Aus den USA schwappt ja in den letzten Jahren verstärkt das Halloween-Fieber herüber, als zweiter Fasching im Herbst. Oft begleitet von irgendwie erzeugten künstlichen Spinnweben. Die hier sind alle echt, aus dem gerade zu Ende gegangenen Altweibersommer.
Montag, 31. Oktober 2011
Freitag, 28. Oktober 2011
Afghanistan-Quadrate
Seit knapp zwei Jahren bin ich Mitglied der Quiltgruppe
„Freisinger Schnipsis“. Zwar ist es jedes Mal eine knapp einstündige Fahrt für
mich, um zu den Treffen zu kommen, aber die anderen Mitglieder in der Gruppe
sind so nett, dass ich diesen Weg gerne auf mich nehme, wenn es sich mit den
Terminen meines Mannes einigermaßen koordinieren lässt.
Als Gruppenmitglied ist man dann ja aber auch verpflichtet,
sich an den Gruppenprojekten zu beteiligen. Das sind von der Themenwahl nicht
unbedingt immer Projekte, die mir wirklich liegen, aber man kann ja auch
einiges über sich selbst lernen, wenn man ein wenig über den eigenen Schatten
springt, und ein Projekt des letzten Jahres hat richtig Spaß gemacht.
Alle Mitglieder der Gruppe hatten ein gesticktes
Afghanistan-Quadrat geschenkt bekommen. Afghanistan-Quadrate stammen aus dem
Stickprojekt der Deutsch-Afghanischen-Initiative und werden in Deutschland
bereits seit mehr als fünf Jahren durch Pascale Goldenberg vertrieben.
Das Projekt ist darum bemüht, früher verbreitete Traditionen
des Stickens in Laghmani wieder zu etablieren, und verschafft den von der DAI
beschäftigten Frauen ein regelmäßiges Einkommen. Inzwischen gibt es auch ein
kleines Buch, das über die ersten fünf Jahre des Projektes und die während der
Zeit gemachten Fortschritte berichtet (erschienen im Maro Verlag):
Ich hatte bereits ganz zu Anfang des Projektes mal mehrere
Quadrate von einer Stickerin, die mir gut gefallen hatten und farblich
zueinander passten, gekauft, allerdings bisher noch nichts daraus gemacht.
Nun war es in der Gruppe schnell beschlossene Sache, dass
jede aus bzw mit ihrem eigenen geschenkten Quadrat einen Quilt 50 x 50 cm nähen
würde. Mein geschenktes Quadrat hat mir damals nicht so gefallen, dass ich
daraus/damit arbeiten wollte, und so habe ich dann eines von meinen anderen ausgewählt.
Das kleine Top war schnell genäht, wurde dann aber, wegen
mangelnden (Ausstellungs-)drucks, erstmal nicht fertiggestellt. Nun steht aber
Anfang Dezember die nächste Ausstellung der Schnipsis im Alten GefängnisFreising an,
und die Afghanistan-Quilts sollen auf jeden Fall hängen. (Wir werden auch gestickte Quadrate für die DAI verkaufen.) Also heißt es, diesen kleinen Quilt auf jeden Fall noch fertig zu bekommen. Gestern abend war nun Gruppentreffen, und ich wollte eigentlich während des Treffens das Top ein wenig besticken. Prompt hatte ich aber meine Stickfäden, die ich mir extra rausgesucht und zur Seite gelegt hatte, zu Hause vergessen. Gestern ist er also noch nicht weiter gediehen. Aber ich werde ihn nächste Woche mitnehmen, wenn ich ein paar Tage unterwegs bin. Immerhin merke ich, dass auch dieses ein Projekt ist, das seine ganz eigene Reifezeit brauchte – erst jetzt kommen mir wirklich die Ideen, wie ich ihn so fertigstellen kann, dass ich damit hoffentlich auch zufrieden sein werde.
