Ich wünsche allen LeserInnen alles Gute fürs Neue Jahr 2012!
Samstag, 31. Dezember 2011
Mittwoch, 28. Dezember 2011
Alles geht.
Seit September spielt mein Sohn Schlagzeug. Manchmal morgens
um halb sechs, oft erst um kurz nach halb sieben, und das Leise-Spielen hat er
bei allen erstaunlichen rhythmischen Fortschritten noch nicht wirklich
gemeistert.
Kurz vor Weihnachten hat der Schlagzeuglehrer eine
„Weihnachtsfeier“ für die ganze Schlagzeugklasse veranstaltet. Neben von den
Kindern mitgebrachten Plätzchen wurde Kinderpunsch serviert, und es wurden zwei
verschiedene DVDs mit Schlagzeug-Events per Beamer an die Wand geworfen. Ob das
nun gerade eine „Weihnachtsfeier“ ist, die in der ohnehin vollgstopften ruhigen
Zeit stattfinden muss, sei hier nicht das Thema.
Weil es die erste Weihnachtsfeier der Schlagzeugklasse war
und wir noch nicht genau wussten, was uns erwartete, haben mein Mann und
gedacht, es wäre gut, wenn einer von uns die ganze Zeit dabei wäre, also haben
wir uns abgewechselt, und so kam ich in den Genuss des größten Teils der ersten
DVD, die ein Schlagzeug-Musical „Stomp“ zeigte.
Ich gebe gerne zu, dass Schlagzeug kein Instrument ist, das
in meiner Vorstellung auftauchte, als ich mir mal geschworen hatte, dass mein
Sohn das Instrument lernen darf, das er sich selbst aussucht, ich habe Schlagzeug nicht einmal
für ein wirklich seriöses Instrument gehalten. Seit er sich nun durch die Welt
trommelt – und damit hat er eigentlich, wenn ich es recht bedenke, schon im
Mutterleib angefangen – hat sich mein Urteil über die Rhythmus-Typen allerdings
deutlich geändert, und ich kann dem Ganzen inzwischen auch einiges an Vergnügen
abgewinnen.
Aber was in diesem Film zu sehen war, war wirkich
beeindruckend. Es fing damit an, dass einige Männer und eine Frau mit
Klettergurten an einem hohen Gerüst aufgehängt waren, an dem außerdem noch
viele verschiedene – nun ja, auch als Schlagzeug zu verwendende Gegenstände
befestigt waren. Das waren Autofelgen verschiedener Größe, leere metallene
Bierfässer, Eimer, Rohre und Röhren unterschiedlicher Machart und in diversen
Durchmessern, Blechdeckel, Plastikbehälter und vieles mehr. Garantiert nichts,
was man sich typischerweise unter „Schlagzeug“ vorstellt. Und darauf wurde
getrommelt, einfach toll. Weiter ging es nach einer Weile in anderer Kulisse
mit einem Schlagballett für Besen – das Geräusch beim Fegen, Abklopfen des
Drecks, Stampfen auf den Boden mit Tap-Dance-Effekt: alles ebenfalls das
reinste Rhythmus-Ereignis. Bevor mein Mann mich ablöste, folgten noch Basketball-Drumming
in einer (regennassen) amerikanischen Stadtschluchtstraße, und das
Kartenspiel-Drummer-Quartett. Alles ohne ein einziges Wort.
Was hat das Ganze hier auf diesem Blog zu suchen? Dass mein
Sohn bevor er das Schlagzeug bekommen hat auf alles und jedem getrommelt hat,
hat mir ja schon vor einer ganzen Weile gezeigt, dass eigentlich alles Trommel
sein kann, hier wurde das nochmal ganz deutlich und in absolut mitreißender
Perfektion gezeigt. Mich hat es an Margit Amann von Gelmbotzkis Satz aus der
Materialliste für den Bauhauskurs erinnert: „Alles was unter die Nähmaschine
passt, kann auch genäht werden.“ Oder an die Denkweise der Stoff-Druckerinnen:
alles was stempeln kann, kann auch zum Bedrucken verwendet werden. Auch ich
habe eine von diesem Gedanken geleitete Sammlung im Keller und warte auf den
Moment, wo ich sie endlich mal ernsthaft einsetzen werde.
![]() |
Beidseitig zum Drucken verwendbar?: Plastikinnenteil für Geschenkband |
Alles geht, alles ist Kunst(-fähig). Warum beschränke ich
mich eigentlich immer noch auf Piecing, Stoff, Quilts? Irgendwann kommt mir vielleicht
doch nochmal eine gute Idee, was für Kunst ich aus den Metallbügeln machen
kann, auf denen die Hemden meines Mannes aus der Reinigung kommen, und die
wegzuschmeißen ich einfach nicht übers Herz bringe.
