Ich habe mich ja schon öfter über Plastik, Plastikmüll (und
dessen Entsorgungsmechanismen hier in der Stadt) aufgeregt, und bilde mir
eigentlich ein, darauf zu achten, Plastikmüll zu vermeiden. (Mein Mann und ich
hatten mal einen heftigsten Ehekrach darüber, dass er immer wieder mal
Plastiktüten anschleppt, und warum es denn nicht möglich ist, einen der vielen
Stoffbeutel, die wir haben, mitzunehmen – da ging es wirklich zur Sache!) Seit
Sommer 2015 hatte ich schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil mir das
Seidenpapier, in dem ich über die ganzen fünf Jahre hinweg die Abo-Kollektionen
eingewickelt habe, bevor ich sie in den Umschlag gesteckt habe, ausgegangen ist
und ich noch kein neues besort habe. Seitdem habe ich die Kollektion ein
paarmal erst in dieselben Plastik-‚Klarbeutel’ gesteckt, wie ich sie für den
Verkauf verwende. Mit schlechtem Gewissen und dem guten Vorsatz, möglichst bald
wieder eine andere Verpackungslösung zu suchen.
Dann stand neulich in der Zeitung ein längerer Artikel über "Frau Schubert", ihren Blog über ein Leben weitestgehend ohne Plastik,
und ein paar Tage später war sie als Gast im Radio eingeladen, weil sie jetzt
gerade auch noch ein Buch zu dem Thema veröffentlicht („Besser leben ohne
Plastik“). In dem Zusammenhang fiel der Begriff „Plastik-Fasten“, weil wir gerade
in der katholischen Fastenzeit sind. Seitdem mache ich mir wieder deutlich mehr
Gedanken darüber, wie das so ist mit dem Plastikmüll, und ob ich tatsächlich
eine gute Bilanz in der Hinsicht vorlegen kann. Kann ich natürlich unter dem
Strich nicht wirklich. Ich benutze zwar eine Seife, die ohne Plastikverpackung
daherkommt und gleichzeitig als Shampoo dient. Aber bei Body-Lotion wird es
schon schwieriger, und selbst wenn man sie sparsam verwendet, man produziert Plastikmüll,
es lässt sich kaum vermieden. Zahnpastatuben, Zahnbürsten – wo bitte kriegt man
das denn ohne Plastik, zumal hier auf dem Land?
Und ich bin ein bisschen skeptisch – sicher, man kann alles
irgendwo übers Internet bestellen und schicken lassen, vielleicht sogar die
Zutaten für Body-Lotion, und sie dann selbst machen. Aber weiß ich, dass es
dann plastikfrei verschickt wird? Und die Paketdienste verursachen Abgase und
Feinstaub und was weiß ich noch alles.
Ich habe nun angefangen, mir ein paar immer-wieder-verwendbare Obstsäckchen aus
Organza zu nähen, die ich in Zukunft zum Supermarkt mitnehmen werde, und ich habe
sie auch schon eingeweiht.
(Aber der Plastikaufkleber auf den Äpfel...) |
Ich habe mir sogar das Buch bestellt (allerdings
ist es hier draußen auf dem Land gerade noch nicht lieferbar, die Vermarktungsmaschinerie schein gut
gegriffen zu haben). Aber letztendlich muss man für sich selbst eine
erträgliche Mittellinie fahren. Wieviel (Zeit-)Aufwand will und kann ich
betreiben, um etwas plastikfrei zu bekommen? Quark z.B. wird schwierig – ich
kann mich nicht erinnern, ob ich den in Glasbehältern schon mal gesehen habe.
Buttermilch in Flaschen, muss ich mal beim Bioladen fragen. Und soviele Artikel
im Bioladen sind ebenfalls in den durchsichtigen Tüten verpackt. leider keineswegs die neuentwickelten verrottbaren Materialien!
Ich koche wirklich viel selbst, aber Maultaschen, die
ultimative Lösung für die schnelle Mahlzeit, wenn wirklich keine Zeit fürs
Kochen blieb, die gibt es nur eingeschweißt, und da ich nicht schwäbisch
aufgewachsen bin, fange ich auch gar nicht erst an, die selbst zu machen... (Dann
wären sie vielleicht noch deutlich leckerer, aber auch nicht mehr die
ultimative Schnell-Lösung.) Plastik vermeiden, ja, aber es darf nicht in
Totalstress ausarten!
Und wie sagte meine Freundin, die gerade von einem
zweiwöchigen Indienurlaub zurückkehrte, über den dort überall herumfliegenden
und vor sich hinschmurgelnden Plastikmüll entsetzt war – es müssten schon noch
ein paar mehr Leute und Länder auf den Gedanken kommen. Ich alleine kann die
Welt nicht vor Plastikmüll retten. Und trotzdem muss man bei sich selbst
anfangen, auf Reduzierung achten, und auch immer wieder mal versuchen,
Überzeugungsarbeit zu leisten. Die neuen Papiertüten für die Kollektionen habe
ich schon rausgesucht und werde sie nächste Woche bestellen. Und wenn ich mal
wirklich gut verkauft habe, dann gönne ich mir vielleicht auch die in Indien
aus Zeitungspapier hergestellten Tragetüten. Hier mein einziges Belegexemplar,
das ich besitze und zur Erinnerung und Mahnung aufgehoben habe.
Vielleicht finde ich auch noch eine preiswertere
Bezugsquelle direkt in Indien, die dort im Land Arbeitsplätze sichert.
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