Freitag, 27. September 2013

Sänk ju for träweling wis Deutsche Bahn

Mein Verhältnis zur Eisenbahn geht weit zurück. Damals gab es noch Würmlingsausweise – ich habe lange gebraucht, bis ich merkte, dass dieser Ausdruck keinen Bezug auf die Besitzer einer solchen Vergünstigunskarte nahm! – D-Züge, Kurswagen, Kursbücher, in denen man stundenlang blättern und sich selbst eine alternative Route zusammenstellen konnte, und Bahn-Bonus-Hefte.
Mehrere Jahre bin ich wegen einer Beziehung ca. einmal pro Monat zwischen meinem Studienort Freiburg und Braunschweig hin- und hergefahren. Damals scheint es mir weniger Verspätungen und Ärgernisse mit der Bahn gegeben zu haben. Oder liegt es daran, dass ich zwischenzeitlich außerde noch eine mehrjährige Pendlererfahrung zu der Gesamtbeziehung zur Bahn miteinbringe?
Mein Mann macht sich jedenfalls immer auf Aufregungen gefasst, wenn ich mit der Bahn unterwegs bin – und er hat nicht ganz unrecht. Irgendwie passiert immer etwas. Und sollte ich planen, mit dem letzten Zug nach Hause zu kommen, kalkuliert er schon gleich mal ein, dass er mich von der letzten Umsteigehaltestelle abholen muss.
Heute war ich aber erstmal in die Richtung „weg“ unterwegs, und mit dem Zug, weil ich nach den zahlreichen Autobahnfahrten in letzter Zeit einfach etwas entspannter zum Kurs im Patchworkhimmel in Grünstadt reisen wollte.
Und da ich dann sowieso unterwegs war, wollte ich in München eine Kleinigkeit erledigen, hatte also die Abreise für eine Stunde früher eingeplant. Da ging es schon los – 7 Minuten Verspätung. Die Umsteigezeit am ersten Umsteigepunkt beträgt in der Regel 6 Minuten, und weil es sich da um die ‚Hauptstrecke’ handelt, wartet der nicht. Hätte ich den Anschluss nicht bekommen, hätte ich meine Besorgung in München gleich knicken können. Aber der Anschlusszug hatte auch ein bisschen Verspätung, also hat das gerade noch geklappt. Dass er wegen der vielen Oktoberfestfahrer, die alle an nur einer Tür einsteigen wollten, noch mehr Verspätung gekriegt hat, hat mich erstmal nicht weiter gestört, denn in München hatte ich ja mehr als eine ganze Stunde Zeit.
Es blieb sogar Zeit, um ein paar Fotos zu machen.
Für mein Projekt "Colour of the Day": 
angeblaute Trachtenweste und - hemd

Ebenfalls für "Colour of the Day":
welche Webcam wird hier wohl auf die Gebäudefassade projiziert?

(Schaufenster)Kunst aus/mit Büchern

Als ich dann von meiner erledigten Besorgung zehn Minuten vor geplanter Abfahrt des ICE ans Gleis kam, stand der Zug da, Türen zu, Reisende auf dem Bahnsteig. Fünf Minuten vor Abfahrt immer mehr Reisende auf dem Bahnsteig. Ein Zugführer kam vom vorderen Ende des Zuges zum hinteren, stieg in die Lok, und schaute von da an in ca. 20-Sekunden-Abständen aus dem Fenster. Es tat sich nichts. Als ich von anderen Reisewilligen gefragt wurde, ob der jetzt gleich losfahren würde, ohne vorher die Türen geöffnet zu haben, konnte ich nur hoffnungsvoll lächeln und sagen „Ich will auch mit diesem mitfahren.“ Zum Abfahrtzeitpunkt eine Durchsage "wegen einer technischen Störung gehen die Türen nicht auf, die Abfahrt verzögert sich um wenige Minuten." Fünf Minuten später die Ansage, dass eine ICE aus Berlin, der nach unserer Abfahrt auf dem Gleis hätte einfahren sollen, wegen technichser Störung 20 Minuten später und auf einem anderen Gleis ankommen würde. Dann wieder eine Durchsage an die Wartenden, dass sich die Abfahrt weiter verzögert, fünf Minuten später nochmal. Zwischendurch ging mal eine Tür auf, die anderen aber nicht.
Dann wurden Fahrgäste Richtung Augsburg /Stuttgart auf einen anderen ICE verwiesen, der Bahnsteig leerte sich deutlich. Nach weiteren ca. 10 Minuten allerdings öffneten sich alle Türen des Zuges, wir, die weiter als nach Stuttgart Fahrenden, durften einsteigen, und nach höchstens 5 Minuten erfolgte die Abfahrt. Ein leerer Zug, sehr ruhig, von der über 30-minütigen Verspätung wurden fast 16 Minuten aufgeholt. Diese Leistung sollte man unbedingt anerkennend herausstellen! In Mannheim Ankunft um 15.42h. Abfahrt des Anschlusszuges um 15.44h – und dieser Regionalzug hat nicht gewartet, fuhr los, als ich die letzten 7 Stufen heraufkam.
Der nächste Zug, eine halbe Stunde später, wiederum, wartete mehr als 7 Minuten auf Anschlussreisende. Sänk ju for träweling wis Deutsche Bahn.

