Ende Juli hatte ich die Ehre, als ein Mitglied der
dreiköpfigen Jury die teilnehmenden Quilts für den Wettbewerb „Carrefour“ in
Ste. Marie-aux-Mines auszuwählen.
Wir erhielten alle per Fotos eingereichten Quilts auf einem
USB-Stick. Dieser enthielt auch eine Excel-Datei, in der wir die Bewertungen
nach vier Kriterien – Themenbezug, Komposition, Technik, Originalität – in
Punkten von 0 bis 5 eintragen konnten. Die Punkte wurden zu einer Gesamtnote
addiert, jeder Quilt konnte also maximal 20 Punkte erreichen. Von jedem Quilt
bekamen wir zwei Fotos – die Gesamtansicht, und das Detailfoto. Das Ganze
natürlich anonym, d.h. die Namen der einreichenden Quilterinnen waren uns nicht
bekannt, und wir haben sie bis heute nicht erfahren, sondern werden erst im
September vor Ort Namen mit den Quilts in Verbindung bringen können, wenn wir
am Tag vor der Ausstellung zusammenkommen, um den Preis für den Besten Quilt zu
bestimmen.
Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung. Für mich war sie
besonders interessant, weil ich an dem Morgen, an dem ich mit der Bewertung
anfangen wollte, selbst die Nachricht bekommen hatte, dass meine zwei Quilts,
die ich für die ebenfalls im Elsass stattfindende SAQA Ausstellung „Wide
Horizons III“ eingereicht hatte, beide abgelehnt worden waren. Ob dies meinen
Blick nochmal beeinflusst hat? Ich glaube nicht, aber ich konnte auf jeden Fall
ganz akut nachempfinden, was es für Einreichende bedeutet, abgelehnt zu werden.
Zumal bei dem Thema des diesjährigen Wettbewerbs, „Gestern, heute, morgen“ ja
auch einige sehr persönliche Quilts dabei waren.
Insgesamt war ich von der geringen Zahl der Einreichungen
überrascht, denn es waren nur 93 Quilts angemeldet worden. In den letzten
Jahren waren immer deutlich mehr Einreichungen zu verzeichnen gewesen. (Und es
kann ja nicht nur daran liegen, dass ich diesmal keine zwei Quilts eingereicht
hatte wie im letzten Jahr.) Leider war ich aber auch von der Qualität der
eingereichten Quilts nicht übermäßig beeindruckt. Es gab schon einige herausragend
gute darunter, und die Bestnote 20 Punkte haben bei mir drei Quilts erreicht. Die
anderen beiden Jurorinnen allerdings haben kein einziges Mal die Bestnote
vergeben. Dank der Punktewertung war es auch eindeutig zu erkennen, welche 32
Quilts aus meiner Sicht die Teilnehmer am Wettbewerb sein sollten.
Die anderen Jurorinnen – Libby Lehmann aus den USA, und die
in Belgien lebende Amerikanerin Linda Colsh – haben jeweils für sich dieselbe
Prozedur durchgezogen. Anschließend wurden alle vergebenen Punkte nochmal
addiert, wodurch sich dann eindeutige Teilnehmer ergaben. Unsere einzelnen
Bewertungen haben zwar teilweise deutlich differiert, was ich für ein sehr
gutes Zeichen halte. Auf diese Weise hatten auch wirklich unterschiedliche
Stile gleiche Chancen auf eine Teilnahme. Aber die Ergebnisse waren
letztendlich doch eindeutig. Nur beim allerletzten Teilnahme-Platz, der noch
vergeben werden musste, weil wir beide Einreichungen einer Bewerberin
ausgesucht hatten, aber nur ein Quilt pro Teilnehmerin ausgesucht werden darf,
wurde ein kleines bisschen verhandelt.
Regelrecht entsetzt war ich allerdings von der Qualität einiger
eingereichter Fotos. Manche waren unscharf – das hilft nicht, wenn die Jury
Details genauer anschauen will. Viele waren in relativ kleiner Bildgröße
eingereicht worden, d.h. wenn man sich genauer mit einem Detail beschäftigen
und das Bild heranzoomen wollte, kam man nicht weiter. Manche waren schief –das
macht nicht gerade einen guten Eindruck und beeinflusst das Wohlwollen, mit dem
der Quilt betrachtet wird, enorm.
Hinzu kam, dass sich bei etlichen Quilts die mitgeschickten
Erklärungen ausschließlich auf die verwendete Technik bezogen und nicht
hilfreich dabei waren, den Themenbezug herzustellen. Und es gab einige Quilts,
bei denen dieser Themenbezug, der ja in die Bewertung mit einging, nicht
deutlich erkennbar war! Allerdings waren auch etliche Erklärungen dabei, die in
so einem fehlerhaften Englisch gehalten waren, dass auch sie nicht wirklich
hilfreich waren beim Verstehen des Themenbezugs oder der Absicht der Macherin.
Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich allen, die Quilts bei
Wettbewerben einreichen, in denen in Vorrunden nach Fotomaterial ausgesucht
wird, in Ihrem eigenen Interesse nur dringend ans Herz legen:
- Bringen Sie Ihren Quilt zum Fotografen, wenigstens für die Gesamtaufnahme, oder sehen Sie zu, dass jemand das Foto macht, der wirklich etwas davon versteht. Achten Sie auf gute Ausleuchtung, gerade Ausrichtung, und darauf, dass der Quilt vollständig auf dem Bild zu sehen ist.
- Stellen Sie den Fotoapparat so ein, dass Sie eine Fotodatei von 5 MB erhalten, dann kann die Jury ganz nah heranzoomen und interessante Details genauer betrachten. Es schadet der Beurteilung Ihres Quilts, wenn eine solche Vorgehensweise nicht möglich ist!
- Machen Sie die Detailaufnahme von einem Bereich des Quilts, in dem die verwendete Technik besonders gut zu erkennen ist, oder der von der Komposition her besonders interessant oder wichtig ist. Eine Detailaufnahme von einer faden Hintergrundfläche ist der Auswahl Ihres Quiltes nicht zuträglich.
- Achten Sie darauf, dass Ihr englisches Statement in korrektem Englisch (oder, im Elsass, Französisch) verfasst ist. Oder lassen Sie sich die zwei Sätze lieber von jemandem in Ihrer Bekanntschaft, der gut Englisch/Französisch kann, übersetzen, anstatt selber rumzumurksen. Fehlerhafte Statements haben keinen positiven Einfluss, wenn es darum geht, zwischen zwei Quilts auszuwählen, ob der eine gerade noch in die Auswahl reinkommt oder nicht.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die Quilts bei
Wettbewerben einreichen, viel Erfolg. Ablehnungen allerdings wird man immer
wieder erleben. Man darf sie nur nicht persönlich nehmen.
Ein schöner Bericht. Vielen Dank dafür.
AntwortenLöschenDein Bericht ist sehr lehrreich !
AntwortenLöschenIch habe die letzten 5 Jahre an diesem Wettbewerb teilgenommen .
Dieses Jahr hat mir das Thema nicht gepasst, oder vielleicht hatte ich den Mut nicht für einen so grossen Einsatz, mit so wenig Resultat !
Freue mich für deine Ausstellung in St Marie, bin in voller Schmetterlings Saison, und da zu gezwungen meine Nähe Machine ihn Ruhestand lassen...
Liebe Grüsse,
Béatrice