Samstag, 24. Dezember 2011
Freitag, 23. Dezember 2011
Afghanistan-Quadrate, Teil II
Als ich das erste Mal auf die Ausstellung der Freisinger Schnipsis
hingewiesen habe, hatte ich erwähnt, dass die Gruppe voriges Jahr ein
gemeinsames Projekt gearbeitet hatte, bei dem jede ein gesticktes
Afghanistan-Quadrat verarbeiten sollte. Diese Arbeiten waren unter vielen
anderen auch in der Ausstellung in Freising im Alten Gefängnis zu sehen.
![]() |
Etliche Afghanistan-Quadrat-Quilts nebeneinander. |
Auf dem Bild kann man nicht jeden einzelnen Quilt gut
erkennen, aber der Gesamteindruck der nebeneinander aufgehängten Arbeiten kann
doch einigermaßen vermittelt werden.
Da ich meinen Quilt vor der Ausstellung ja erst noch nicht fertig und dann noch nicht fotografiert hatte, hier nun das versprochene Bild, einmal eine Gesamtansicht
(ja, der Quilt ist nicht 100%ig quadratisch, sollte er aber auch nicht sein)
und ein Detail, um zu zeigen, wie ich ihn bestickt habe.
![]() |
Faime-nspiration (2011), ca. 50 x 50 cm |
![]() |
Faime-nspiration (Detail) |
Während der gesamten Ausstellung kam es immer wieder vor,
dass die Betrachter die eingearbeiteten Afghanistan-Quadrate überhaupt nicht
entdeckten, bis sie dann von der jeweils Aufsichtführenden darauf aufmerksam
gemacht wurden. Die Idee fand immer wieder großen Anklang, und war eindeutig
ein Kaufanreiz für die direkt darunter platzierten ca. 350 Quadrate, die wir zu
Gunsten der Deutsch-Afghanischen-Initiative verkauften.
Sie wurden viel gekauft
und wir konnten nach Ende der Ausstellung einen beträchtlichen Betrag an die
DAI überweisen.
Zwar hatte ich ja zu Hause noch mehrere Quadrate von
derselben Stickerin liegen, von der auch das Quadrat stammte, das ich in meinen
Quilt eingearbeitet habe. Aber natürlich konnte auch ich nicht widerstehen und
habe doch nochmal drei Stücke gekauft. Eines war rund, und von den zwei
Quadraten war eines so weihnachtlich gestaltet, dass ich es sofort in einen
Anhänger für den Tannenbaum verwandelt habe.
Erst habe ich die Stickfläche mit Hilfe von Vliesofix und
feinem weißen Stoff abgedeckt.
Dann wurde der Stoff ringsum fein säuberlich umgeschlagen und gesteckt.
Sorgfältig nähen, damit kein Faden vorne durchsticht.
Besondere Aufmerksamkeit ist an den Ecken geboten, damit es am Schluss auch gut
aussieht. Der Aufhänger wird gleich mit eingearbeitet.
Und schon ist er fertig. Heute geht er an den Baum!
Dienstag, 20. Dezember 2011
Skizzenbuch in Handarbeit
Als ich im November auf dem Bauhaus-Kurs bei Margit Amannvon Glembotzki war, haben alle Teilnehmerinnen von der Veranstalterin Dörte
Bach ein wunderschönes Heft zur Begrüßung geschenkt bekommen: 30x30 cm groß,
keine Massenware, einfach und schön.
Spontan hatte ich mich sofort entschlossen, dieses Heft zu
meinem Skizzen- und Notizbuch für diesen Kurs zu machen.
Nach früheren Erfahrungen mit diversen Heften,
Ringbuchblocks und gebundenen Büchern, die irgenwie alle meinen Ansprüchen an
ein Skizzenbuch für einen Kurs nicht genügten, war ich mit einem Stapel loser
Zettel angereist. Ich hatte vorgehabt, diese nach Bedarf zu beschriften,
eventuell abzuziehende Fotos dann ebenfalls auf diese Blätter zu kleben und
danach alles zusammen binden zu lassen. Dieses schöne Heft hat mich aber sofort
von dieser Idee abgebracht, und die ganzen vier Tage, die der Kurs gedauert
hat, war es jedes Mal eine Freude, das Heft zu öffnen, etwas hineinzuschreiben,
oder auch gleich die Informationsmaterialien einzukleben.
