Ende Juli kam ich allmählich in Fertigstellungs-Stimmung für
Ste. Marie-aux-Mines und war eigentlich fest davon überzeugt, dass sich die
ganze Elsass-Arbeit nun langsam dem Ende zuneigte. Innerhalb von 10 Tagen hatte
ich vier Quilts fertiggestellt. Zwei weitere waren zu dem Zeitpunkt noch in
Arbeit, und einer, der ebenfalls auf der Anmeldeliste aufgeführt war, schlief
noch den Schlaf der Unbescholtenen – dass ich den wohl nicht mehr vor Ste.
Marie fertigstellen, ja, vielleicht nicht einmal anfangen würde, war mir schon
länger klar gewesen.
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Ende Juli endlich fertig geworden: Linienspiel XXX |
Also wollte ich mir nun selbst eine Art
Bestätigungs-Schulterklopfen verschaffen und nahm mir noch einmal die Liste
vor, um die Breiten der Quilts zusammen zu rechnen, nun, da doch von einigen
mehr als noch paar Wochen früher die endgültigen Breiten feststanden.
Und plötzlich gefror mir das Blut in den Adern: Obwohl ich
denjenigen Quilt, den ich nun doch bei Quilt National einreichen wollte, noch
nicht aus der Liste rausgenommen hatte, waren es auf einmal nur 23m und ein
paar Zerquetschte. Auch ein erneutes Nachrechnen änderte nichts an dem
Ergebnis, und ich war so schockiert, dass ich erst einmal alles hinwarf und
mich – ehrlich gesagt, den Tränen nahe! – aufmachte, um meinen Sohn abzuholen.
Unterwegs versuchte ich natürlich doch, weiter mein Gehirn
zu zermartern, was denn bei dieser Sache so schiefgelaufen sein könnte. Diese
wochenlange Arbeit, die abgeschickte Liste, keine Reklamationen wegen fehlender
Meter von Sylvie Leroux – wo waren die mindestens sechs Meter geblieben?!
In dem Moment, als ich vor der Mittagsbetreuung meines
Sohnes vom Fahrrad stieg, kam mir dann aber die Lösung: meine früheren
Berechnungen der Gesamtlänge waren immer mit der Liste gemacht worden, in der
ich bei jeder Breitenangabe auch gleich die zusätzlichen 50cm Abstand zwischen
den Quilts hinzugerechnet habe. Diese hatte ich aber, weil sie auf der
Schneidematte gelegen hatte, am vorigen Tag aus Versehen mit dem Rollschneider
zerschnitten, als ich eine Randbegradigung vorgenommen hatte. Die Liste, an der
ich mich an diesem Tag orientiert hatte, enthielt nur die fertigen Breiten ohne
die Abstände. Alles geklärt, der Adrenalinspiegel mit entsprechendem
Panikgefühlt konnte wieder abgesenkt werden. Damit hätte es ja gut sein können.
Als ich aber in Birmingham mit Sheena Nourquay am Aurifil-Stand ins Gespräch kam
und wir uns über „unsere“ Kirchen im Elsass unterhielten, erzählte sie mir,
dass sie wegen der besonderen Wand- und Hängeplatzmaße in ihrer Kirche manche
ganz bewusst für einen Platz genäht und in den Maßen gerade auf diese Stelle
„hingeplant“ hatte. Ein weiteres Mal gefror mir das Blut in den Adern. An diese
Möglichkeit hatte ich nicht ein einziges Mal gedacht. In den Zusage-Unterlagen
war von „29 laufenden Metern Wandfläche“ die Rede gewesen, kein Wort von
eingeschränkten Höhenverhältnissen. Da ich letztes Jahr nicht im Elsass gewesen
war, und ehrlich gesagt die verschiedenen Kirchennamen auch vorher schon gerne
durcheinander geschmissen habe, hatte ich mir auch unter Eglise Louise keine
bestimmte Kirche vorgestellt. Glücklicherweise hatte ich in Birmingham
Internetanschluss im Hotel und konnte am gleichen Tag noch eine E-Mail
schreiben, und Sylvie Leroux war auch nicht in Urlaub sondern hat prompt
geantwortet und meine leicht hysterische Frage nach den Höhen der Wände
beruhigend und für mich positiv beantwortet, mir außerdem noch einen Plan der
Kirche geschickt. Auch hier alles in Ordnung.
Inzwischen sind auch die beiden Quilts, die Ende Juli noch
in Arbeit waren, fertig, und der eine, der noch nicht angefangen war, wird auch
vor Ste. Marie nicht mehr angefangen werden.
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Im Prozess der Fertigstellung: Shapes 5 |
Eigentlich dürfte jetzt in diesem
Zusammenhang keine weitere Schrecksekunde mehr passieren...