Mittwoch, 27. Juli 2016

Moderner Fünfkampf

Während der letzten zwei Wochen war ich heftig eingespannt, dass ich mir tatsächlich so vorkam, als befände ich  mich in der letzten Vorbereitungsphase auf die bevorstehenden Olympischen Spiele in der Disziplin „Moderner Fünfkampf“.
Kurzfristig hatte ich eine Vertretung übernommen für eine Flüchtlings-Vorbereitungsklasse in der Fachoberschule, wo zwei Wochen vor Schuljahresschluss eine Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache abgesprungen war. Naiv wie ich doch offensichtlich bin, hatte ich mich zwar etwas gewundert, was das wohl für eine Person sein muss, die zwei Wochen vor Ende eines Schuljahres kündigt. Aber ehrlich gesagt hatte ich mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht, ob das mich dann auch noch weiter persönlich betreffen könnte. Außer über den Tatbestand, dass ich nun an drei Tagen je fünf Stunden Deutsch unterrichten würde, hinaus. Allerdings stellte sich bald heraus, dass ich diese Überlegungen vielleicht doch besser etwas vertieft hätte. Denn die Klasse entpuppte sich als – nun, sagen wir, sehr lebhaft. Auf Erkundigungen bei der Klassenbetreuerin hin erfuhr ich dann, dass die Klasse einer „festen Hand“ bedürfe, die sie aber bisher nicht gespürt hatte, und was ich alles an Disziplinarmaßnahmen zur Verfügung hätte. Und die sollte ich doch bitte auch vehement einsetzen. Ich habe mich zwar gefragt, warum nun gerade ich dazu herhalten sollte, auf die letzten zwei Wochen in einem Schuljahr noch all das an Disziplinierung nachzuholen, was bis dahin nicht stattgefunden hatte. Und vergangenen Mittwoch, am dritten Tag, war ich auch kurz davor, hinzuschmeißen. Aber dann habe ich die Zähne zusammengebissen und beschlossen, die zweite Woche auch noch durchzuhalten. Das Vertrackte an der Situation war, dass sie zwar manchmal müde oder unaufmerksam waren, aber die ‚Störfeuer’, meist ein äußerst lebhaftes, lautes und permanentes Zwischenrufen von Antworten und Zwischenfragen, wenn man gerade mit jemand gesprochen oder etwas gesagt hat, eigentlich unterrichtsbezogen waren. Sie haben mitgemacht, sie waren bemüht, etwas zu lernen – aber einfach wahnsinnig laut und undiszipliniert. Ich bin sicher, die Kinder in der Kindergartengruppe meines Sohnes damals haben sich besser dran gehalten, zu warten, bis sie an der Reihe waren und reden durften... Dabei ist jeder einzelne ein netter Kerl, und besonders die zwei Mädchen in der Klasse sind schon gut, und haben viel vor. Heute nun ist es vorbei, da ich mich nur bereit erklärt hatte, jeweils drei Tage zu unterrichten, bleiben mir die letzten zwei Tage im Schuljahr erspart.
Am Wochenende war ich dann für eben mal „IC“-Kurs-Unterrichten in Herzogenaurach, wo sehr interessante Ergebnisse entstanden.

Unter Trophäen,
im leider stark von Fliegen frequentierten Vereinsheim -
aber ein sehr nettes Wochenende!

Livia variiert das Motiv "Dreieck".

Im Vereinsheim fochten wir einen verzweifelten Kampf gegen ziemlich aufdringliche Fliegen, was aber gegen die Flüchtlingsklasse ein Pappenstiel war, jedoch am Montag nahtlos in die nächsten Tage in der Klasse überging. Und das Färben für das Juli-Abo musste auch noch angefangen werden...




Gestern hatte ich nachmittags, nach der vormittäglichen Unterrichtstätigkeit, eine Besprechung für den Lehrauftrag, den ich ab Herbst für die Flüchtlingsklasse an der Krankenpflegeschule übernehmen werde (die sind dann ein bisschen älter, und ich hoffe, dass da keine solchen Disziplinschwierigkeiten aufkommen werden), und abends war ich zur Eröffnung von Barbara Langes Ausstellung in der Stadtbibliothek in Freising. Da hat es ganz gut gepasst, dass ich noch genügend Material vorbereitet hatte, um den heutigen Tag in der Klasse zu gestalten. Und morgen kann ich, wenn ich mit dem Färben weitergekommen bin, wieder selbst mal an die Nähmaschine, hoffe ich jedenfalls.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Juli ...

