Donnerstag, 4. November 2010

Wie ich zum Färben kam

Als ich vor über 25 Jahren mit dem Quilten begann, gab es in Deutschland kaum so etwas wie eine Patchworkszene. Vor allem wusste ich nichts von ihr. Ich hatte während meines Aufenthaltes als Austauschschülerin in den USA die ersten Quilts und Patchworkarbeiten gesehen. Bei meiner Rückkehr waren in meinem Koffer auch ein winziger Rollschneider, eine ca. 40 x 20 cm große Schneidematte, Metall-Leisten in Inch-Breiten (das Plastikschneidelineal gab es damals noch nicht) und zwei schmale Bücher über Log Cabin Quilts und Seminoletechnik. Damit wähnte ich mich in Deutschland allein auf weiter Flur und fing an, verschiedenste Dinge auszuprobieren.
Meinen ersten großen Quilt, einen Log Cabin, für den ich nicht ausschließlich Reste aus Mutters Stoffkiste verwendete, nähte ich nach dem Abitur, und natürlich ging mir der eine Stoff aus, weil ich noch keinerlei Vorstellung davon hatte, dass man Stoffverbrauch auch im voraus kalkulieren könnte. Nachzukaufen war der Stoff nicht mehr, da es ein Restposten gewesen war, also musste ich für einige Quadrate eine andere Farbe ergänzen.

Nach dem Studium wurde mir dann bewusst, dass Patchwork auch in Deutschland Fuß gefasst hatte. Ich konnte außerdem, weil ich ja nun Geld verdiente, anfangen, mir schöne Stoffe zu kaufen und brauchte nicht mehr ausschließlich mit Resten zu arbeiten. Allerdings war ich bis auf die wundervollen Bali-Stoffe, für die ich auch heute noch ins Schwärmen geraten kann, nie so wirklich eine, die viel mit gemusterten Stoffen gearbeitet hat. Zum Beispiel habe ich anfangs einiges aus den wunderbaren Seidenstoffen gearbeitet, die wegen der unterschiedlichen Farben von Kett- und Schussfäden so herrlich changieren.

Und so kam ich dann, als ich endlich aus studentisch-beengten Wohnverhältnissen raus war und meine Scheu vor der damit verbundenen „Sauerei“ abgelegt hatte, ganz natürlich zum Färben.


Inzwischen verwende ich ausschließlich handgefärbte Stoffe in meinen Quilts. Die Struktur und die Schattierungen, die durch unterschiedliche Färbevorgänge  erreicht werden können, verleihen den Quilts eine zusätzliche Note, die einen wesentlichen Teil von deren Aussagekraft ausmacht.

Dieser Quilt ist einer aus meine Serie "Metamorphosen", nämlich Metamorphosen XVIII. Er erhielt im Jahr 2006 den von Bernina gestifteten Preis für Handquilten auf dem BodenseeQuiltfestival, und ist mittlerweile Teil einer privaten Sammlung in den USA.

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