Mittwoch, 28. Dezember 2011

Alles geht.


Seit September spielt mein Sohn Schlagzeug. Manchmal morgens um halb sechs, oft erst um kurz nach halb sieben, und das Leise-Spielen hat er bei allen erstaunlichen rhythmischen Fortschritten noch nicht wirklich gemeistert.


Kurz vor Weihnachten hat der Schlagzeuglehrer eine „Weihnachtsfeier“ für die ganze Schlagzeugklasse veranstaltet. Neben von den Kindern mitgebrachten Plätzchen wurde Kinderpunsch serviert, und es wurden zwei verschiedene DVDs mit Schlagzeug-Events per Beamer an die Wand geworfen. Ob das nun gerade eine „Weihnachtsfeier“ ist, die in der ohnehin vollgstopften ruhigen Zeit stattfinden muss, sei hier nicht das Thema.
Weil es die erste Weihnachtsfeier der Schlagzeugklasse war und wir noch nicht genau wussten, was uns erwartete, haben mein Mann und gedacht, es wäre gut, wenn einer von uns die ganze Zeit dabei wäre, also haben wir uns abgewechselt, und so kam ich in den Genuss des größten Teils der ersten DVD, die ein Schlagzeug-Musical „Stomp“ zeigte.

Ich gebe gerne zu, dass Schlagzeug kein Instrument ist, das in meiner Vorstellung auftauchte, als ich mir mal geschworen hatte, dass mein Sohn das Instrument lernen darf, das er sich selbst aussucht, ich habe Schlagzeug nicht einmal für ein wirklich seriöses Instrument gehalten. Seit er sich nun durch die Welt trommelt – und damit hat er eigentlich, wenn ich es recht bedenke, schon im Mutterleib angefangen – hat sich mein Urteil über die Rhythmus-Typen allerdings deutlich geändert, und ich kann dem Ganzen inzwischen auch einiges an Vergnügen abgewinnen.
Aber was in diesem Film zu sehen war, war wirkich beeindruckend. Es fing damit an, dass einige Männer und eine Frau mit Klettergurten an einem hohen Gerüst aufgehängt waren, an dem außerdem noch viele verschiedene – nun ja, auch als Schlagzeug zu verwendende Gegenstände befestigt waren. Das waren Autofelgen verschiedener Größe, leere metallene Bierfässer, Eimer, Rohre und Röhren unterschiedlicher Machart und in diversen Durchmessern, Blechdeckel, Plastikbehälter und vieles mehr. Garantiert nichts, was man sich typischerweise unter „Schlagzeug“ vorstellt. Und darauf wurde getrommelt, einfach toll. Weiter ging es nach einer Weile in anderer Kulisse mit einem Schlagballett für Besen – das Geräusch beim Fegen, Abklopfen des Drecks, Stampfen auf den Boden mit Tap-Dance-Effekt: alles ebenfalls das reinste Rhythmus-Ereignis. Bevor mein Mann mich ablöste, folgten noch Basketball-Drumming in einer (regennassen) amerikanischen Stadtschluchtstraße, und das Kartenspiel-Drummer-Quartett. Alles ohne ein einziges Wort.
Was hat das Ganze hier auf diesem Blog zu suchen? Dass mein Sohn bevor er das Schlagzeug bekommen hat auf alles und jedem getrommelt hat, hat mir ja schon vor einer ganzen Weile gezeigt, dass eigentlich alles Trommel sein kann, hier wurde das nochmal ganz deutlich und in absolut mitreißender Perfektion gezeigt. Mich hat es an Margit Amann von Gelmbotzkis Satz aus der Materialliste für den Bauhauskurs erinnert: „Alles was unter die Nähmaschine passt, kann auch genäht werden.“ Oder an die Denkweise der Stoff-Druckerinnen: alles was stempeln kann, kann auch zum Bedrucken verwendet werden. Auch ich habe eine von diesem Gedanken geleitete Sammlung im Keller und warte auf den Moment, wo ich sie endlich mal ernsthaft einsetzen werde.

Beidseitig zum Drucken verwendbar?: Plastikinnenteil für Geschenkband

Alles geht, alles ist Kunst(-fähig). Warum beschränke ich mich eigentlich immer noch auf Piecing, Stoff, Quilts? Irgendwann kommt mir vielleicht doch nochmal eine gute Idee, was für Kunst ich aus den Metallbügeln machen kann, auf denen die Hemden meines Mannes aus der Reinigung kommen, und die wegzuschmeißen ich einfach nicht übers Herz bringe.


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