstände‘ landen. Dreimal bin ich mindestens mit wachsender Panik durchs Haus gegangen, keine Nähmaschine. Ich konnte mich nicht erinnern, sie weggegeben zu haben, oder gar verliehen. Da von einer Seite aus manchmal Publikumsverkehr im Haus ist, hatte ich einen bösen Verdacht, dass sie vielleicht entwendet worden sein könnte, denn ein wunderschöner großer Wäschekorb ist auf die Art schon mal verschwunden und nie wieder aufgetaucht.
Alles dies natürlich spät abends – ich musste bis zum nächsten Tag warten, um beim Nähmaschinenhändler anzurufen, ob sie vielleicht bei ihm stünde, aber wie gesagt: ich hatte keinerlei Erinnerung daran, sie abgegeben zu haben… Dort fand sie sich dann tatsächlich an, ich muss sie wohl abgegeben haben, als ich die Nähmaschine für Afrika abholte - aber nun ich mache mir Sorgen über mein Erinnerungsvermögen, wenn ich nicht mal mehr weiß, wo meine Nähmaschine ist. Sie war jedenfalls nocht nicht repariert, weil ich wohl gesagt hatte, es eile nicht, und so konnte ich sie nicht einmal Freitag nachmittag kurz vor Ladenschluss noch abholen. Ob sie gleich am Wochenanfang durchgesehen wird, konnte mir niemand sagen, und jetzt heißt es entweder warten, oder auf diesen Effekt verzichten.
Jedenfalls saß ich auf der Terrasse in 

der ehemalige Sandkasten

und mit einer besonderen Sonne, 

teilweise eigene Äpfel vom neuen, kleinen Apfelbaum

stichelte geruhsam vor mich hin und wartete auf das Ende des Tages und die ersten Hochrechnungen nach der Wahl. Das Geblubber der Politiker, die jetzt alle die totale Analyse suchen und versprechen und die gräßlichen Journalistenfragen, die schon jetzt Aussagen über Konsequenzen aus den Interviewpartnern herausdrücken wollen, erspare ich mir allerdings. Ich bin nur froh, dass dieser Tag, so schön er wetter- und arbeitsmäßig an sich auch war, erst einmal vorbei ist. Das Ergebnis ist nicht ganz so schlimm, wie ich es befürchtet hatte, aber schlimm genug, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Koalitionsverhandlungen gestalten werden. Da kann man einfach nur weiter sticheln, Tee trinken und hoffen, dass sich doch irgendetwas vielleicht sogar zum Besseren ändern wird.  

Dienstag, 9. Oktober 2018

Wie geht es weiter.

Am 3. Oktober, Feiertag, wollte ich eigentlich nach München fahren, um an der Demonstration teilzunehmen. Aber ich hatte schon mehrere Tage mit einem sehr unerfreulichen Schnupfen zu tun, der meinen Kopf ziemlich lahmgelegt hatte, und auf heftiges Zuraten von verschiedenen Seiten habe ich mich dann davon abbringen lassen. Mehrere der Flüchtlinge meinten, es wäre wichtiger, dass ich meine Gesundheit wieder herstelle, als dass ich im Demonstrationszug mitmarschiere.
Statt der politischen Präsenz auf der Straße habe ich zwei sehr gute Radiosendungen gehört, die ich hier gerne weiterempfohlen hätte, aber ich habe gerade nicht die Geduld, die Links zu podcasts oder audiotheken oder ähnlichen Möglichkeiten, etwas im Nachhinein zu hören, herauszusuchen. Das eine war eine sehr interessante Sendung im Deutschlandfunkt, später Vormittag, über das Entstehen der neuen extremen rechten Parteien, und das andere eine Sendung über 'Heimat' als Begriff und deutsches Konzept. Auch diese Sendung, abends, glaube ich, im Deutschlandfunkt, oder auf Bayern 2. Durchaus zum Nachhören empfohlen, aber wie gesagt, die Links...

