Seit über fünf Jahren blogge ich nun bereits. Es macht Spaß.
Einerseits. Aber auch Arbeit, andererseits, weil man sich Gedanken darüber
machen muss, in welchem Rhythmus und über welche Themen man schreiben kann.
Oder will. Denn natürlich ist ‚Blog schreiben’ auch immer eine Art, von sich
selbst ein Bild für außen zu entwerfen. Und manchmal frage ich mich dann, ob
das gezeichnete Bild überhaupt der Realität entspricht. Die gesunde Mischung zu
finden zwischen einer ehrlichen Darstellung dessen, was mich im Leben als
Quilterin beschöftigt, und den Erwähnungen dessen, was oft doch den größeren
Teil des Alltags ausmacht, aber vielleicht nicht unbedingt etwas ist, was im
Netz veröffentlicht werden soll.
Das habe ich auch gemerkt, als ich im letzten Jahr
angefangen habe, gelegentlich über mein Engagement mit den Flüchtlingen zu
schreiben, das ziemlich schnell ziemlich viel meiner Zeit eingenommen hat, bis
es zuviel wurde und ich mich wieder zurückziehen musste, um überhaupt noch den
Kopf über Wasser zu behalten. Als selbstbewusste und irgendwie auch
erfolgreiche Quilterin habe ich mich in diesem Jahr jedenfalls nicht gesehen –
keiner meiner Quilts hat es bei einer Ausschreibung geschafft, in die Auswahl
aufgenommen zu werden, ohnehin habe ich nicht wirklich viele zu Ende gebracht,
und obwohl ich hin und wieder mal Anflüge von Ideen hatte, scheinen die nicht
wirklich überzeugend gewesen zu sein, denn sonst hätte ich ja vielleicht doch
die Kraft und Energie gehabt, sie umzusetzen?
Seit dem eingeleiteten Rückzug versuche ich nun, quilterisch
wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen, was nicht einfach ist. Es fehlen zwar
weiterhin die überzeugenden Ideen, noch fehlt der echte Antrieb, und es fehlt
immer noch an der vormals so gut funktionierenden Struktur meines Tages. Damals
hatte ich einen Rhythmus, mit dem ich mir eindeutige Zeiten für
Quilten/Färben/Nähen eingeplant hatte, um den ganz normalen Familienalltag
herum. Den habe ich noch nicht wieder gefunden. Stattdessen wundere ich mich,
wie strukturlos mein Leben auf einmal zu sein scheint, wenn nicht vor 11 Uhr
wenigstens vier oder fünf Telefonate in Sachen Flüchtlingsthematik bei mir
eingeangen sind. Aber das hatte ich ja bis vor einem Jahr auch nicht...
Aber die Tage werden wieder länger, langsam kehren die
Lebensgeister zurück, und dazu beigetragen haben auch die Kurse an den
vergangenen beiden Wochenenden. Die haben mir gezeigt, dass ich weiterhin
anderen eine Hilfestellung in Sachen Patchwork geben kann. Wenn ich mich auch
immer noch nicht wieder als selbstbewusste und irgendwie auch erfolgreiche
Quilterin einstufen würde, so habe ich doch wenigstens wieder Spaß am Nähen
gefunden. Und bin z.Zt. einigermaßen zufrieden damit, Reste zusammen zu nähen,
angefangenen Quilts fertigzustellen, oder für meinen Mann zum bevorstehenden
Geburtstag mal wieder ein Set handgefärbte Bettwäsche aus den Satin-Resten zu
nähen. (Jetzt sind es nur noch 2 1/2 Kisten mit Satin-Resten - das reicht für Bettwäsche für den Rest unseres Lebens, und vielleicht für meinen Sohn noch mit.)
Gestern abend dann der Aufruf eines Freundes, warme Kleidung
zu spenden, die in die Flüchtlingslager an der mazedonischen Grenze gebracht
werden sollen. Erst neulich hatte ich mir überlegt, dass ich es mir nicht
leisten könnte, irgendwelche von den vielen Wollvorräten zu verstricken, da die
fertigen Teile gar nicht mehr im Schrank Platz finden würden. (Der ist nach
einer Verkleinerungsaktion vor ein paar Jahren bewusst ein relativ kleiner.)
Das ist jetzt wieder anders, denn bei solch einem Aufruf fällt es mir leicht,
mich von Teilen zu trennen, die eigentlich nur aus gesteigerter Sentimentalität
aufgehoben werden, nicht, weil ich sie noch häufig anziehen würde. Sogar der
Zopfmuster-Pullover aus selbstgesponnener Wolle fand seinen Weg in die Kisten. Jetzt kann ich mir einen neuen stricken, auch wieder aus selbstgesponnener
Wolle, die schon länger darauf wartet, verarbeitet zu werden. Und auch meine
Kollektion von Seidenhalstüchern hat sich deutlich verringert – die brauche ich
im Winter zwar dringend, weil ich es überhaupt nicht ertrage, mit nacktem Hals
herumzulaufen, andererseits auch Baumwoll-Rollkragenpullover nur tragen kann,
wenn ich sie auf links drehe, weil mich sonst jede Naht zum Wahnsinn treibt,
aber ganz ehrlich: wieviele verschiedene braucht man davon denn wirklich? Sicher nicht über 20. Und Seidentücher wärmen erstaunlich gut. Außerdem finden sie bei den
flüchtenden Frauen vielleicht ja auch eine andere Verwendung, wenn sie die Haare bedeckt
halten wollen.
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