In den letzten Tagen habe ich mehrere Beispiele erlebt, wie
in kleineren Gemeinden der Internationale Frauentag als Marketing-Aufhänger zum
Einsatz kommt.
Einerseits finde ich das zwar richtig, vor allem, wenn das
schöne ‚Nebenerscheinungen’ hat wie die gestern in Eichstätt in der
Johanneskirche eröffnete Ausstellung von Heike Dressler. Aber wenn der
Bürgermeister des Städtchens bei der Eröffnung die Organisatorin dieses
Veranstaltungswochenendes zwar nach außen scherzhaft, aber eben doch ‚fordert’,
dass es nächstes Jahr spätestens auch einen Männertag außerhalb des Vatertages
geben müsste, dann frage ich mich, was dieser Herr der Schöpfung überhaupt
kapiert hat. Nicht nur haben die Herren einen echten religiösen Feiertag
umgewidmet und sich dadurch einen arbeitsfreien oft nur als Saufgelage
praktizierten ‚eigenen’ Tag – im Gegensatz zum Muttertag, der immer auf einem
Sonntag liegt und so keinerlei zusätzlichen freien Arbeitstag für die heute
doch oft auch außerhalb der Familie arbeitenden Mütter bietet. Sondern sie
vertragen es auch nicht, wenn an einem Tag im Jahr mal ein paar Vorzüge für
Frauen angeboten werden – von denen viele doch eigentlich nur den Konsum
anregen, die Geldbeutel leeren sollen, und mit dem ursprünglichen Charakter des
Internationalen Frauentages nichts mehr zu tun haben.
Aber ich will nicht meckern – es gab mir die Gelegenheit,
endlich einmal Heike Dresslers technisch perfekte, wunderbar farbliche Quilts,
von denen ich bereits einige als ‚Einzelstücke’ kenne, in einer Ausstellung im
Ganzen versammelt zu sehen.
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Heike Dressler, Detail aus der Serie "Wüstensturm" |
Und dass in dieser herrlichen umgewidmeten
Johanneskirche in Eichstätt, direkt am Domplatz, was der ganzen Veranstaltung
eine tolle Atmosphäre gibt. Veranstalterinnen des Nähcafés und von Heikes
Ausstellung ist die Eichstätter Gruppe Jura Stoffwerk.
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Blick in die Kirche mit der Ausstellung von Heike Dressler |
Heike beherrscht jedes Format – ob klein oder groß, da kann
man vor Neid erblassen. Oder einfach nur bewundernd davor stehen.
Ich nehme zwar an, dass es am Wochenende, wenn nebenbei
Workshops laufen, auch etwas lebhaft zugehen wird und vielleicht keine wirklich
meditativ-besinnliche Stimmung aufkommen wird. Aber das ist vielleicht auch nicht
der Sinn des Internationalen Frauentages. Die Ausstellung ist noch heute und
morgen zu sehen und auf jeden Fall sehenswert!
Und wenn man, wie ich, nebenbei noch einen Achtjährigen
versorgen muss, der – vielleicht nicht ganz zu Unrecht – der Meinung ist, in
seinem Leben eigentlich schon genug Quilts gesehen zu haben, kann man als
Rahmenprogramm noch einen Besuch im Juramusem auf der Willibaldsburg auf die
Tagesordnung setzen.
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Blick auf die Stadt, von oben |
Ich musste
mir zwar eine kleine Schimpftirade anhören, als wir zu Fuß da hochgehen
sollten, weil wir schon einen Parkplatz gefunden und Parkschein bezahlt hatten,
aber die Zeitlinie und die vor- und frühgeschichtlichen Exponate waren
interessant genug, um das Schimpfen während des Aufenthaltes auf der Burg zu
beenden. Erst auf dem Weg runter ging es wieder los. Die Quiltausstellung
überbrückten wir wohlvorbereitet mit technischem Einsatz:
Und im Auto haben wir uns an Harry Rowohlt und seiner
Live-Lesung in Göttingen, „Rumba Rumba Rumba ist modern“ gemeinsam erfreut.
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