Für die Kopien, die wir von Margit erhalten haben, habe ich
mir eine Methode ausgedacht, wie sie zwar eingeklebt werden konnten, aber dabei
keine übermäßige und vor allem keine ungleichmäßige Verdickung des Buches
verursachte. Denn dank der 30-cm-SeitenBREITE konnte ich mehrere Lagen
nebeneinanderkleben:
Hier noch ein paar Seiten. Die Fotos habe ich auf die Rückseiten der Kopien, in Leer-Räume, oder auch auf weitere eingeklebte Seiten geklebt:
Das Ganze wurde somit zu einem Gesamtwerk, das den Kurs für
mich in seinem vollständigen Ablauf darstellt.
Dörte Bach war so freundlich, mir die Bezugsquelle für dieses Heft zu nennen, möchte aber nicht, dass sie hier veröffentlicht wird.
Andererseits hat mich dieses Erlebnis aber auch inspiriert,
großformatiges Papier, das ich mir vor einiger Zeit mal gekauft hatte mit dem
Gedanken, frühere Buchbindeaktivitäten u.U. wieder aufzunehmen (wozu es bisher
noch nicht gekommen war), für die Herstellung von vier Heften zu verwenden.
Zuerst habe ich die großen Bögen zerteilt – einerseits in eine
Querformatgröße, andererseits in ein Hochformat. Die Größe entspricht keinerlei
DIN-Norm, sondern beträgt 25 cm an der kurzen Seite x 35 cm an der langen
Seite.
Beim Papiergeschäft in der Stadtmitte fragte ich nach
möglichen Einbandmaterialien und fand zwei Bögen festeres interessant
gemustertes Papier, das als Restposten besonders günstig abgegeben wurde.
Dann habe ich mit meiner Ahle vorsichtig die Löcher
gestochen.
Anschließend wurde mein Shibori-Garn als Heftfaden
zweckentfremdet.
Und schließlich habe ich noch die überstehenden Teile des
Umschlags gefaltet, um die äußersten Seiten des ‚Buchblocks’ geschlagen und mit
ein paar Zickzackstichen per Maschine festgenäht.
Eignet sich vielleicht nicht als Skizzenbuch zum ewigen
Rumschleppen, um irgendwo unterwegs vielleicht ein paar Sachen zu notieren,
aber für einen Kurs sicherlich mal ganz gut.
In Serienproduktion werde ich jedoch nicht gehen, obwohl
es viel Spaß gemacht hat. Allerdings habe ich noch einige große Papierbögen,
vielleicht kommen nochmal drei oder vier weitere Hefte zusammen. Dafür bräuchte
ich aber erst noch geeignetes Papier für den Umschlag.
Samstag, 17. Dezember 2011
Endlich Schnee!
Der langfristig und groß für gestern angekündigte Orkan
„Joachim“ – ab 15 Uhr nachmittags Sturmwarnung für den gesamten Landkreis,
abgesagte Veranstaltungen – hat hier nur ein paar leere Mülltonnen umgekippt.
Die meterhohen Schneewehen, die den Verkehr zusammenbrechen lassen sollten,
belaufen sich hier auf maximal ca. 5 cm Schnee, und richtig liegen geblieben ist er
auch nur auf Rasenflächen oder geparkten Autos, oder klebt am Zaun.
Aber die Welt sieht gleich viel freundlicher aus, wenn dem
grauen Himmel wenigstens von unten etwas Weißes entgegenstrahlt.
Und: dieser Schneefall hat immerhin schon ungefähr doppelt
so viel Schnee gebracht wie der eine Mini-Schneeschauer vor ca. 2 Wochen. Also:
Kiste rausholen, Schnee sammeln, färben.
In Soda getränkte Stoffe habe ich schon seit Wochen
bereitliegen, Farbe habe ich gleich nach dem Aufstehen noch vor dem Frühstück
angerührt. Merkwürdig nur das Gefühl, dass ich mit meinem sechsjährigen Sohn um
das bißchen Schnee konkurriere. Er will natürlich wieder einen Schneemann bauen
– und vor zwei Wochen habe ich ihm da auch großmütig, aber doch schweren
Herzens den Vortritt gelassen.
Ich hoffe sehr, dass es in den nächsten Tagen wirklich noch so richtig weiter schneit.
Denn von den mit Schnee gefärbten Stoffen vom letzten Jahr sind nur noch ganz
wenige übrig, ich brauche dringend Nachschub.
Freitag, 16. Dezember 2011
Sehenswert: Ellsworth Kelly im Haus der Kunst
Bei einem meiner früheren Besuche im Haus der Kunst dieses
Jahr hatte ich an der Außenwand bereits die Ankündigung gesehen, die mir
klarmachte, dass ich mindestens noch einmal in diesem Jahr dort würde vorbeischauen
müssen:
Anfang Dezember habe ich es dann endlich geschafft, mich zu
Hause freizuschaufeln.