und die Afghanistan-Quilts sollen auf jeden Fall hängen. (Wir werden auch gestickte Quadrate für die DAI verkaufen.) Also heißt es, diesen kleinen Quilt auf jeden Fall noch fertig zu bekommen. Gestern abend war nun Gruppentreffen, und ich wollte eigentlich während des Treffens das Top ein wenig besticken. Prompt hatte ich aber meine Stickfäden, die ich mir extra rausgesucht und zur Seite gelegt hatte, zu Hause vergessen. Gestern ist er also noch nicht weiter gediehen. Aber ich werde ihn nächste Woche mitnehmen, wenn ich ein paar Tage unterwegs bin. Immerhin merke ich, dass auch dieses ein Projekt ist, das seine ganz eigene Reifezeit brauchte – erst jetzt kommen mir wirklich die Ideen, wie ich ihn so fertigstellen kann, dass ich damit hoffentlich auch zufrieden sein werde.
Mittwoch, 26. Oktober 2011
Reste-los
Im September hatte ich erwähnt, dass ich nach dem
Urlaub erstmal angefangen hatte, den Inhalt meiner blauen Restetüten zu
sortieren, um den Kreativitätsfluss wieder in Gange zu setzen. Ich liebe zwar
neue Stoffe, und auch das Herstellen von neuen Stoffen durch Färben.
Nichtsdestotrotz habe ich große Schwierigkeiten, jegliches Stück Stoff, das
eine Größe von ca. 4cm2 hat, wegzuwerfen. Was zu einer Situation
führt, die so aussieht: zahlreiche Plastiktüten, gefüllt mit Resten jeglicher
Farbe und Schattierung, alle so ungefähr nach Farbwert sortiert.
Daraus habe ich schon wunderschöne Sachen gemacht. Zum
Beispiel haben die Reste der Hintergrundstoffe, die ich für „Linienspiel VI“
verwendet hatte, fast allesamt ihren Weg in den Hintergrund des linken Teils
von “Linienspiel VIII” gefunden. Es lohnt sich also tatsächlich, irgendwann kann
man auch kleinste Schnipsel noch gebrauchen.
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Linienspiel VI |
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Linienspiel VIII |
Während der letzten Wochen hat das Sortieren und Verarbeiten
auch wieder gut getan. Neben dem Alltagskleinerlei, das bei Schulanfang, Apfel-
und Quittenernte und Marmeladenkochen so auf einen einstürzt, war das gerade
das Richtige, um immer mal wieder ein kleines bisschen weiterzuarbeiten. Ich
habe tatsächlich fast alle meine blauen Reste aufgebraucht, nur dieses kleine
Häufchen ist noch übrig:
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allerletzte Reste Blau... |
Zwischendurch
sah das dann mal so aus:
Momentan
ist alles aufgerollt
und wartet auf den nächsten Schritt, für den ich mir erst
Material besorgen muss, dass ich hier im Ort nicht kriegen kann. Ich könnte
bestellen, aber nächste Woche werden sich auch andere Gelegenheiten ergeben,
und so habe ich beschlossen, mit diesem Projekt eine kreative Pause einzulegen.
Das Ganze wiegt 1,2 kg. Eine echte “Erleichterung” für
Möbelpacker wäre das jetzt noch nicht gerade. Aber der nächste Umzug steht ja
noch nicht sofort vor der Tür.
Da dieser Quilt entweder bei European Art Quilt eingereicht oder,
falls er dort nicht angenommen werden sollte, nächsten Herbst bei meiner
Ausstellung in Ste. Marie-aux-Mines zum ersten Mal öffentlich gezeigt wird,
werde ich hier auf dem Blog erstmal keine weiteren Bilder zeigen. Aber neben
vierzig Kisten mit ‚neuen’ Stoffen habe ich ja auch noch Scraps in allen
anderen Farben ...
Sonntag, 23. Oktober 2011
Technische Zaubereien...
