Dienstag, 29. Dezember 2015

Zwischen den Jahren

Über die Weihnachtstage war hier so schönes Wetter, dass sogar ich mich überhaupt nicht beschweren konnte. Sonne, fast frühlingshaft warm - wir haben zweimal draußen auf der Terrasse gegrillt (allerdings drinnen gegessen), und obwohl ich ja sonst eher ein Weihnachtsmuffel bin, habe auch ich diese Tage genossen.



Morgens war zwar mal ein bisschen Reif auf alten Blütenköpfen im Garten


aber schon bald war es dann wieder so schön, dass ich ein Foto machen lassen konnte vom Schultertuch, das ich für eine Freundin gestrickt habe (Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk in einem, deshalb ist es nicht zu spät)


mit dem ich mich tatsächlich mal auf ravelry mit Anleitung präsentieren will. Auf die Idee bin ich eigentlich nur gekommen, weil mich jemand nach der Anleitung gefragt hat, die es natürlich, so wie ich stricke (nämlich nie nach Anleitung), noch nicht gibt, aber in den nächsten Tagen mal geschrieben werden kann.
Genäht habe ich an einem Resteverarbeitungsquilt, der mit einerseits ein bisschen weitere Übungsmöglichkeit an der Longarm geben soll, andererseits aber auch das Abschiedsgeschenk für einen Syrer werden wird, der als Erster aus der von mir betreuten Unterkunft die Anerkennung bekommen hat, und der, wenn seine Frau nachgekommen sein wird, zu Verwandten nach Kassel ziehen will - und den zu 'verlieren' mir wirklich leid tun wird, weil er einer der ganz netten ist, die zu integrieren kein Problem darstellt.

immer wieder gut für die Seele:
traditionelles Muster, einfach, zeitlos, Resteaufarbeitung
(hier stecken etliche Versuchsteile drin, die zu zerschneiden
überhaupt kein Problem dargestellt hat...)

Über die Feiertage habe ich immer wieder darüber nachgedacht, was im letzten Jahr gerade auf dem Gebiet der Flüchtlings-"Krise" (ich mag das Wort überhaupt nicht) alles so passiert ist. Vor Weihnachten war ja die Bundeskanzlerin vom Time Magazine zur Frau des Jahres gekürt worden, das dafür gemalte Bild war in der Zeitung abgedruckt, und in derselben Woche war auch das Bild mit dem Plüschwolf auf der Titelseite zu sehen gewesen:


Und ich muss sagen: auch wenn ich sie noch nie gewählt habe (und aus geo-politischen Gründen auch nie werde wählen können), so kann ich sie nur bewundern. Meines Erachtens hat sie im September genau das Richtige getan. Auch wenn danach so eine heftige Einreisewelle losgegangen ist, dass wir jetzt nicht so ganz wissen, wie man damit umgehen soll. Denn ganz ehrlich: was hätten wir denn sonst machen sollen? Die in Ungarn Festsitzenden dort einsperren? Den Rücken zeigen und sagen, das geht mich alles nichts an?
Dass damit die große Flucht erst losging, war vermutlich niemandem vorher klar. Und auch ich weiß keine einfache Lösung für die uns bevorstehende Aufgabe. Meine Meinung, wie Integration abzulaufen hätte, hat sich im Umgang mit den Flüchtlingen allerdings ganz klar herauskristallisiert - und jetzt muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass die Regierungspartei dieses Bundeslandes genau das, was ich als notwendig erachte, lautstark propagiert. Das ist jetzt ein Gefühl, das mit meiner Selbsteinschätzung eigentlich überhaupt nicht zu vereinbaren ist. Ich bin nicht mit der bayerischen Partei einer Meinung, jedenfalls bisher noch nie gewesen... wie ich damit umgehen soll, ist mir noch absolut nicht klar.
Am besten einfach hinter der Nähmaschine verkriechen und ein bisschen abwarten.

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