Nun ist das Haus der Kunst mit seiner Geschichte als
Nazi-Bauwerk und Münchner Ausstellungsort der Ausstellung „Entartete Kunst“
nicht gerade ein Gebäude, angesichts dessen man in uneingeschränkte
Begeisterungsstürme und Sympathibeteuerungen ausbrechen kann. Aber es ist auf jeden Fall ein Gebäude,
das für die Ausstellung “Schwarz und Weiß” von Ellsworth Kelly wie gemacht
scheint.
Die riesigen und weitläufigen Räume mit den hohen Durchgängen bilden einen mehr als passenden Rahmen für die schwarz-weißen Gemälde, Reliefs und Fotos dieser Ausstellung. Die Wirkung der Gemälde wird durch diese räumlichen Gegebenheiten enorm verstärkt.
Die riesigen und weitläufigen Räume mit den hohen Durchgängen bilden einen mehr als passenden Rahmen für die schwarz-weißen Gemälde, Reliefs und Fotos dieser Ausstellung. Die Wirkung der Gemälde wird durch diese räumlichen Gegebenheiten enorm verstärkt.
Im Haus der Kunst ist Fotografieren verboten, und bei der
Dichte der Wärter war es nicht möglich, ein unerlaubtes Foto zu machen, zumal
man ja gerade in so einem Nazi-Bau nicht bei unerlaubten Tätigkeiten erwischt
werden mag. Allerdings wäre es schön gewesen, auf einem Foto wenigstens eine
kleine Ahnung davon zu vermitteln,
welche Wirkung die Kombination der schwarz-weißen großformatigen Gemälde bzw.
Reliefs mit den weitläufigen Räumen des Museum erzielt. Leider kommt davon
nämlich im Katalog wirklich gar nichts rüber, da die Fotos ja nicht im Haus der
Kunst gemacht wurden, die Raumwirkung also überhaupt nicht vermitteln können.
In einem Raum befindet sich ein Bodenbild, “Black Curves
2011”, das vom Haus der Kunst in Auftrag gegeben wurde und angeblich nach Ende
der Ausstellung wieder vernichtet wird. Ich habe für mich zur Erinnerung ein paar dilettantische
Skizzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln gemacht, hier ist eine davon.
„Black curves, 2011“ ist keine eigentliche Skulptur, denn man kann
aufgrund der Anordnung im Raum nicht um das Werk herumgehen. Es liegt so im Raum, dass
es an zwei verschiedenen Stellen die Wände berührt, wodurch der Weg
abgeschnitten wird. Man sieht also ein Bild, flach auf den Boden gelegt – ein
zweidimensionales Werk unter den dreidimensionalen Bedingungen des Raumes. Denn
es ist etwas völlig anderes, ob man ein flaches Bild an der Wand hängend
betrachtet, oder ‚von oben herab’. Beim Verändern der Position des Betrachters
verändert sich die Sichtweise auf wesentlich eindrücklichere Art als bei einem
Bild an der Wand. Und das alles in Bezug auf zwei zusammenhängende schwarze
Kurven!
Mindestens genauso interessant wie seine Gemälde sind
allerdings Kellys ausgestellte Skizzen und Fotografien. Kelly fotografiert
ausschließlich in Schwarz und Weiß, und konzentriert sich dabei im Wesentlichen
auf Formen. Viele meiner eigenen Fotos sind genauso angelegt. Und in dem Raum,
in dem Kellys Fotos hängen, habe ich mir dann von einem Wärter die offizielle
Erlaubnis für ein Foto des Raumes und der darin auftauchenden Schatten geholt,
die eines Kelly durchaus würdig sind.
Mit Bildbearbeitungssoftware lässt sich das dann natürlich
problemlos in ein Schwarz-Weiß-Foto umwandeln:
Kurz darauf habe ich dann noch im hiesigen Rathaus einen
Kelly gefunden – wenn auch in etwas ungewöhnlicher Farbkombination:
Die zehn Euro
Eintritt sind auf jeden Fall gut angelegt – die Ausstellung läuft noch bis 22. Januar 2012. Und wer Kelly-total machen möchte, geht anschließend noch in die Pinakothek derModerne, dort sind seine Pflanzenzeichnungen zu sehen bis 8. Januar.
Mittwoch, 14. Dezember 2011
Notaufnahme, zum dritten
Gestern musste ich gegen die Mittagszeit kurzfristig in die Notaufnahme des nahegelegenen Krankenhauses. Beim Möhrenraspeln hatte ich mich so empfindlich in den rechten Daumen geschnitten, dass er mit zwei Stichen genäht werden musste.
