In den letzten Tagen habe ich weiter an den Vorbereitungen
für das heute beginnende Künstler-Symposium gearbeitet. Bis auf einen sind alle
Artikel auf wasserlöslichen Film übertragen und liegen in der Mappe. Knapp die
Hälfte der Artikel, die ich verwenden werde, sind schon auf den Stoff
übertragen, entweder im Umriss, der beim Quilten noch gefüllt werden soll, oder
schon gefüllt, da wird dann der Umriss das Quilten sein.
Diese Arbeit arbeitet auch in mir. Nun ist es ja nicht so,
dass ich auf dem Gebiet noch eine besondere Sensibilisierung nötig hätte, ich
glaube, ich habe in den letzten Jahren eine ausreichend intensive
Auseinandersetzung mit dem Thema Menschenrechte gehabt, jedenfalls intensiver,
als das viele Menschen im Alltag durchmachen. Trotzdem ist noch immer ein
anderer Aspekt möglich. Beim Schreiben der Artikel haben mir die Mitmachenden
fast alle einen Hinweis gegeben, warum dieser eine Artikel für sie besonders
wichtig ist. Dabei hatte ich für einige von ihnen den Artikel ausgesucht. Oder
die Brasilianerin, die als letzte dran war, also schon nicht mehr bei ihrer
Auswahl die vollständige Zahl der Artikel zur Verfügung hatte. Sie wählte den
Artikel 15, der postuliert, dass jeder Mensch das Recht auf eine
Staatsbürgerschaft habe, aber auch das Recht darauf, diese Staatsbürgerschaft
zu wechseln. Als sie ihren deutschen Mann geheiratet hatte und nach einigen
Jahren feststellte, dass es bürokratisch einfacher wäre, wenn sie nur eine
Staatsbürgerschaft hätte und dies die deutsche sein sollte, erfuhr sie, dass
Brasilien seinen eingeborenen Bürgern dieses Recht nicht zugesteht. Einmal
Brasilianerin, immer Brasilianerin, bestenfalls im Rahmen einer doppelten
Staatsbürgerschaft - die ja nun wiederum von deutschen Politikern mit populistischen
Absichten als Loyalitätskonflikt und unerwünscht dargestellt wird.
Am Samstag war ich außerdem wenigsten nachmittags noch beim
2. Ostbayerischen Asylgipfel in Regensburg, wo Ehrenamtliche sich trafen, um
sich auszutauschen und zu vernetzen.
Dort sprach auch Thomas Lechner vom
Bündnis „Gemeinsam für Menschenrechte und Demokratie“, wo er seinen Redebeitrag
Ostermarsch München im März 2018 wiederholte. In dieser sprach er vor allem
davon, wie sehr sein Leben in den letzten Jahren durch Kontakte zu Menschen aus
anderen Kulturen bereichert worden ist. Natürlich wissen wir, dass nicht jeder, der zu uns gekommen
ist, ein Freund werden wird. Aber auch nicht jeder Deutsch wird zum Freund -
muss man sich dann wirklich fragen, ob ein dunkelhäutiger Mensch in der
Schlange beim Bäcker ein IT-Experte ist oder illegal? Wie kommt es, dass jedem
Illegalen unterstellt wird, er sei ein sogenannter Gefährder? Was machen die
Politiker mit unserer Gesellschaft, wenn sie solche Bemerkungen absetzen? Beim
Bäcker sehe ich den Menschen, der Backwaren kaufen will, und im angeblichen
urchristlichen Gebet, dem Vaterunser, heißt es, ‚unser täglich Brot gib uns
heute‘. Das gilt für ausländische Fachkräfte, und für illegal eingereiste. Es
sind Menschen, die Rechte haben, und denen zu ihrem täglichen Brot zu verhelfen
Aufgabe des angeblich so christlich geprägten Landes gehören sollte…
Ich bin gespannt, was mir die kommende Woche bringen wird,
wenn ich in der Öffentlichkeit mit Menschenrechten und Stoff zugange sein
werde.
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