Dienstag, 11. März 2014

Hundertwasser in Bayern

In der vergangenen Woche hatten wir Besuch von Regine, und das war ein guter Anlass, einen Besuch in Abensberg beim Turm der Kuchelbauer Brauerei zu planen, den ich seit längerem schon gerne mal sehen wollte. Das Besondere an diesem Turm ist die Tatsache, dass er ursprünglich noch von Friedensreich Hundertwasser geplant wurde. kurz bevor dieser verstarb. Allerdings durfte die ursprünglich anvisierte Höhe von 70m nach Einspruch des Denkmalschutzamtes oder irgendwelcher Bürokraten in der bayerischen Gebäudegenehmigungsabteilung so nicht gebaut werden, und nach jahrelangem Gezerre und Getue wurde schließlich eine verkleinerte Version verwirklicht – nur noch 35 m hoch. 

Auch in verkleinerter Fassung schon von
weitem sichtbar: der Kuchelbauer Turm. 

Ich erinnere mich noch gut an die regelmäßig wiederkehrenden Zeitungsmeldungen über die neuesten Entwicklungen im Abensberger Turmstreit, Einsprüche von Behördenseiten, erneute Bauanträge etc. Bis dann endlich mal die Meldung kam „wird in verkleinerter Fassung gebaut“.
Die ganze Brauerei wird nun allmählich dem Hundertwasser-Stil angeglichen, 

Der Bier-Pfad, der sich durch das gesamte Brauerei-Gebäude zieht.
Künstlerische Interpretation des Gärungsprozesses,
im Stil von Hundertwasser
und auch sonst ist in Abensberg der Turm, der „Kuchelbauer-Turm“ heißt (wohlgemerkt: nicht Hundertwasser-Turm – und auf der offiziellen Homepage des Malers taucht er auch nicht in der Werk-Liste auf) allgegenwärtig. Das muss man mögen. Oder mit Humor nehmen. Touristen kommen und gehen – aber wie empfinden das die Einheimischen, wenn sie nun nicht gerade Hundertwasser-Fans sind?
Die Besichtigung des Turmes ist nur in Kombination mit einer Führung durch die Brauerei zu buchen, und ich empfehle, eine Chef-Führung zu buchen. Das Erlebnis ist dann mit der Person verknüpft, die diese vielen Jahre darum gekämpft hat, diese Idee durchzuboxen und zu verwirklichen. 


Nebenbei erklärt er auch noch das Rätsel des berühmtesten Gemäldes der Welt, des ‚Letzten Abendmahles’ von Leonardo da Vinci. 

Replikation des Letzten Abendmahles
in Originalgröße, in den Kellern der Brauerei

Das Rätsel hat er viel besser und überzeugender gelöst, als der amerikanische Bestsellerautor mit seinem simplen Spannungsthriller. Sowohl über den Turm als auch über die Bilderrätsel gibt es Bücher zu kaufen. (Wenn man wirklich etwas über das Bierbrauen erfahren will, ist aber sicherlich eine andere Brauerei vorzuziehen. Hier kann ich leider aufgrund mangelnder Erfahrung keinerlei Empfehlungen aussprechen.)






Natürlich ist das alles ein Vermarktungstrick allererster Güte – denn obwohl Abensberg auf ersten Eindruck hin ein ganz nettes Städtchen ist, in dem man vermutlich ganz gut leben kann, käme sicherlich kein amerikanischer Tourist auf die Idee, gerade hier vorbeizuschauen.

Platz vor dem Rathaus, die Faschingsrequisiten
werden gerade noch aufgeräumt

Anfang März schon ein Storchenpaar auf dem Dach.

Mit dem Turm sieht das – zumindest nach der Größe der Parkwiese zu schließen, neben der praktischerweise auch gleich ein Kuchelbauer-Biergarten liegt (Anfang März war der nun allerdings noch nicht geöffnet!) – offenbar schon anders aus. Der Vermarktungstrick ist gelungen – dafür gebührt dem Geschäftsführer der Brauerei hohe Anerkennung. Demnächst soll auch noch ein „Kunst-Haus“ eröffnet werden, in dem dann eine Dauerausstellung mit Druckgrafik und anderen Werken von Hundertwasser zugänglich sein wird.

Noch im Bau: das Kunst-Haus im Stile Hundertwassers,
das demnächst eine Dauerausstellung beherbergen soll.

Inwieweit Hundertwasser selbst dieser Vermarktung zugestimmt hätte, wenn er das ganze Ausmaß noch mitbekommen hätte, muss natürlich dahingestellt bleiben. Der Turm mit diesem Gesamterlebnis ist jedenfalls wirklich einen Besuch wert. Wenn das Kunst-Haus fertig ist, fahre ich wieder hin!


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