Es war das dritte Mal innerhalb von zwölf Monaten, dass ich um immer ungefähr dieselbe Uhrzeit aus immer ähnlichen Gründen dort war – einmal war es der linke Daumen, vor knapp zwei Monaten der linke Zeigefinger, und nun also der rechte Daumen. Bei den anderen beiden Malen war es jeweils ein Messer gewesen, und es hat wenigstens immer noch ein Klammerpflaster gereicht, diesmal nun also die Raspel, und Stiche.
Gibt einem viel zu denken. Erstens wird mir klar, wie stark ich mich auf meine rechte Hand verlasse. Zum Beispiel beim Tippen: ich habe mal gelernt, dass beide Daumen für die Leertaste verwendet werden können. Tatsache ist, das spüre ich jetzt, dass ich eigentlich immer den rechten nehme. Zweitens merke ich nun am ganz eigenen Leibe, welch ein enormer evolutionärer Fortschritt dieser Daumen ist, die Gegenüberstellung zum Zeigefinger: „ohne“ Daumen (weil jetzt bandagiert) lässt sich ja eigentlich nichts außer Lesen problemlos machen. Schreiben geht schlecht, diverse Aktivitäten hygienischer Art sind eingeschränkt, schon das Trinken ist mühsam, weil das Glas plötzlich nicht wirklich fest gegriffen werden kann.
Und das Weiterarbeiten an Quilts ist ebenfalls nicht wirklich möglich. Stecknadeln fassen mit dickem Pflaster ist einfach alles andere als lustig.
Aber jetzt werde ich mir jedenfalls ernsthaft Gedanken über meine Küchenausstattung machen. Offensichtlich ist hier eine Investition nötig, die meine Finger weit außerhalb der Gefahrenzonen hält. Denn es ist ja wohl keine echte Alternative, die Vorbereitung des Mittagessens einzustellen...
Es war das dritte Mal innerhalb von zwölf Monaten, dass ich um immer ungefähr dieselbe Uhrzeit aus immer ähnlichen Gründen dort war – einmal war es der linke Daumen, vor knapp zwei Monaten der linke Zeigefinger, und nun also der rechte Daumen. Bei den anderen beiden Malen war es jeweils ein Messer gewesen, und es hat wenigstens immer noch ein Klammerpflaster gereicht, diesmal nun also die Raspel, und Stiche.
Gibt einem viel zu denken. Erstens wird mir klar, wie stark ich mich auf meine rechte Hand verlasse. Zum Beispiel beim Tippen: ich habe mal gelernt, dass beide Daumen für die Leertaste verwendet werden können. Tatsache ist, das spüre ich jetzt, dass ich eigentlich immer den rechten nehme. Zweitens merke ich nun am ganz eigenen Leibe, welch ein enormer evolutionärer Fortschritt dieser Daumen ist, die Gegenüberstellung zum Zeigefinger: „ohne“ Daumen (weil jetzt bandagiert) lässt sich ja eigentlich nichts außer Lesen problemlos machen. Schreiben geht schlecht, diverse Aktivitäten hygienischer Art sind eingeschränkt, schon das Trinken ist mühsam, weil das Glas plötzlich nicht wirklich fest gegriffen werden kann.
Und das Weiterarbeiten an Quilts ist ebenfalls nicht wirklich möglich. Stecknadeln fassen mit dickem Pflaster ist einfach alles andere als lustig.
Aber jetzt werde ich mir jedenfalls ernsthaft Gedanken über meine Küchenausstattung machen. Offensichtlich ist hier eine Investition nötig, die meine Finger weit außerhalb der Gefahrenzonen hält. Denn es ist ja wohl keine echte Alternative, die Vorbereitung des Mittagessens einzustellen...
Montag, 12. Dezember 2011
Kunst oder Handwerk?
In diesen Tagen strotzt Deutschland ja vor
Weihnachtsmärkten. Fast jeder Ort richtet einen aus, mehr oder weniger lang.
Ich gehe selbst auch ganz gerne mal auf einen, wenn es dort nicht nur die
kommerziell gefertigten Standardsachen gibt – und was anderes zu trinken als
Glühwein...
Immer wieder schlagen mir auch Leute vor, ich sollte mich
doch mal mit meinen Sachen auf einem Weihnachtsmarkt präsentieren, schließlich
gäbe es doch wirklich schöne, auf denen man auch kunstvoll hergestellte Dinge
bekäme.
