Im Laufe meines Lebens habe ich manche Entscheidungen
getroffen, von denen ich später gemerkt habe, dass es sinnvoll gewesen wäre,
besser auf mein Bauchgefühl zu achten. Das ist manchmal eindeutig anders
gewesen, als die Entscheidung ausgefallen ist, hat aber nicht genug Durchsetzungsvermögen gehabt. Und so habe ich mir spätestens
nach der Entscheidung, die (wider das deutliche Bauchgefühl) zum Umzug in unsere derzeitige Situation führte,
geschworen, wesentlich besser auf meinen Bauch zu hören. Und seitdem übe ich
das auch. Immer mal wieder. Immerhin hat uns das schon einmal geholfen, einen weiteren Fehler in der Art zu
vermeiden.
Die wahren Übe-Situationen bieten sich natürlich im Alltag. Es ist
aber gar nicht einfach. Erstens ist der Alltag oft so hektisch, dass der Bauch
nicht mitkommt, sich nicht laut genug meldet, oder einfach auch einmal nur ein
bisschen abwarten muss, bis er weiß, was er meint. Und es geht ja auch nicht um Entscheidungen wie ‚soll ich heute
Spaghetti kochen oder doch lieber Tagliatelle?’
Ein großer Nachteil ist auch, dass der Bauch (meiner
jedenfalls) oft nur sagt ‚das nicht’ – aber keinen brauchbaren Hinweis drauf
liefert, was denn stattdessen angesagt wäre.
So geht es manchmal mit den Entscheidungen in Bezug aufs
Quilten, nachdem das Top abgeschlossen ist und auf seine Vollendung wartet.
Damit tue ich mich meist nicht leicht. Zwar könnte ich mich nicht wirklich
erinnern, durch das Quilten selbst einmal einen Quilt total verdorben zu haben.
Aber eine gewisse Scheu davor, dass mir das mal passieren könnte, existiert,
und so stellt sich bei fast jedem Quilt immer wieder die Frage „und wie soll
ich das nun quilten?“ Nur selten weiß ich von Anfang an und ohne Zweifel oder
Skrupel, welches Muster ich wählen würde.
Shapes 10 (über dessen Anfänge ich
hier bereits berichtet habe) ist wieder so ein Fall. Das Nähen, die Formen, die
Farben – alles kein echtes Problem, bis auf das mit der Systematik der
ineinandergesetzten Farben, die mir irgendwo unterwegs verloren gegangen ist,
aber auf das Ergebnis keinen störenden Einfluss hatte.
 |
Erste systematische Aufteilung der Farben der eingesetzten Kreise |
 |
Während des Nähens wurde mir klar, dass die erste Planung zu viele Wiederholungen enthielt. Mehrfache Umplanung erforderte Farbcodierung der neuen Notizen - und am Schluss hatte ich überhaupt keinen Überblick mehr ... |
(Bilde ich mir
jedenfalls ein.) Aber wie nun quilten?
Das Teil ist mal wieder groß geraten – ca. 165cm Seitenlänge
im Quadrat – und die Kreise und Quadrate, die sich aufdrängten, waren auch auf
der Bernina mit dem großen Durchlass mühsam.
Als ich die fertig hatte, verlangte der Bauch nach mehr.
Sagte aber nicht, was denn mehr, oder wie – eigentlich war er nur ziemlich deutlich
über das ‚wo’, denn es waren einfach noch zu viele Bereiche, die noch nicht
genug gequiltet waren.
Überlegungen, die Quadrate nochmal per weiteren
Quadraten miteinander zu verschachteln, gefielen meinem Mann überhaupt nicht.
Ich beschloss, es gut sein zu lassen, fügte am Silvestertag meine Signatur in
die untere rechte Ecke und fing mit der Randgestaltung an.
Aber als ich die
beiden ersten Seiten fertig hatte, war die Stimme des Bauches endlich
durchsetzungsfähig genug. Also wurde es doch nicht der letzte Quilt des Jahres
2013, sondern ich bin immer noch am Sticheln, es werden noch etliche weitere
Stunden Arbeit.
Ich warte jetzt sogar noch auf Garn in verschiedenen Grautönen. Und ich weiß auch nicht, ob der Bauch jetzt schon das letzte
Wort gesprochen hat. Oder ob noch weitere Forderungen gestellt werden.
Eigentlich soll der Quilt in weniger als drei Wochen in Freiburg gezeigt werden...