Der Monat Juli ist schlimmer als die Zeit vor Weihnachten. (In einem Pfarrhaushalt will das schon etwas heißen!) Abschlussveranstaltungen aller Art, das Kind, der Mann, die Beerenwoche habe ich ja schon abgeschlossen. Dann kam noch eine kurzfristige Vertretung als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache dazu, die mich diese und nächste Woche jeweils drei Tage gut beschäftigt hält - was bedeutet, dass ich mich allmählich   sehr auf die Ferien freue, obwohl es doch noch gar nicht lange her ist, dass ich weg war...
Aber diese Woche gab es auch schöne Nachrichten. Nicht nur, dass "Thinking of Nasrin" bei "Stuff for Thought" in Nürnberg angenommen worden ist (allerdings wurde mein Beitrag zum Wettbewerb im Elsass abgelehnt). Sondern auch die Erfolge von zwei der Flüchtlinge, mit denen ich im vergangenen Jahr viel zu tun hatte und auch nach meinem Teil-Rückzug aus dem Netzwerk immer noch zu tun habe. Beide haben einen Schulabschluss geschafft, einer einen Ausbildungsvertrag bei einem hier ansässigen großen Unternehmen erhalten, und der andere eine Zulassung für eine besondere Vorbereitungsklasse an der Krankenpflegeschule, die dann in eine Ausbildung münden soll. Es geht also doch! Und dann stellt man im Nachhinein fest, dass es sich doch gelohnt hat. Das tut richtig gut.

Morgen geht es zum Kurs nach Herzogenaurach. Das ist nun ein Ort in Deutschland, wo ich noch nie war, obwohl ich natürlich viel von dem dort ansässigen großen Unternehmen gehört habe.

Donnerstag, 14. Juli 2016

Nachgedanken zu Israel

Jetzt bin ich schon wieder 10 Tage zu Hause, und da Juli schlimmer ist als die Vorweihnachtszeit, ist der Alltag gleich wieder heftig über mich hereingeschwappt. Musikschulkonzert des Sohnes, diverse andere Schuljahrsendveranstaltungen, die alles durcheinander bringen, diese Woche ist meine alljährliche 'Beerenwoche' - erst war es zu heiß, um überhaupt draußen atmen zu können, gestern und heute kalt und regnerisch. Immerhin ist dieses Mal ein kleines Wunder passiert: mein Sohn, der eigentlich ein wählerischer Esser ist, hat tatsächlich meine neugekochte Stachelbeeren-Banane-Ingwer-Marmelade probiert. Normalerweise würde er bei dem Wort Ingwer schon das dramatisch inszenierte Kotzen vorführen, aber nein, er hat es probiert! Und sie hat ihm geschmeckt, und er hat das sogar deutlich gesagt, nicht nur 'naja, geht', und dann versucht, den Vater zu überreden, auch mal zu probieren... Ich wusste überhaupt nicht, wie mir geschah!
Viel Arbeit am Computer, denn der Redaktionsschluss naht, und die Artikel, die alle längst vorbereitet sind, müssen noch ihren letzten Schliff kriegen.
Die ganze Woche habe ich nähtechnisch eigentlich nur vor mich hingescrappt. Für die Gilde an meinem Rückstand bei den Baby-Jane-Blöcken gearbeitet, doch darüber darf ich hier nicht wirklich berichten, sondern muss auf das September-Heft der Gildezeitschrift verweisen. Allerdings gibt es ja auch Sachen, die zwar irgendwie mit dem Baby Jane zu tun haben, aber nicht ganz direkt 'der Baby Jane' sind. So wächst z.B. der Nine-Patch-Nebeneffekt, der sich schon gleich zu Beginn dieses Projektes als eine Art Abfallprodukt von selbst angefangen hat.

Noch keine endgültige Anordnung, und auch noch nicht
die anvisierte Endgröße (5 x 7 Quadrate sollen es werden),
aber sieht trotzdem schon ganz schön aus. Und macht
richtig Spaß, mal einfach nur so ein traditionelles Muster
runterzunähen. Und so einen Double Nine Patch habe ich noch nie
gemacht!
Und dann kam ich auch noch auf die Idee, mal auszuprobieren, wie denn ein Block der Jakobsleiter in dieser vertrackt kleinen Baby-Jane-Größe aussieht. Den Block gibt es nämlich, soweit ich das überblicke, in dem Buch nicht. Aber den kann ich ja von alleine, inzwischen sogar mit Streifentechnik für die Four Patches, und mit schnellen Dreiecken für die diagonal geteilten Quadrate.