Aber nach diesem Auftakt kann es jetzt eigentlich nur ein sehr guter Kurs werden!

Mittwoch, 25. September 2013

Alle meine Baustellen

Im vergangenen Jahr war das European Patchwork Meeting der Endpunkt meiner Anspannungsphase, weil ich nach Fertigstellung aller Quilts für die Ausstellung und der Ausstellung selbst erstmal etwas entspannen konnte.
Dieses Jahr scheint es anders zu sein. Denn nach meiner Rückkehr aus Ste. Marie-aux-Mines habe ich eine Liste gemacht, was im nächsten Jahr quiltmäßig alles wünschenswert wäre bzw. schon geplant ist. Und bin in eine Art Schock verfallen. (Glücklicherweise keine vollständige Schockstarre, denn das wäre fatal. Aber es wird schwierig genug.)
Wenn ich mir genau anschaue, was ich alles machen will, dann brauche ich mich nicht mal zu fragen, wie ich das denn schaffen soll. Denn es ist schlicht und einfach nicht möglich:
Tradition bis Moderne. Ausstellung in Freiburg. European Art Quilts. Ausstellung in Prag. Teilnahme an einer Ausstellung zum Thema „Strahlung“ im Juni in Genf. Wettbewerb in Ste. Marie-aux-Mines. Ausstellung in der Schweiz. Quilt National. Ausstellung im Fagus-Werk in Alfeld. Und das sind erst mal nur die Ausschreibungen, von denen ich bereits weiß. (Und keine Kurse, die ich unterrichten werde, keine Stoffmärkte, an denen ich teilnehmen möchte, von den Stoff-Abo-Färbeaktionen ganz zu schweigen.) Es könnten ja auch noch mehr Ausschreibungen rauskommen, an denen ich eigentlich gerne teilnehmen würde.
Ausstellungen würde ich aber keine eigenen mehr annehmen. Und eine Ausschreibung, an der ich eigentlich teilnehmen wollte, habe ich bereits gestrichten. (ABBA – wer daran interessiert ist und bis 10. Oktober noch etwas hinkriegt, kann sich hier informieren.)
Wie ich das alles schaffen werde? Ich weiß es nicht. Es wird jedenfalls spannend.
Werde ich einen Quilt bei der Tradition bis Moderne einreichen? Ich weiß es noch nicht. Ich hatte irgendwie mit dem Einreichedatum Ende Dezember gerechnet, und erst jetzt im letzten Heft der Patchworkgilde registrierend gelesen, dass es bereits der 30. November ist. Das Einreichen hängt nun davon ab, ob ich mit meiner Einreichung in Japan ausjuriert werde oder nicht. Wenn ich ausjuriert werde, hätte ich einen Quilt, den ich unter „zeitgenössische“ bei der Tradition bis Moderne einreichen könnte. Und wenn ich da ausjuriert werde, könnte ich es dann einfach nochmal bei der European Art Quilts probieren. 
Bei meinem derzeitigen Glück bei Einreichungen halte ich es sogar fast für wahrscheinlich, dass ich in Japan nicht angenommen werde. Dann bräuchte ich auch nicht schon wieder zum Zollamt zu fahren. (Hier ist ein englisch-sprachiger Bericht über meine diesjährigen zahlreichen Erlebnisse beim Zoll.)
Andererseits bräuchte ich bei meiner bisherigen Annahme-Quote mir eigentlich auch keinerlei Bemühungen um die Tradition bis Moderne machen. Denn da werde ich auch nicht angenommen. Bisher jedenfalls noch nie. Gleiches gilt auch für European Art Quilts. Andererseits ist da ja immer noch die Hoffnung, dass es vielleicht doch einmal anders sein könnte, und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Wir werden also sehen, wie sich das entwickelt. Zur Zeit sitze ich an diversen Vorbereitungsarbeiten für den Quilt für die Strahlungsausstellung. Und ich bin einigermaßen zuversichtlich, dass ich den so schnell zumindest so weit in die Gänge bekommen werde, dass ich mir überlegen könnte, ob ich einen traditionellen Restquilt, der zwischendurch wider Erwarten doch fertiggenäht wurde, eben doch noch bis Ende November gequiltet bekäme. Dann könnte ich zwei für die T bis M einreichen, einen traditionellen und einen zeitgenössischen. Oder nur einen traditionellen.
Das Gute ist, dass das Erstellen dieser Liste zu einer kreativen Spannung geführt hat, die sich in zahlreichen Ideen äußert. Ich muss mir bloss immer merken, wo denn gerade das entsprechende Notizbuch ist, das zu einem bestimmten Thema gehört, damit ich alle Ideen festhalten kann. Und dann meine mehr oder weniger bewährten Listen schreiben (auch dafür muss ich den Überblick behalten, wo denn nun gerade diese Büchlein ist – im Moment gerade, z. B., ist es mal wieder nicht in Griffweite.)