Vor drei oder vier Jahren habe ich das dann tatsächlich mal
gemacht, als hier im Ort zum ersten Mal ein „Kunsthandwerker-Markt“ vom Förder-
und Gewerbeverein ausgerichtet wurde. Das halbe Jahr über habe ich Taschen,
Babydecken und Kissenhüllen genäht. Ein paar meiner Kursteilenehmerinnen hatten
auch einige Teile beigesteuert, und als Ergänzung hatte ich noch handgebundene
Bücher von Susanne Muuss im Angebot, einen Kalender mit Fotos meiner Quilts,
und Grußkarten. An die hintere Wand meines Standes hatte ich zwei meiner Quilts
gehängt, in der Annahme, dass die als Blickfang zumindest ein wenig die
Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. (Bewundert wurden sie schon, „mein Gott,
wie lange dauert das denn, so was zu machen?“)
Zwar habe ich unter dem Strich fast alles (außer den Quilts)
verkaufen können. Das meiste ging allerdings an Leute, die ich irgendwie
kannte, vom ‚unbekannten Laufpublikum’ wurde praktisch nichts gekauft, sondern
mehrfach gehörig gemeckert, dass die Sachen zu teuer seien (Tasche mit zwei
seitlichen Reissverschlüssen für 40 Euro, Kissenhülle für 30 Euro.) Ein Teil
der Sachen ging auch erst im Nachhinein weg, als der Markt vorbei war und
jemand fragte ob ich denn noch was hätte.
Nach vier Tagen in der Kälte war das finanzielle Ergebnis
dann doch irgendwie ernüchternd, zumal sich keinerlei ‚Nachfolge’-Aufträge oder
Anfragen ergaben, was ich mir eigentlich erhofft hatte.
Außerdem war ich auch etwas erstaunt gewesen, dass unter den
Anbietern dann auch das Schreibwarengeschäft und das Haushaltswarengeschäft
aufgetreten waren, wenn auch mit weihnachtlich angehauchtem Angebot. Beim
nächsten Jahr habe ich mich dann entschieden, nicht wieder mitzumachen. Auch
das Angebot der Hebammenpraxis, bei ihrem zweijährlich stattfindenden Herbstmarkt
mitzumachen, habe ich nicht aufgegriffen.
Dieses Jahr habe ich mir zwar nochmal einen anderen Markt in
Landshut angeschaut, bei dem eine wirklich nette Atmosphäre herrschte, der
Kunsthandwerkermarkt im Bauzunfthof.
Hier war zu beobachten, dass insgesamt ein
höherwertiges Angebot da war, mehrere Stände mit Schmuck, eine Weberin (wo ich
mir einen schönen handgewebten Schal gekauft habe), Holzarbeiten, handgebundene
Bücher, ein Keramiker. Noch kann ich mich aber nicht entschließen, mich um
Teilnahme zu bewerben. Auch hier stünde man zwei Tage in der Kälte. Und obwohlich
gerne auch mal gebrauchsfähige Kleinigkeiten mache, habe ich keine große Lust,
das Jahr über Kissenbezüge und Babydecken auf Halde zu nähen, von denen ich
nicht weiß, ob ich sie loswerde. (Taschen würde ich sowieso nicht nochmal
machen, außer vielleicht einem kleinen Beutel, wie ich ihn vor einem Jahr mal hier kurz beschrieben habe. Entgegen andersartigen Trends halte ich nicht viel
von Patchworktaschen, sowohl aus ästhetischen als auch aus konstruktionstechnischen
Gründen. Und die Materialkosten für stabilisierendes Vlies und Zubehör
summieren sich meist enorm, so dass ein reeller Preis jegliche Käufer sofort
abschrecken würde.) Hinzu kommt, dass die Vorweihnachtszeit wegen des Berufes
meines Mannes immer alles andere als „staad“ ist, wie das hier in Bayern
genannt wird, und ich mir den zusätzlichen Organisationsstress für
Kinderbetreuung und das ganze Drumherum nicht auch noch aufbürden möchte.
Kissen und Decken verschenken kann ich auch so an nette Leute,
ohne mich dafür tagelang in die Kälte stellen zu müssen. Meine Kunst kann ich
auf Märkten nicht unterbringen. Aber auch wohlmeinenden Betrachtern fällt es
offensichtlich schwer, meine Quilts für die Wand als Kunst anzusehen, für sie
fällt es weiterhin unter Kunsthandwerk.
Vielleicht ist Quilten doch das falsche
Medium, wenn man künstlerisch tätig sein will?
Dienstag, 6. Dezember 2011
„Farbe – Form – Objekt. Textiles nach Bauhausphilosophie“
Mitte November war ich für vier Tage im Bildungshaus St.
Martin des Klosters Bernried bei einem Kurs von Margit Amann von Glembowski.
Für den hatte ich mich angemeldet, nachdem Margit, als wir bei den
Patchworktagen in Rüdesheim im selben Hotel untergebracht waren, beim Frühstück
so ausgiebig von der Ruhe und angenehmen Arbeitsatmosphäre dort geschwärmt
hatte, die sie bereits vor einem Jahr kennengelernt hatte.
