Anfang des Jahres hatte ich etwas begonnen, was ich nur als
eines meiner typischen Dauerwahnsinnsprojekte bezeichnen kann. (Im Quiltbereich
handelt es sich dabei z.B. um Resteverwertungsprojekte wie die diversen
Nine-Patch-Größen, die als Nebenprodukte des Baby-Jane der Patchworkgilde
entstanden sind, oder seit kurzem die Mini-Jakobsleiter, für die ich mir noch
ein schlüssiges Farbkonzept überlegen muss.)
Da ich mir geschworen habe, nie mehr als dieses eine
Küchenregalfach voller Kochbücher zu haben
ich koche ohnehin meist ohne Rezept |
andererseits aber immer wieder versucht bin, Rezepte aus
Zeitschriften aufzuheben oder bei Gelegenheit einzusammeln, muss ich in
regelmäßigen Abständen aussortieren. Vielleicht kommt mal ein Kochbuch im
Ganzen weg, oder es werden die am besten funktionierenden Rezepte bzw. die
Familienfavoriten herausgelöst und in meine Sammlung eingegliedert, die in den
Ringbuchordnern wächst. Allerdings finden sich darin durchaus auch Rezepte, die
ich eigentlich nie ausprobiert hatte. Also lautete das Projekt, systematisch
alle Rezepte, die noch nicht ausprobiert, sondern nur abgeheftet worden waren,
auch mal nachzukochen, sie so auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen und
gegebenenfalls aus dem entsprechenden Ordner zu entfernen.
Die Sektion A des Ordnungssystems habe ich souverän geschafft,und
Apfelpfannkuchen mit Saurer Sahne fand bei meinem Sohn so großen Anklang, dass
ich die schon mehrfach gemacht habe. (Jetzt beschwert er sich schon fast, wenn
ich ‚nur’ normale Pfannkuchen mache: „Da hättest Du doch ruhig auch noch Apfel
reintun können!“) Bei Belugalinsensalat mit Irgendwas ist die Systematik
zusammengebrochen, weil ich das Irgendwas nicht im Haus hatte, und seitdem
läuft das Projekt weniger systematisch und auch nicht mehr ganz so konsequent. Ein
paarmal habe ich Zettel auch bei nachlässigem Durchblättern völlig ungeprüft
einfach herausgenommen und entsorgt.
Aber zwei Anlässe haben mich jetzt wieder daran erinnert.
Gestern waren wir zu einer Gartenparty eingeladen, zu der
ich „vegetarisches Fingerfood“ mitbringen sollte. Da habe ich mir irgendwelche
herzhaften Mini-Muffins eingebildet, um dann festzustellen, dass das
Muffins-Rezeptebuch, das ich ganz gewiss mal hatte, offensichtlich schon mal im
Rahmen einer der Säuberungsaktionen im Regalfach weichen musste. Unter ‚M’ wie
Muffins fand sich nicht wirklich was in der Ordnersystematik, lange rumsuchen
wollte ich auch nicht. Denn wegen bevorstehender Abreise muss der Kühlschrank
geleert werden, die Zutaten waren also umständehalber gewissermaßen vorgegeben,
und für diese Kombination hatte ich mit ziemlicher Sicherheit kein Rezept:
Getrocknete Tomaten, 1 große Kartoffel, frischer Rosmarin, 1 Zitrone.
So das übliche Übrige hat man ja schon da – kombinieren kann
ich auch, also habe ich einfach ein bisschen was zusammengemischt.
Geschmeckt haben sie schon, aber die Gewürze könnten noch
ein bisschen intensiver werden. Der große Begeisterungssturm auf der Party ist
auch ausgeblieben, aber mein Mann hat sich sehr wohlwollend geäußert. (Vom Sohn
kein Kommentar.) Wäre also nochmal zu wiederholen und etwas herzhafter zu
würzen – und dann aufzuschreiben für den Rezepteordner. (Oder auch nicht.)
Der zweite Anlass war eine Nachricht einer Freundin aus den
USA auf facebook, die für heute nachmittag zur alljährlichen Dessertparty
einlud. Das macht sie, seit sie vor fünf Jahren umgezogen ist und die frisch
renovierte Küche mit „alle Desserts, für die ich ein Rezept besitze, auf einmal
zubereiten“ auf den Härtetest stellen wollte. Dazu wurden dann alle Freunde
eingeladen und daraus entwickelte sich ganz schnell eine Tradition. Dieses Jahr
kommen 120 Leute. Leider war es für uns zu spät, noch schnell ins Flugzeug zu
springen – mein Mann liebt Desserts, hat aber überhaupt keine Lust, in die USA
zu fliegen, und dieses wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen, ihn zu
überreden... Jedenfalls überlege ich jetzt nochmal mit meinem
Dauerwahnsinnsprojekt. Ich könnte ja erstmal systematisch alle Dessert-Rezepte
durchprobieren. (Das ist ohnehin die Mehrzahl der Rezepte, glaube ich.)
Für Pflaumenkuchen - mein großer Favorit! - brauche ich aber kein Rezept mehr.
Das ist eines der wenigen Dinge, die mir im Leben fehlen: ein Pflaumenbaum im eigenen Garten, der gut trägt... |
Und die
Idee mit der Dessert-Party finde ich eigentlich ganz witzig. Da muss ich
nochmal drüber nachdenken – allerdings mit der kleinen Variante, dass ich ein
Dessert mache, mein Mann mehrere andere, und die Gäste auch jeder ein Dessert
mitbringen...
Aus Wohltätigkeitszwecken könnte man daraus noch ein
Rezeptbuch machen, das für einen guten Zweck verkauft wird... Stopp! Nur die
Party. Kein weiteres Rezeptbuch.
Liebe Uta,
AntwortenLöschenich sehe einen Pflaumenkuchen! Da denke ich an den tollen Pflaumenkuchen meiner Oma. Auf dem großen Blech gebacken und mit....gaanz viel Schmand obendrauf! Für mich der Himmel auf Erden! Viele Grüße von Kirsten
Meiner ist eigentlich ohne Schmand. Manchmal mit Sahne gebacken (aber immer mit Sahne gegessen!) - aber stimmt, ich könnte auch mal versuchen, Schmand drauf zu machen. Mein Sohn versucht gerade, mir einzureden, ich müsste ihn als Streuselkuchen machen, auch das ist einen Versuch wert. Und wie gut, dass die Pflaumenzeit jetzt gerade erst losgeht!
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