Dienstag, 9. Oktober 2018

Wie geht es weiter.

Am 3. Oktober, Feiertag, wollte ich eigentlich nach München fahren, um an der Demonstration teilzunehmen. Aber ich hatte schon mehrere Tage mit einem sehr unerfreulichen Schnupfen zu tun, der meinen Kopf ziemlich lahmgelegt hatte, und auf heftiges Zuraten von verschiedenen Seiten habe ich mich dann davon abbringen lassen. Mehrere der Flüchtlinge meinten, es wäre wichtiger, dass ich meine Gesundheit wieder herstelle, als dass ich im Demonstrationszug mitmarschiere.
Statt der politischen Präsenz auf der Straße habe ich zwei sehr gute Radiosendungen gehört, die ich hier gerne weiterempfohlen hätte, aber ich habe gerade nicht die Geduld, die Links zu podcasts oder audiotheken oder ähnlichen Möglichkeiten, etwas im Nachhinein zu hören, herauszusuchen. Das eine war eine sehr interessante Sendung im Deutschlandfunkt, später Vormittag, über das Entstehen der neuen extremen rechten Parteien, und das andere eine Sendung über 'Heimat' als Begriff und deutsches Konzept. Auch diese Sendung, abends, glaube ich, im Deutschlandfunkt, oder auf Bayern 2. Durchaus zum Nachhören empfohlen, aber wie gesagt, die Links...

Den Tag habe ich dann genutzt, um den Quilt für "Forced to Flee" weiter zu bringen. Der Einsendeschluss ist Ende des Monats, und allmählich nimmt alles Formen an.
Natürlich dauert alles länger, als ich mir das vorgestellt hatte. Aber immer wieder stelle ich fest, dass es die Zeit braucht. Kleine Ideen, wie etwas gestaltet werden kann, schleichen sich unmerklich ein, aber es ist notwendig, dass zwischendurch kleine kreative Pausen entstehen.
Wiederkehrende Panikattacken, dass ich es vielleicht nicht schaffen könnte, werden dann abgelöst von Erleichterung, dass diese kleinen Fortschritte wirklich gute Ergänzungen sind. Mir gefällt, was entsteht, und nur selten habe ich so ein gutes Gefühl dabei gehabt, während ich einen Quilt hergestellt habe. Da eine Jury entscheiden wird über die Aufnahme in der Auswahl, und ich vermute, dass es viele Einsendungen geben wird, zeige ich hier jetzt keine Fotos.
Ich nehme nur immer mal wieder die Nadel in die Hand (sprichwörtlich - tatsächlich das Top an die Maschine) umd mich über Verzweiflungsmomente hinweg zu beamen. Jetzt steht diese unsägliche bayerischen Wahl bevor, und wer weiß, was danach wird. Die Koalition hat sich auf einen Entwurf für ein 'Fachkräftezuwanderungsgesetz' geeinigt, und im Entwurf ist schon wieder angelegt, dass Bayern seine Ausgrenzungspolitik weiter fortsetzen wird. Es heißt, diejenigen, die Arbeit und Wohnung haben und sich selbst unterhalten können, sollen eine Chance auf längeren Aufenthalt haben. Das fühlt sich an wie Schläge ins Gesicht aller Helfer, die in den vergangenen Jahren darum gekämpft haben, dass sich in Bayern etwas tut. Denn Bayern hat die Arbeitsverbote in einem solchen Umfang verteilt, dass praktisch keine Geduldeten - und seien sie noch so gut integriert und sprachgewandt und interessiert und und und - eine Arbeit haben. Es braucht keine große Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie es hier weitergehen wird. Denn die arbeiten ja alle nicht - also steht zu befürchten, dass sie von diesem Passus der erleichterten Aufenthaltsgenehmigung nicht werden profitieren können.
Es fällt schwer, zuversichtlich zu sein, im Moment.

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