![]() |
Blick aus unserem Arbeitsraum in den Klostergarten - allerdings waren diese Sonnenstunden rar. |
![]() |
Klosterteich |
Als ich die Materialliste bekommen habe, war ich zwar
erstmal leicht geneigt gewesen, mich spontan wieder abzumelden, weil da so viele Dinge
draufstanden, die ich eigentlich nach langen Phasen des Alles-Sammelns
inzwischen wieder aus meinen Vorratsbeständen entfernt habe, weil ich glaubte,
gemerkt zu haben, dass ich die nicht mehr in meinem Patchworkleben gebrauchen
würde. Aber da ich mich nun so lange auf den Kurs gefreut hatte und einfach
auch gerne mal wieder selbst Schülerin sein wollte, bin ich dann doch gefahren,
auch wenn ich mir nicht sicher war, was ich nun wirklich einpacken sollte.
Eines von Margits Mottos ist „was unter die Nähmaschine
passt, kann auch genäht werden“, und das haben wir dann auch gemerkt. Ich bin
letztendlich auch mit meiner kleinen Sammlung durchgekommen, fürchte aber, dass
ein Teil des bei meinen letzten Räumaktionen erneut gewonnenen Platzes in
Zukunft wieder für solche mehr oder weniger nähbaren Materialien reserviert
werden muss.
Mit dem Bauhaus hatte ich mich auch vorher schon mal
beschäftigt. Einerseits haben wir vor etlichen Jahren mal einen kurzen Halt in
Dessau eingelegt, als wir auf einer Urlaubsfahrt nach Norden waren, und uns
wenigestens das Gebäude des Bauhauses angesehen. Mein Sohn war damals 1 ½ Jahre
alt und als Windelpaket munter auf den Treppen unterwegs. Außerdem haben ihm
die Stühle gefallen, die in den Stockwerken im Treppenhaus zum Sitzen einladen.
Außerdem habe ich natürlich immer wieder voller Bewunderung
die verschiedenen Publikationen über das Bauhaus, und v.a. über die Textilwerkstatt
angeschaut. Allerdings hatte ich, trotz eigenen zurückliegenden Weberfahrungen
und der möglichen Umsetzung einiger der sehr graphischen Entwürfe, nie den
Schritt getan, Bauhausentwürfe ins Patchwork zu übertragen. Es war mir doch
einfach etwas zu simpel, die (Webteppich-)Entwürfe in Streifentechnik zu
übertragen und ‚nachzumachen’.
Deshalb war ich auf diesen Kurs sehr gespannt.
Neben Einheiten über die Geschichte des Bauhauses und die
Entwicklungen innerhalb des Lehrkörpers standen dann einige interessante
Übungen auf dem Kursprogramm. Zuerst ging es um Dreick, Kreis und Quadrat.
![]() |
Die Formen durch Quiltmuster herstellen |
In Anlehnung an Kandinskys Zuordnung der Primärfarben zu den
sogenannten Grundformen (Kreis, Dreieck und Quadrat) haben wir dann „Farbkörper“
genäht. Diese sind diffizil zu nähen, innen hohl und dementsprechend
druckempfindlich, haben sich aber zum Abschluss des Kurses in einem „Relief der
Farbkörper“, sozusagen einer temporären Gemeinschaftsarbeit der
Teilnehmerinnen, zusammenstellen lassen.
![]() |
"Relief der Farbkörper" |
Die „verschiedensten nähbaren Materialien“, die mir so einen
Schreck eingejagt hatten, brauchten wir dann für eine Umsetzung der Tast- und
Materialübungen von Johannes Itten, die er auch mit den Studenten des Bauhauses
veranstaltet hat: Aufgabe war es, eine textile Collage mit verschiedensten Materialienzu
erstellen, die ein bestimmtes Gegensatzpaar darstellte, das man auf einem
Zettelchen gezogen hatte.
Für mein Gegensatzpaar „starr – bewegt“ habe ich eine
besondere Stricknadel geopfert, die ich dabei hatte. Außerdem kam mir ganz gelegen,
dass wir zur Begrüßung von der Veranstalterin Dörte Bach ein kleines
Organzabeutelchen mit Aufmerksamkeiten bekommen hatten. Das ließ sich dann auch
noch einarbeiten, und Margits Fundus, aus dem wir uns bedienen durften,
steuerte eine längliche Muschel und zwei versteinerte Haifischzähne bei. Alles
auf Keilrahemen gezogen – und wieder hatte ich etwas zum Thema Tanz produziert,
obwohl ich doch von mir selbst behaupte, nicht gegenständlich zu arbeiten:
![]() |
starr - beweglich: collage |
![]() |
Bauhausstudie |
Einen Tacker
habe ich mir inzwischen zwar besorgt, und die passenden Keilrahmenteile auch,
nun fehlt nur noch die Aktion, den Tacker auch in Betrieb zu nehmen.