Das Problem mit der Zeit ist dann immer noch ein anderes. Aber darüber heute auch nicht mehr, denn ich habe noch einiges zu tun, und dann ist es Zeit, zwischendurch auch ein paar Stunden Schlaf einzuschieben.
So wie dieser kleine Schmetterling, der sich heute vormittag auf der Sonnenseite des Nachbarhauses niedergelassen hatte. (Obwohl der vermutlich nicht geschlafen hat...):

Leider fängt mein Fotoapparat zu schwächeln an,
daher diese dunklen Flecken (irgendwelcher Dreck im Gehäuse)...

leider ist mein Zoom nicht stärker...
aber man kann immerhin erkennen,
dass es ein Tagpfauenauge war!

Samstag, 21. September 2013

PFD

Als ich in der Grundschule war, hatte ich einen Klassenkameraden namens Ronald. Später im Teenageralter, da hatte ich Ronald bereits aus den Augen verloren, war in meiner Schwimm-Mannschaft ein Roland. Das habe ich noch ganz gut hingekriegt, aber bei jedem späteren Roland oder Roland gab es dann Schwierigkeiten. Ich wusste nie, welche Variante für gerade diesen Herrn zutraf. Im Studium passierte mir dann Ähnliches mit einem Armin und natürlich Bettine von Arnim.
Während der Doktorarbeit, in der ich mich, auf Englisch, viel mit conversation, also Gesprächen (und deren Transkripten) beschäftigte, fuhr ich zum Urlaub mal nach Neuseeland, wo es das Department of Conservation gibt, das sich um die Nationalparks kümmert. Beim endgültigen Schreiben der Doktorarbeit musste ich – obwohl conservation überhaupt nicht im Thema enthalten war – immer darüber nachdenken, ob es nun conversation oder conservation hieß, so dass ich mir sogar ein Makro gebastelt habe, mit „ALT C“ tippte sich conversation von selbst.
Spätestens seit der Zeit sind solche Wortpaare, die sich in einem Buchstaben unterscheiden, aber völlig unterschiedliche Bedeutungen haben, für mich eine große Gefahr. Die auch nicht gerade verringert wurde, als es darum ging, pdf-Dateien von PFD-Stoffen zu unterscheiden.
Seit vergangenem Sonntag begleitet mich nun eine Art Wahlblues. Das Ergebnis der Landtagswahl in Bayern, das der Staatspartei wieder die Alleinherrschaft beschert hat, hat mich doch einigermaßen geschockt.
Das hängt auch damit zusammen, dass ich es nicht verstehe, warum es nicht möglich ist, zu verhindern, dass dieses Bundesland an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden erst die Landtagswahl und dann die Bundestagswahl veranstaltet. Wieso schreitet da nicht der Bundesrechnungshof im vorhinein ein? Können die wirklich erst und nur danach sagen „Du du du, das war aber gar nicht gut, wie Du da das Geld rausgeschmissen hast?“ Denn diese Unsummen an Steuergeldern, die das zweimalige Veranstalten von Wahlen verschlingt, müssen ja auch erst einmal von Steuerzahlern gezahlt, also vorher erwirtschaftet werden. Und außerdem finde ich es völlig deprimierend, dass ein Politiker, der Milliarden von Euro bei Landesbank-Mauscheleien und unlauteren Verschiebungen von diversen Bankanteilen verjubelt hat, das zweitbeste Wahlergebnis eines Direktkandidaten bekommt. Auch die Politiker, die in der Verwandtenbeschäftigungsaffäre gar nicht gut dastanden, sind in ihren Wahlkreisen mit hohen Stimmenanteilen belohnt worden. Soll ich das jetzt so verstehen, dass die bayerischen Wähler es also alles wirklich so wollen? War der Hype um die angestellten Verwandten nur ein Medienballon und den Leuten im Land wirklich völlig egal? Über Flüchtlingspolitik ist ja im Wahlkampf überhaupt nicht geredet worden, also braucht man dieses Thema gar nicht zu erwähnen. 