Die Schneidematte zeigt an, dass es sich tatsächlich um diese Größe handelt, denn ansonsten könnte man das ja gar nicht erkennen. Ich muss sagen: dieser Block, in der Größe, sieht einfach sehr gut aus. Noch eine Resteverarbeitung anfangen? Jetzt muss erstmal der NinePatch fertig werden.

Während ich also mit den Resten vor mich hin spiele, geht mir die Reise nach Israel immer nochmal wieder durch den Kopf. Ich bin sehr froh, dass ich diese Gelegenheit hatte, und habe sehr nette und interessante Leute kennengelernt. Aber die politische Situation hat mich doch sehr bedrückt. Wenn man zwischen Tel Aviv und Jerusalem zwischen den Grenzanlagen durchfährt, dann erinnert mich das zu deutlich an die Zeiten der Teilung zwischen Deutschland West und Deutschland Ost.


Dass eine Mauer, die ein Land teilt, nicht wirklich etwas bringt, wissen wir doch aus eigener Erfahrung nur allzu gut. Ich war allerdings sehr vorsichtig in Bezug auf politische Themen, habe zum Beispiel auch nicht darüber gesprochen, dass ich im letzten Jahr sehr viel Kontakt zu Syrern hatte. Nur mit ganz wenigen Leuten habe ich mich getraut, offen über die polititsche Lage im Land zu reden. Letztendlich wollen doch eigentlich alle das Gleiche: in Ruhe und Frieden leben, Kindern eine sichere Zukunft bieten, und ein Auskommen haben. Wieso nur ist es so schwierig, das auch über Volkszugehörigkeiten hinweg anzuerkennen, und allen das gleiche Recht darauf zuzugestehen?

Wenn mich hier jetzt jemand nach der Reise fragt, sage ich als erstes immer "Heiß. Und lecker." Denn das war es - kulinarisch auf jeden Fall ein Genuss! Und die Märkte eine Augenweide.




Wenn ich nochmal hinfahren sollte, werde ich mir hoffentlich etwas mehr Zeit nehmen können, um noch andere Gegenden des Landes kennenzulernen.

Freitag, 8. Juli 2016

Impressionen aus Israel, Teil 2

Blick vom Ölberg auf die Altstadt von Jerusalem mit Felsendom -
an dem Tag für Touristen gesperrt wegen befürchtetet Unruhen...

Der Friedhof am Fuße des Ölberges

Blick auf den arabischen Friedhof vor dem zugemauerten Stadttor

Im Islamischen Museum

Beim Warten an einer Ampel, Blick aus dem Fenster

Eingang zur Altstadt in Jerusalem

Blick in die Gassen des Bazars - am Sabbat, und
gegen Ende des Ramadan, also ein ruhiger Tag!




Freitag, 1. Juli 2016

Erste Impressionen aus Israel

Inzwischen ist der Kurs bei der Israelischen Quilt Vereinigung vorbei. Es war eine interessante Erfahrung, Vor allem am ersten Tag waren die Teilnehmerinnen sehr lebhaft, ungeduldig, habe mich oft im Gespräch mit anderen unterbrochen, und ich musste immer wieder in eine Art Grundschullehrerinnenmodus umschalten. Mein erstes Wort Hebräisch, das ich gelernt habe, war dementsprechend "Seid still!"  Aber am zweiten Tag ging es dann viel ruhiger zu.
Und obwohl es eine sehr beengte Situation war - zu wenig Tische, es mussten immer zwei an einem Tisch arbeiten, und es waren keine großen Tische! - haben sie schöne Ergebnisse produziert.

16 Teilnehmerinnen in diesem Raum - das war schon eng!
Besonders gut gefallen an dem Treffen hat mir, dass es noch eine Abschlussrunde gab, in der Kursleiterinnen und Teilnehmerinnen kurz für alle über die abgehaltenen Kurse berichtet und Ergebnisse gezeigt haben. Das geht natürlich nur in solch kleinem Kreis, wo sich alle kennen, die Gemeinschaft sehr wichtig ist, und dann auch genügend da bleiben, um diese Abschlussrunde zu erleben.


Inzwischen haben wir das Gelände des Kibbutz, auf dem sich das Hotel befindet, wo das Treffen stattgefunden hat, verlassen, und ich bin irgendwo zwischen Tel Aviv und Jerusalem.