Und dann bleibt abzuwarten, wie sich das Bauhaus mit seinen klaren
Formen Zutritt in meine Arbeit außerhalb dieses anregenden, ruhigen und
interessanten Kurses verschaffen wird.![]() |
Park im morgendlichen Nebel |
Sonntag, 4. Dezember 2011
Vivian Maier in München
Im April habe ich bereits über Vivian Maier, die Entdeckung
aus der Schuhschachtel, berichtet.
Seitdem schaue ich immer mal wieder in den Blog, auf dem inregelmäßigen Abständen weitere ihrer Fotos veröffentlicht werden.
Dort wurde dann auch angekündigt, dass im Herbst diesen
Jahres ein Buch veröffentlicht werden soll, und als ich neulich auf der Suche
nach einer Antwort, was ich mir denn zu Weihnachten wünschte, nach diesem Buch
suchte, fiel mir der Link „Vivian Maier in München“ auf.
Vivian Maier in München?
Die Ausstellung findet im Amerikahaus statt und ist absolut sehenswert. Ich bin letzte Woche, als ich einen Tag in München war, vorbeigegangen und hätte mich wirklich sehr geärgert, wenn ich den Hinweis nicht mehr rechtzeitig gefunden hätte.
Wer es noch schafft: noch bis 9. Dezember! Das Buch gibt es dort auch.
Donnerstag, 1. Dezember 2011
Ab ins Gefängnis
Heute beginnt die Ausstellung „kommt Zeit, kommt Naht“ der
Freisinger Schnipsis. Ort: Altes Gefängnis in Freising (vom Bahnhof aus in ca.
10 Minuten gut zu Fuß erreichbar in der Altstadt zu Füßen des Domberges), das
ich ja vor einiger Zeit schon einmal als bemerkenswerten Ausstellungsort vorgestellt habe.
Die Vernissage ist um 19 Uhr, Freitag geöffnet von 14 bis 20
Uhr, Samstag von 9 bis 20 Uhr, und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Herzliche Einladung an alle, die irgendwo in der näheren
Umgebung wohnen, doch mal vorbeizuschauen! Ich freue mich schon auf meine Schicht als Aufsicht und bin gespannt, wer alles kommen wird.
Es werden mehrere Jahrgänge der legendären Kalenderquilts
der Gruppe gezeigt, und zahlreiche andere Exponate unterschiedlichster Stilrichtungen.
Bei der Ausstellung werden u.a. auch Stickquadrate der DAI
verkauft.
Eigentlich hatte ich hier ja noch ein Foto zeigen wollen von
meinem fertig gestellte Afghanistan-Quilt, aber ehrlich gesagt, habe ich
vollkommen vergessen, ihn zu fotografieren, bevor ich ihn zum Aufhängen
weggebracht habe. Das Bild wird nachgeliefert, versprochen!
Montag, 28. November 2011
Stoff-Abo: November-Kollektion
Heute vormittag habe ich die Sendungen mit der
November-Kollektion zur Post gebracht. Es gibt mir immer ein gutes Gefühl, wenn
das Verpacken erledigt ist und alles sauber gestapelt in den Versandtaschen vor
mir liegt. Vor dem Verpacken sieht es ungefähr so aus:
![]() |
Fertig zugeschnitten, warten die Stoffe im Stapel auf das Verpacken. |
Bei der Poststelle kennen sie mich inzwischen schon, wenn
ich mit meinen unterschiedlich schweren Sendungen ankommen, ein paar in die
Schweiz, die hier in Deutschland, die sind schwerer als die vorigen - aber
natürlich wissen sie nicht, was drinnen ist...
![]() |
November-Kollektion: 6 Töne Blau |
Mit den sechs Blautönen bin ich sehr zufrieden, und bedauere
es fast, dass ich nicht ein wenig mehr gefärbt habe. Außer den Resten vom
Zuschneiden der einzelnen Packungsgrößen bleibt diesmal keine Meterware übrig, von der ich mir etwas abzwacken
könnte. Und auch zusätzliche Packungen sind diesmal sehr knapp bemessen, nur
jeweils eine Fat-Quarter-Packung und eine Halbmeter-Packung können noch von
Nicht-Abonnen/innen erworben werden. Aber die Wirkung der Blaus habe ich auch
beim Bügeln gespürt, so eine Art Trance...
Dafür habe ich heute angefangen, die Weihnachtskollektion zu
färben, da bleibt vielleicht etwas für mich selbst übrig.
Die geht dann Ende der Woche auf die Reise.
Abonnieren
Posts (Atom)