Was hat nun die Staatspartei in Bayern mit meiner Mini-Legasthenie zu tun? Ich habe schon öfter überlegt, ob bzw. wie ich es anstellen könnte, politisch aktiv zu werden. Ich habe sogar mal als Parteilose auf einer Liste für den Stadtrat gestanden – war aber dann doch irgendwie froh, es nicht geschafft zu haben.
Nichtsdestotrotz bleibt diese Überlegung. (Die durch diesen vergangenen Wahlkampf eher befeuert wurde als verringert.) Es hapert aber an der passenden Partei. Die, auf deren Liste ich gestanden habe, vertritt einige Positionen, die ich nicht vollständig teile, und ich könnte mir nicht vorstellen, dort Mitglied zu werden. Und bei jeder anderen geht es mir ähnlich. Die politische Partei, die für mich passt, gibt es nicht.
Ich müsste also eine eigene gründen.
Und in den letzten Tagen ist mir auch schon ein passender Name eingefallen: es wird die PFD sein. Partei für Diverses. Wahlweise auch Partei für Demokratie. Partei für Deutschland wäre auch möglich, ist mir aber zu nationalistisch.
Fehlt nur noch ein passendes Parteiprogramm. Aber wenn das „D“ für „Diverses“ stünde, gäbe es ja viele Möglichkeiten. Eine wäre die Förderung der Gründung einer Selbsthilfegruppe für patchworkgeschädigte Männer /Männer von patchworkenden Frauen. Und natürlich die besondere Förderung von Patchworkfamilien.

Weitere Vorschläge werden gerne entgegengenommen. Datum und Ort des Gründungsparteitages entnehmen Sie bitte zukünftigen Posts hier auf dem Blog...

Mittwoch, 18. September 2013

Ste. Marie-aux-Mines im Schnelldurchlauf

Nach meinen zwei Kurstagen blieb mir noch ein weiterer Tag, um Ausstellungen im Silbertal anzuschauen.
Die ersten konnte ich bereits am Donnerstagabend, nach der offiziellen Öffnungszeit, anschauen, als ich zur Eröffnungsveranstaltung der Französischen Patchworkgilde in den Ausstellungsräumen in Liepvre mitgenommen wurde und ein bisschen Zeit hatte, mich dort umzusehen.
Hier hingen die farbenfrohen und raffiniert gestalteten Werke der Israelinnen Ita Ziv, Eti David und Rahel Elran:

Ita Ziv, Reflection 2, detail

Ita Ziv, Lace 5, detail
 
Ita Ziv in front of one of her "Reflection" quilts (no. 6?)
Nebendran war eine Auswahl aus Jonathan Holsteins wunderbarer Sammlung meist alter/antiker Quilts. Besonders raffiniert fand ich diesen: eine aus Stoffproben für Wollstoffe gefertigte Kinderdecke ohne großen Firlefanz, rein funktional. Und doch so überwältigend schön.


Die Kreuzstich-Stickerei wurde mit leicht rosa Garn
ausgeführt, was der ganzen Erscheinung einen besonderen
Touch verleiht.
Als ich vor diesem alten Quilt stand, von dem mir Jonathan Holstein im Gespräch erzählte, er habe ihn auf einem garage sale für ca. US-$ 40 erstanden, habe ich es mal wieder tief bedauert, dass es mir nie möglich sein wird, selbst einen alten Quilt zu machen! Obwohl ich ein paar Stoffmusterbücher von Anzugstoffen zu Hause habe, die nur darauf warten, endlich zum Einsatz zu kommen. Ich kann vielleicht diese Technik kopieren. Aber richtig alt würde dieser Quilt während meiner Lebensspanne nicht mehr werden.
Hier noch ein paar weitere Beispiele aus Jonathan Holsteins Sammlung.

