Samstag, 27. Februar 2016

Plastik-"Fasten"

Ich habe mich ja schon öfter über Plastik, Plastikmüll (und dessen Entsorgungsmechanismen hier in der Stadt) aufgeregt, und bilde mir eigentlich ein, darauf zu achten, Plastikmüll zu vermeiden. (Mein Mann und ich hatten mal einen heftigsten Ehekrach darüber, dass er immer wieder mal Plastiktüten anschleppt, und warum es denn nicht möglich ist, einen der vielen Stoffbeutel, die wir haben, mitzunehmen – da ging es wirklich zur Sache!) Seit Sommer 2015 hatte ich schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil mir das Seidenpapier, in dem ich über die ganzen fünf Jahre hinweg die Abo-Kollektionen eingewickelt habe, bevor ich sie in den Umschlag gesteckt habe, ausgegangen ist und ich noch kein neues besort habe. Seitdem habe ich die Kollektion ein paarmal erst in dieselben Plastik-‚Klarbeutel’ gesteckt, wie ich sie für den Verkauf verwende. Mit schlechtem Gewissen und dem guten Vorsatz, möglichst bald wieder eine andere Verpackungslösung zu suchen.
Dann stand neulich in der Zeitung ein längerer Artikel über "Frau Schubert", ihren Blog über ein Leben weitestgehend ohne Plastik, und ein paar Tage später war sie als Gast im Radio eingeladen, weil sie jetzt gerade auch noch ein Buch zu dem Thema veröffentlicht („Besser leben ohne Plastik“). In dem Zusammenhang fiel der Begriff „Plastik-Fasten“, weil wir gerade in der katholischen Fastenzeit sind. Seitdem mache ich mir wieder deutlich mehr Gedanken darüber, wie das so ist mit dem Plastikmüll, und ob ich tatsächlich eine gute Bilanz in der Hinsicht vorlegen kann. Kann ich natürlich unter dem Strich nicht wirklich. Ich benutze zwar eine Seife, die ohne Plastikverpackung daherkommt und gleichzeitig als Shampoo dient. Aber bei Body-Lotion wird es schon schwieriger, und selbst wenn man sie sparsam verwendet, man produziert Plastikmüll, es lässt sich kaum vermieden. Zahnpastatuben, Zahnbürsten – wo bitte kriegt man das denn ohne Plastik, zumal hier auf dem Land?
Und ich bin ein bisschen skeptisch – sicher, man kann alles irgendwo übers Internet bestellen und schicken lassen, vielleicht sogar die Zutaten für Body-Lotion, und sie dann selbst machen. Aber weiß ich, dass es dann plastikfrei verschickt wird? Und die Paketdienste verursachen Abgase und Feinstaub und was weiß ich noch alles.
Ich habe nun angefangen, mir ein paar immer-wieder-verwendbare Obstsäckchen aus Organza zu nähen, die ich in Zukunft zum Supermarkt mitnehmen werde, und ich habe sie auch schon eingeweiht. 


(Aber der Plastikaufkleber auf den Äpfel...)

Ich habe mir sogar das Buch bestellt (allerdings ist es hier draußen auf dem Land gerade noch nicht lieferbar, die Vermarktungsmaschinerie schein gut gegriffen zu haben). Aber letztendlich muss man für sich selbst eine erträgliche Mittellinie fahren. Wieviel (Zeit-)Aufwand will und kann ich betreiben, um etwas plastikfrei zu bekommen? Quark z.B. wird schwierig – ich kann mich nicht erinnern, ob ich den in Glasbehältern schon mal gesehen habe. Buttermilch in Flaschen, muss ich mal beim Bioladen fragen. Und soviele Artikel im Bioladen sind ebenfalls in den durchsichtigen Tüten verpackt. leider keineswegs die neuentwickelten verrottbaren Materialien!
Ich koche wirklich viel selbst, aber Maultaschen, die ultimative Lösung für die schnelle Mahlzeit, wenn wirklich keine Zeit fürs Kochen blieb, die gibt es nur eingeschweißt, und da ich nicht schwäbisch aufgewachsen bin, fange ich auch gar nicht erst an, die selbst zu machen... (Dann wären sie vielleicht noch deutlich leckerer, aber auch nicht mehr die ultimative Schnell-Lösung.) Plastik vermeiden, ja, aber es darf nicht in Totalstress ausarten!
Und wie sagte meine Freundin, die gerade von einem zweiwöchigen Indienurlaub zurückkehrte, über den dort überall herumfliegenden und vor sich hinschmurgelnden Plastikmüll entsetzt war – es müssten schon noch ein paar mehr Leute und Länder auf den Gedanken kommen. Ich alleine kann die Welt nicht vor Plastikmüll retten. Und trotzdem muss man bei sich selbst anfangen, auf Reduzierung achten, und auch immer wieder mal versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten. Die neuen Papiertüten für die Kollektionen habe ich schon rausgesucht und werde sie nächste Woche bestellen. Und wenn ich mal wirklich gut verkauft habe, dann gönne ich mir vielleicht auch die in Indien aus Zeitungspapier hergestellten Tragetüten. Hier mein einziges Belegexemplar, das ich besitze und zur Erinnerung und Mahnung aufgehoben habe.



Vielleicht finde ich auch noch eine preiswertere Bezugsquelle direkt in Indien, die dort im Land Arbeitsplätze sichert.

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