Den Tag habe ich dann genutzt, um den Quilt für "Forced to Flee" weiter zu bringen. Der Einsendeschluss ist Ende des Monats, und allmählich nimmt alles Formen an.
Natürlich dauert alles länger, als ich mir das vorgestellt hatte. Aber immer wieder stelle ich fest, dass es die Zeit braucht. Kleine Ideen, wie etwas gestaltet werden kann, schleichen sich unmerklich ein, aber es ist notwendig, dass zwischendurch kleine kreative Pausen entstehen.
Wiederkehrende Panikattacken, dass ich es vielleicht nicht schaffen könnte, werden dann abgelöst von Erleichterung, dass diese kleinen Fortschritte wirklich gute Ergänzungen sind. Mir gefällt, was entsteht, und nur selten habe ich so ein gutes Gefühl dabei gehabt, während ich einen Quilt hergestellt habe. Da eine Jury entscheiden wird über die Aufnahme in der Auswahl, und ich vermute, dass es viele Einsendungen geben wird, zeige ich hier jetzt keine Fotos.
Ich nehme nur immer mal wieder die Nadel in die Hand (sprichwörtlich - tatsächlich das Top an die Maschine) umd mich über Verzweiflungsmomente hinweg zu beamen. Jetzt steht diese unsägliche bayerischen Wahl bevor, und wer weiß, was danach wird. Die Koalition hat sich auf einen Entwurf für ein 'Fachkräftezuwanderungsgesetz' geeinigt, und im Entwurf ist schon wieder angelegt, dass Bayern seine Ausgrenzungspolitik weiter fortsetzen wird. Es heißt, diejenigen, die Arbeit und Wohnung haben und sich selbst unterhalten können, sollen eine Chance auf längeren Aufenthalt haben. Das fühlt sich an wie Schläge ins Gesicht aller Helfer, die in den vergangenen Jahren darum gekämpft haben, dass sich in Bayern etwas tut. Denn Bayern hat die Arbeitsverbote in einem solchen Umfang verteilt, dass praktisch keine Geduldeten - und seien sie noch so gut integriert und sprachgewandt und interessiert und und und - eine Arbeit haben. Es braucht keine große Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie es hier weitergehen wird. Denn die arbeiten ja alle nicht - also steht zu befürchten, dass sie von diesem Passus der erleichterten Aufenthaltsgenehmigung nicht werden profitieren können.
Es fällt schwer, zuversichtlich zu sein, im Moment.

Montag, 10. September 2018

Eine Nähmaschine für Afrika


Immer wieder bekomme ich Post von Organisationen, die mich überzeugen wollen, für verschiedene wohltätige Zwecke zu spenden. Natürlich bin ich dafür, solche großangelegten Projekte zu unterstützen. Und so einen Aufruf wie den von Plan halte ich natürlich für sehr wichtig, ihn zu unterstüzten konnte ich mich irgendwie noch nie aufraffen.



Die Aktion mit dem Knit-Along für einen guten Zweck hingegen, wo kleine Hilfsprojekte unterstützt werden, oder direkt persönliche Hilfen für Menschen, die von den großen Organisationen vielleicht nicht erreicht werden, sprechen mich eher an.
Einer meiner afrikanischen Schüler aus dem ersten Jahr an der Krankenpflegeschule, mit dem ich nach wie vor Kontakt halte, hatte mitbekommen, dass ich viel mit Nähmaschinen und dem ganzen Drumherum zu tun habe. Also hat er mich vor kurzem angesprochen, ob ich ihm helfen könnte, eine Nähmaschine zu besorgen, die er seiner Schwester nach Afrika schicken wollte. Dieser Schwester schickt er bisher jeden Monat von seinen wenigen Euro, die er als abgelehnter Asylbewerber erhält, etwas Geld, weil sie mit zwei Kindern im Grundschulalter von ihrem Mann verlassen worden ist und jetzt irgendwie über die Runden kommen muss. Sie wollte gerne mit einer Nähmaschine anfangen, für andere Leute auf Rechnung Kleidung zu nähen, aber es ist auch in Afrika nicht so einfach, an eine Nähmaschine zu kommen.
Das ist natürlich ein Gebiet, auf dem ich helfen kann. Von meinen eigenen Maschinen konnte ich keine hergeben – es darf nicht zu computerisiert sein, und die alte Bernina, die liebe ich so sehr, dass ich  mich nicht von ihr trennen kann. Außerdem ist sie leider eines von den Modellen, das davon betroffen ist, dass es nach dem Brand im Bernina-Lager bald keine Ersatzteile mehr geben wird, so etwas schickt man dann nicht nach Afrika. Mein wunderbarer Händler, Nähmaschinen Gruber in Geisenhausen, allerdings wusste Rat – er hat eine Pfaff-Maschine, die er bei sich stehen hatte, durchgesehen und instandgesetzt. Nadeln und Spulen hat er dazugegeben, denn als ich ihm alles erklärt hatte, wofür ich so eine Maschine bräuchte – schließlich kennt er mich und meine Maschinenaktivitäten, die, außer der Longarm, alle über ihn laufen – hat er beschlossen, die Sache von seiner Seite aus auch zu unterstützen. Am Schluss hat er mir nur den halben üblichen Preis, der für diese Maschine im Internet verlangt wird, berechnet, uns viel Erfolg gewünscht, und wir sind mit dem guten Stück losgezogen, um es seinem neuen Leben zuzuführen.