Courthouse Steps von ca. 1880

Strippy Quilt von Anna Williams, ca. 1995
(nicht gequiltet - Anna Williams hat nur Tops genäht)

Dieser besondere grafische Effekt...

...entsteht aus handgestickten Namen, deren Besitzer eine Spende
gegeben hatten - eine besondere Form des Fund-Raising in
amerikanischen Kirchengemeinden des ausgehenden 19.
Jahrhunderts
In den weiteren Austtellungen im Espace Exposition - u.a. der Challenge der Association France Patchwork - durfte nicht fotografiert werden.
Am Freitag bin ich dann durch die Ausstellungsorte in Ste. Marie-aux-Mines gezogen. Da ich am späten Nachmittag zur Aufsicht bei der SAQA-Ausstellung "Deux" eingeteilt war, hatte ich mein Auto morgens am Espaces des Tisserands abgestellt und wollte diesen Parkplatz auf keinen Fall im Laufe des Tages aufgeben. Außerdem wollte ich die Preisverleihung für den Wettbewerb am frühen Nachmittag mitbekommen, und so habe ich mich ausschließlich auf die Ausstellungen in Ste. Marie beschränkt. Da waren einerseits die Däninnen in der Eglise de la Madeleine:

"Threadpainting" in höchster Vollendung:
Brigitte Busk, Moments in Time I und II

In der Chapelle Saint-Joseph diesmal eine Einzelausstellung, von Ramona Conconi. 

"Fine Lines" von Ramona Conconi (CH)
3 Russische Künstlerinnen waren diesmal in 'meiner' Kirche vertreten:

Santorini Dyptich von Irina Voronina
Im LAC gegenüber dem Theater dieses Mal die Auswahl aus der vorigen Quilt National - für die es einen Katalog gibt.



Nachmittags im Theater dann die Preisverleihung für den Wettbewerb. Da ich dieses Mal keinen eigenen Quilt im Wettbewerb hatte - auch frühere Jury-Mitglieder werden ausjuriert! - kann ich, glaube ich, deutlich meine Meinung zum neuen Ausstellungsort für die Wettbewerbsquilts sagen, ohne dass mir nachgesagt werden kann, dass meine eigene Empfindlichkeit betroffen gewesen sei. Ich halte es zwar für einen eindeutigen Gewinn, das die Chapell Saint-Joseph dieses Mal für eine Einzelausstellung zur Verfügung stand (s.o.), aber ich hoffe sehr, dass die Organisatoren sich für den Wettbewerb nochmal ein paar Gedanken machen. Die Präsentation im oberen Gang des Theaters war eindeutig viel zu eng - und das nicht nur direkt nach der Preisverleihung. Bevor man weit genug zurückgetreten war, um einen Quilt mit geringer Distanz zu betrachten, rannte man mit dem Rücken schon in die gegenüberliegende Stellwand. Da waren auch keine schönen Fotos zu machen.
Vor meiner Aufsichtsschicht noch ein Rundgang durch Espaces des Tisserands, wo mir aber ganz eindeutig die SAQA-Ausstellung "Deux" am besten gefallen hat. Jede ausgewählte Künstlerin hatte die Gelegenheit, zwei Quilts einzureichen. Die sich entweder direkt aufeinander bezogen haben, oder nicht unbedingt.

Mary-Lou Alexander in "Deux"

Mary-Lou Alexander, Solar Fire

Mary-Lou Alexander, Civil Twilight

Und abends ging es dann schon wieder eine erste Strecke in Richtung Heimat. Nächstes Jahr nehme ich mir etwas mehr Zeit für das große Ganze, da werde ich auch keine eigene Ausstellung oder Unterrichtsverpflichtungen haben. Denn dieses Mal habe ich einfach schon wieder zuviel nicht gesehen.

Sonntag, 15. September 2013

IQ in Ste. Marie-aux-Mines

Mittlerweile sind es fast 19 Jahre, die ich in Bayern lebe. Meistens lebt es sich ganz gut hier. Nur zu Zeiten von Wahlkampf und Oktoberfest ist es alles etwas schwieriger, und da merke ich dann, dass ich eigentlich doch nur geduldete Ausländerin bin. Da hilft auch die deutsche Staatszugehörigkeit nicht wirklich etwas, denn die zählt in Bayern nicht so richtig. Eigentlich nur insofern, dass ich nicht in einer der Massenunterkünfte für Flüchtlinge leben muss... Deshalb ist es immer gut, wenn ich zwischendurch auch mal wegfahren kann. Und ich habe ja auch das Glück, den Regierungsbezirk, in dem ich registriert bin, verlassen zu dürfen, ohne gleich von der Polizei kontrolliert zu werden.
Letzte Woche durfte ich mal wieder raus – knapp vier Tage beim Europäischen Patchworktreffen in Ste. Marie-aux-Mines. Eigentlich nur drei, denn ich kam Dienstagabend an, nach einer grässlichen Fahrt über regennasse und sprühvernebelte Autobahnbaustellen entlang der A8, war Mittwoch und Donnerstag mit Unterrichten beschäftigt, und hatte dann noch Freitag zum Rumschauen. Freitagabends bin ich dann schon wieder abgefahren, habe bei einer Freundin ‚links des Rheins’ übernachtet und bin am Samstag nach Hause gefahren.
Der Kurs war der „IQ“-Kurs – und er bietet auch nach den zahlreichen Malen, die ich ihn schon unterrichtet habe, immer neue Erfahrungen. Dieses Mal das Unterrichten in einer Fremdsprache, die ich nur unzulänglich beherrsche. Auf Englisch ging es ja im April in Englang sehr gut. Mein Französisch allerdings ist nach knapp dreißig Jahren, die seit dem Schulabschluss vergangen sind, doch etwas eingerostet. Und wenn auch die Erfahrungen der Ausstellung im letzten Jahr einige trojanische Schichten freigelegt haben, so ist die Sprachkompetenz bei weitem nicht ausreichend, um zu unterrichten. Deshalb war ich sehr froh, mit Andrea eine sehr umsichtige und kompetente Übersetzerin zu haben, die den glatten Ablauf des Kurses für die 13 Französischsprachigen sichergestellt hat. Vielen Dank an Andrea! Die zwei Deutschsprachigen konnte ich selbst bedienen. 


Eine kleine Schwierigkeit entstand nur am Morgen des zweiten Tages, als Andrea erstmal nicht erschien, weil sie, wie wir dann später erfuhren, Zeugin eines schweren Unfalls geworden war und für eine Zeugenaussage zur Verfügung stehen musste. Da war ich dann froh, dass ich das Französisch-Lexikon eingepackt hatte! (Und dass es nicht Andrea gewesen war, die den Unfall hatte.)
Im Kurs erwähne ich ja nicht nur Dinge, die die Papierschablonentechnik betreffen, die ich oft verwende, und die das Hauptthema des Kurses darstellt. Sondern ich empfehle die Werkzeuge, die ich selbst bei Gelegenheit entdeckt habe und verwende. Unter anderem meine aus den USA eingeführten Schnittbogenbeschwerer, mit denen ich beim Schablonenübertragen oder Zuschneiden arbeite. In der Materialliste werden sie erwähnt, alternativ wird „Kieselsteine“ angeführt. Was schon manche Teilnehmerin im vorhinein sehr verwundert hat. Diese Verwunderung löst sich natürlich bei der entsprechenden Demonstration schnell auf. Diesmal hat eine Teilnehmerin eine neue Alternative entwickelt: Geldstücke als Beschwerer. Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Aber sie funktioniert, und Millionärin braucht man dafür auch nicht unbedingt zu sein, denn irgendwelches Kleingeld hat man ja immer in der Tasche.

Geldstücke als Schablonenbeschwerer

Es war eine sehr nette Gruppe. Zwischendurch hatten wir sogar Besuch vom Lokalfernsehen, das nicht nur mich, sondern auch ein paar der Teilnehmerinnen interviewt hat.


Am Schluss waren alle sehr zufrieden und ich völlig k.o. Fünfzehn Personen in diesem Kurs ist die absolute Obergrenze des für mich Machbaren, denn ich muss mich, v.a. dann beim Entwickeln des eigenen Entwurfes, beim Rumgehen jedes Mal auf das jeweilige Projekt der Einzelnen einstellen. Das ist sehr anstrengend. Aber auch wirklich eine Freude, wenn ich merke, wie bei den Teilnehmerinnen allmählich der Groschen fällt und sie über diese zwei Tage ein Gespür dafür entwickeln, welcher Teil ihrer Vorstellungen mit dieser Technik machbar ist oder nicht.