Garne, die ich von einer Frau, die mit dem Patchwork aufgehört hat, geerbt hatte, und einige Stücke Stoff habe ich auch noch dazugepackt. Und inzwischen ist das Maschinchen unterwegs. So ungefähr einen Monat bis 6 Wochen soll der Container brauchen, bis er im Senegal ankommt, und bis die Maschine dann bei der Empfängerin ist, kann es nochmal ein bisschen dauern. Und ich frage mich natürlich, ob es nicht vielleicht doch sinnvoller gewesen wäre, ihr die Summe, die die Beschaffung und der Transport gekostet haben, zu schicken, dass sie sich dort etwas besorgt. Aber ich kenne die Verhältnisse vor Ort nicht, und vielleicht ist es wirklich nicht so einfach. Jedenfalls halte ich das auch für eine Art, Hilfe zu leisten, dort, wo sie gebraucht wird. Fluchtursachen bekämpfen nennt das ganz abstrakt die Politik - den Menschen in den Ländern Möglichkeiten schaffen, ihren eigenen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. (Ausbildungserlaubnisse für hier weilende Flüchtlinge würden auch dazu gehören, denn viele von ihnen möchten mit den erworbenen Kenntnissen ja irgendwann wieder zurück und in ihrer Heimat etwas aufbauen, aber das ist ein anderes Thema.) Das Schulgeld für die zwei Kinder der Empfängerin kostet € 60,- im Monat. Das übernehme ich jetzt auch. Weil ich will, dass beide, das ältere Mädchen und der kleinere Junge, in die Schule gehen können und nicht vorrangig der Mutter helfen müssen, den Lebensunterhalt zu verdienen.

Dienstag, 31. Juli 2018

Hitzerekord

Ich habe meinen Sohn ins Basketball-Camp gebracht und 'warte' in einer schönen Ferienwohnung in der Nähe darauf, ihn wieder abzuholen und dann mit ihm ein paar Tage Fahrrad zu fahren. Es ist heiß, heute soll es noch heißer werden und ich habe beschlossen, bestimmt nicht vor der 'Abendkühle' einen Schritt vor die Tür zu machen. Daily Scrap, Spinnrad und Bücher sind genügend Beschäftigung, und ich bin froh, daran gedacht zu haben, einen Tischventilator einzupacken.


Vielleicht ist es sogar zu heiß, um am Donnerstag mit der Fahrradtour zu beginnen. Schließlich möchte ich erreichen, dass mein Sohn Spaß and Fahrradtouren findet, und nicht, dass er vor Hitze vom Rad kippt.
So verbringe ich ruhige Tage, aber immer weiter getriben vom Thema der Flüchtlingspolitik, das in den letzten Wochen ja unvorstellbar grausige Ausmaße angenommen hat.

Hier ein sehr lesenswerter Text von Christoph Ransmayer: Europa. Herz der Finsternis.

Hier ein Text über die Geschichten hinter den abgeschobenen 69 Afghanen, die der zynische Innenminister ins Elend geschickt hat. Bayern ist besonders gut darin, integrationswillige junge Menschen abzuschieben, weil der Integrationswille, der Wunsch eine Ausbildung zu beginnen, ein Zeichen dafür sind, dass sie nicht 'freiwillig' auszureisen bereit sind.

Inzwischen werden auch Senegalesen abgeschoben, für die - trotz anderslautender Meldungen von seiten der senegalesischen Regierung - Abschiebepapiere erstellt wurden. Auch hier angeblich 'nur' Straftäter. Aber wir kennen mindestens einen von ihnen - und der hatte nichts getan. Ein anderer wollte heiraten.
Was ist dies für ein Land geworden?

Mittwoch, 11. Juli 2018

"Die Apfelernte ist für dieses Jahr auch schon erledigt!"