Teilnehmerinnen mit ihren Technik-Übungsstücken
vor dem Clubhaus am Sportpark am Ortsrand
von Ste. Marie-aux-Mines

Dienstag, 10. September 2013

Empfehlenswert: Internationales Zentrum für Lichtkunst Unna

Schon bevor ich vor ein paar Jahren in Dortmund meine Solo-Ausstellung bei den Patchworktagen der Patchworkgilde Deutschland e.V. hatte, hatte ich vom Lichtmuseum in Unna gehört, und wollte dorthin. Damals hat es nicht geklappt, auch weil mein Sohn gerade diese Tage meiner Abwesenheit dafür ausgewählt hatte, seinen ersten wirklich heftigen Brechdurchfall zu entwickeln, mein Mann dementsprechend auf dem Zahnfleisch ging und ich einfach nicht noch länger wegbleiben konnte. Seitdem habe ich davon geträumt, mir dieses Museum endlich ansehen zu können.
Im Anschluss an meinen Ausflug nach Holland und Oberhausen letzte Woche war es dann endlich soweit: die Rückreise erfolgte über Unna. 
Das Museum ist vom Bahnhof gut zu Fuß erreichbar, vermutlich gibt es auch eine Busverbindung, aber darum habe ich mich gar nicht gekümmert.
Mein Gepäck konnte ich dann im zib (Zentrum für Information und Bildung) einschließen, und mir so unbeschwert nach dem Erwerb meiner Eintrittskarte noch ein paar Stunden in Unna um die Ohren schlagen. Ein paar nette Gässchen mit Fachwerkhäusern, 



ein längerer Aufenthalt in einem Café („Waffelstübchen“ – zwar an der Straße gelegen, aber bei gutem Wetter trotzdem sehr nett zum Draußensitzen, vor allem wenn man weiß, dass es zu Hause in Strömen regnet!), 


und ein Bosna-Quilt in der evangelischen Kirche – da vergeht die Zeit ganz angenehm.

Leider überhaupt nicht beleuchtet,
und deshalb bei Besichtigung zu
'normaler' Besuchszeit völlig wirklungslos:
Bosna Quilt in der ev. Kirche Unna
Um zwei Uhr nachmittags beginnt die erste Führung, denn in das Museum kommt man nur mit öffentlicher Führung rein. Die Ausstellungsräume befinden sich in den ehemaligen Kellerräumen und –gewölben der Lindenbrauerei, was dem Ganzen ein besonderes Flair verleiht. Offen verlegte alte Leitungen, Ablaufrinnen für das schmelzende Einwasser, Kunstwerke in ehemaligen Gärbecken, und der allmählich ausblühende Algenwuchs, verursacht durch das im Kunstwerk enthaltene UV-Licht... Das hat schon was.

Leider war – natürlich – das Fotografieren nicht erlaubt, so dass ich hier nicht mit eigenen Fotos einen Eindruck vom Inneren des Museums vermitteln kann. Aber es ist eine äußerst sehenswerte Angelegenheit. Als ich schon letzte Woche auf meinem englischen Blog über diesen Besuch berichtet habe, und die Namen der im Museum mit Kunstwerken vertretenen KünstlerInnen gegoogelt und mit meinem Eintrag verlinkt habe, ist mir im Nachhinein noch viel deutlicher geworden, welche erstrangigen Namen in den ehemaligen Brauereikellern versammelt sind. Für die entsprechenden Links verweise ich auf den Eintrag auf dem englischen Blog... 
Nur schade, dass man eben nicht auf eigene Faust durchgehen und nach eigenem Gutdünken in den Räumen verweilen kann, sondern in den Zeitrahmen einer Führung eingefügt wird. Den mit einem Kunstwerk von Mario Merz bestückten ehemaligen Turm der Anlage habe ich auch nicht im Nachtglanz gesehen, weil ich ja nachmittags wieder mit dem Zug fahren musste. Aber dieses Foto von einem Plakat kann ich zeigen:


Samstag, 7. September 2013

Und wieder mal ein bisschen Rot

Am Dienstagnachmittag erfuhr ich, dass mein Sohn bis Freitagnachmittag ein rotes T-Shirt für die Aufführung seiner Ferienprogrammaktivität brauchte. Er wünschte deutlich und unmißverständlich ‚ohne Aufdruck’ –so etwas hat aber er nicht, und aus früheren Erfahrungen mit solchen Aufträgen weiß ich, dass es zur Zeit für Jungs nur sehr schwer T-Shirts ohne Aufdruck zu kaufen gibt.
Allerdings kenne ich die Quelle für T-Shirts, die damals für die Färbeaktion im Kindergarten angezapft wurde, und habe dort ein völlig weißes in seiner Größe erstanden. Denn einen Rot-Färbeauftrag der besonderen Art hatte ich sowieso noch hier, und ein paar neue Rot-Töne ausprobieren ist immer wieder lustig. Also habe ich rechtzeitig vor dem Patchworkmarkt in Erding noch drei neue Rottöne gefärbt und das T-Shirt und den besonderen in einen der Bottiche mit reingegeben.


Und so sieht das Ergebnis von hinten aus:


Außerdem hatte ich noch fünf Stück Schnee-Färbungen da liegen, die mir im Winter beim ersten Betrachten nach dem Trocknen nicht so ganz gelungen schienen und seitdem, da der Schnee geschmolzen ist, auf weitere Bearbeitung warteten. Also habe ich die noch in ein bisschen Gelb geschmissen und zumindest für drei von ihnen ist das Ergebnis sehr zufriedenstellend. 


Die anderen beiden, glücklicherweise etwas kleinere Stücke, taugen eher als Rückseitenstoffe, aber die muss es ja auch geben - oder zum völlig zerschneiden.

Heute wird noch das Auto gepackt, und morgen früh geht es um ca. Viertel vor sieben los.

Montag, 2. September 2013

Märkte, Kurse, Pläne

Am kommenden Sonntag, 8.9., findet wieder der Patchwork- und Textilmarkt in der Stadthalle in Erding statt. Inzwischen heißt er aber "Patchwork-Messe". Öffnungszeiten: 10 bis 17 Uhr, die Stadthalle ist auch von der S-Bahn-Station gut zu Fuß zu erreichen.



Ich werde wieder mit meinem kleinen Stand direkt am Treppenaufgang dabei sein. Obwohl mein Sohn vermutlich an demselben Sonntag sein erstes Saison-Fußball-Turnier absolvieren wird. Letztes Jahr stellte sich heraus, dass das vermutlich in Zukunft immer ein Konflikttermin sein wird, weil der Verein des Nachbarortes traditionell an diesem letzten Feriensonntag ein Saison-Eröffnungsturnier veranstaltet. Und diese Veranstaltung in Erding findet ebenfalls immer am letzten Feriensonntag (in Bayern) statt. Interessenskonflikte lassen sich eben nicht immer vermeiden...
Für dieses Jahr stehen dann keine weiteren Märkte mehr an, bei denen ich mit den Stoffen auftauchen werde. Allerdings kommen im nächsten Jahr ein paar neue Termine hinzu: natürlich wieder der Erdinger Markt im März (30.3.). Zwei Wochen vorher, am 15./16.3. werde ich allerdings auch noch in Oberstdorf an den erstmals stattfindenden "Allgäuer Nadelstichen" teilnehmen. Und dann kommt im April meine erste Reise zum Patchworktreffen in Prag, Ende Mai möchte ich in Karlsruhe dabei sein, und derzeit habe ich auch vor, zur Textile Art in Berlin zu fahren. Bei den Patchworktagen werde ich leider nicht dabei sein können, der Termin liegt so ungünstig in unserer familiären Festwoche,dass ich dieses Mal darauf verzeichten werde. Das wird wieder ein unruhiges Jahr!
Für dieses Jahr sind noch vier weitere Kurse geplant: IQ in Ste. Marie-aux-Mines (ausgebucht), IQ in Grünstadt (ausgebucht), Ende Oktober ein Kurs "Freies Schneiden" am Petersberg - hier sind noch einige Plätze frei, Informationen und Anmeldung hier - und im November der Parkett-Kurs "Vom Hölzchen aufs Stöffchen - neue Quilts aus alten Parkettmustern" bei Patchwork + Quilt in Assling (bei München), auch hier sind noch Plätze frei. Im Januar geht es dann gleich weiter mit einmal IQ bei arttextil e.V. in Dachau, und der irischen Kette am Petersberg Anfang Februar.
Ob ich es dieses Jahr schaffe, einen Quilt für die Tradition bis Moderne einzureichen, kann ich noch nicht abschätzen...