Das sagte heute Morgen der Mann vom Maschinenring, nachdem er mit mehreren Mitarbeitern ‚unseren‘ alten Apfelbaum weggeräumt hatte. 



Meine Affinität zu Bäumen hatte leider nicht verhindert, dass ich überhaupt nicht kapiert habe, dass die Super-Ernte, die dranhing, viel zu schwer für den Baum war. Da er durch eine Verletzung durch eine nahe neben ihm stattfindende Baumaßnahme vor unserer Zeit leider auch einen Hohlraum hatte, der von einem Pilz befallen war, war die Stabilität auch nicht mehr gesichert, und vor einer Woche ist er, während ich auf der Terrasse saß und entspannen wollte, in sich zusammengebrochen. 




Ich trauere richtig, weil es ein wirklich lecker schmeckender Apfel war, und jetzt keine Zeit ist, in der man einen Ableger schneiden und dann pfropfen könnte. So einen leckeren Boskop wird man heute nicht noch einmal bekommen.

Ganz zu schweigen davon, dass unser Garten jetzt sehr kahl wirkt - die Vögel fliegen völlig verstört umher, weil auch die Büsche angeknackst waren und zurückgeschnitten werden mussten - und der Blick aus dem Gemeindegarten wieder völlig ungehindert in den Garten fallen kann. Die Gemeindemitglieder werden das toll finden, uns gefällt es deutlich weniger, wenn jeder beobachten kann, was wir im Garten machen.

Die Wochen des sogenannten Asylstreits aus bayerischer Quelle waren für mich furchtbar, ich traue dem Frieden auch noch nicht, und frage mich, was das Ganze sollte. Das Ergebnis der ‚Einigung‘ war meines Erachtens das ganze Gebrülle nicht wert, der Effekt für die Destabilisierung der Demokratie verheerend und meine Angst vor der Landtagswahl hier im Oktober wächst weiter. Zwar gab es einige wichtige Berichte in der Zeitung, die zeigen, dass zumindest Reporter noch hin und wieder den Mut haben, eine andere Meinung zu haben und zu vertreten.

Hier endlich in der Überschrift die Notwendigkeit angesprochen: lasst die
Geduldeten eine Ausbildung machen! Warum die ARbeitgeberverbände da nicht
schon viel länger und viel schärfer hinterher sind, ist mir ein Rätsel.


Hier wird explizit ein Bereich genannt, in dem ich einen Senegalesen hätte
eine Ausbildung vermitteln können: Heizungsbau. Und natürlich die Pflege-
berufe, die meine Klasse letztes Jahr betreffen - und dieses Jahr haben die
Afghanen auch Probleme. Dasselbe Spielchen wie letztes Jahr, und ich komme
mir wirklich ziemlich vera..... vor.

Aber insgesamt wird es immer unerfreulicher. Es ist nicht das erste Mal, dass in Deutschland eine undemokratische Partei versucht, mit demokratischen Mitteln an die Macht zu kommen, aber dass eine angeblich demokratische Partei ihr dabei solcherlei Vorlagen bietet, das ist doch völlig unglaublich. Und ich frage mich, was diese Alpha-Tierchen umtreibt, dass sie sich so aufführen, die Brüll-Trampel aus dem deutschen Südosten, gegenüber der Bundeskanzlerin, und den anderen Regierungen Europas - einfach unglaublich…
Dann diese Höhlengeschichte in Thailand - die Medienaufmerksamkeit für zwölf Jungen. Deren Rettung mir natürlich auch am Herzen lag - welche Mutter eines Sohnes könnte bei so einer Geschichte unberührt bleiben? Aber die Diskrepanz zwischen der Anteilnahme an dieser Rettung aus der Höhle und der Feindseligkeit, mit der den privat finanzierten Seenotrettungsbooten auf dem Mittelmeer begegnet wird, hat mich verstört. Aus der Seele gesprochen hat mir da dieser Kommentar von Herrn Drobinski in der Süddeutschen Zeitung gestern.

Das sind so die Dinge, die mich ‚nebenbei‘ beschäftigen, wenn ich nicht mit Nadel und Faden zugange bin. Denn ich habe den Quilt, der beim Künstlersymposium entstand, auch endlich beendet.

#UDHR - text messages 18. (Das Grüne im Hintergrund gehört nicht dazu,
ist nur, weil ich keine andere Möglichkeit hatte, aufzuhängen.

 Ich wollte, dass er an der Wand präsentiert werden kann, wenn ich nächste Woche den Preis bekomme…