Als ich im Juni/Juli in Falera auf dem Workshop bei NancyCrow war, habe ich einmal erwähnt, dass Heide Stoll-Weber mir ein paar Tipps
gegeben hat, was ich mit meinem einem Top noch hätte anfangen können (wenn ich
rechtzeitig daran gedacht und das alles vor dem Zusammennähen berücksichtigt
hätte).
Heide ist mir schon seit langen Jahren als Quilterin mit besonderen technischen Fertigkeiten
bekannt. Das erste Mal ist sie mir als solche im Sonderheft zu „Quilt Berlin –
Design und Patchwork Symposium 2001“ des Bergtor Verlages aufgefallen, in dem
sie ihre Technik zum Einsetzen von Stoffstücken, die sie in ihren
improvisierten Quilts verwendet, vorstellte. Dadurch werden Nähte vermieden –
aber sehr genaues Nähen ist nötig.
Dann ist Heide natürlich in der Quiltszene durch ihre
wunderschön gefärbten Stoffe bekannt. Zwar hatte ich mir das Färben schon
längst autodidaktisch selbst beigebracht, bevor ich im Jahr 2004 mal einen Kurs
bei ihr besuchte, aber gelernt habe ich bei ihr dann schon auch noch einiges!
In Falera erwies sich, dass Heide auch noch auf anderen
Ebenen technisch versiert ist. Sie war diejenige, die uns die Idee gab, wie wir
die zu niedrig geratenen Schneidetische direkt bei unserem Arbeitsplatz erhöhen
konnten:
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Gehört ab jetzt einfach ins Gepäck, wenn man auf einen Workshop fährt: hohe Dosen, mit denen man den Schneidetisch erhöhen kann. |
Außerdem war sie diejenige, die mit dem Hausmeister der
Halle so lange verhandelt hat, bis ein wirklich großer Schneidetisch im Gang
zur Verfügung stand, falls mal die Schneidematten am eigenen Tisch in der Länge
nicht mehr ausreichten:
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Tisch mit besonderer Auflage, der eine große Schneidfläche bietet |
Und sie hatte ein neues Werkzeug dabei, das sie immer und
immer wieder anpries, sie hätte dafür eigentlich mit Provision belohnt werden
müssen:
Und recht hat sie – es ist eine kleine Wundermaschine. Das
Stück nennt sich „Kopierrädchen“ und ist dasselbe Prinzip wie die
Kopierrädchen, die man vom Selbstschneidern kennt, wenn man mal
Schnittbogenmuster auf Schnittbogenpapier übertragen hat. Nur hat diese
Variante keine Zähnchen, hinterlässt eine Markierung, die durch einmal
dampfbügeln wieder zu eliminieren ist, und ist ein ganz phantastisches Werkzeug,
das meine Arbeitsweise beim Freien Schneiden mittlerweile völlig umgekrempelt
hat. Für diesen Tipp: Vielen Dank an Heide!
Am vergangenen Donnerstagabend ist eine gemeinsame
Ausstellung von Heide Stoll-Weber und Christine Brandstetter in der Quilt Star Galerie von Monika Schiwy in Freiburg eröffnet worden. (Quilt Star,
Basler Str. 61, 79100 Freiburg, Öffnungszeiten Mo 15 – 18, Di bis Fr 9:30 –
12:30 und 14:30 bis 18:30):
Ich freue mich schon jetzt darauf, sie Anfang
November, wenn ich mir einen zweitägigen Freiburg-Urlaub gönnen werde, zu
sehen.
Freitag, 21. Oktober 2011
Abschied von einer Nähmaschine
Im Laufe der Jahre habe ich schon auf etlichen verschiedenen
Nähmaschinenmodellen genäht.
Das erste war die Maschine meiner Mutter, hellbraunes
Metallgehäuse, vermutlich eine Neckermann, die sie zur Hochzeit bekommen hatte.
Dort habe ich die gesamte Modekollektion für meine Barbiepuppen genäht – damals
wollte ich Modedesignerin werden. Dieses Modell wurde irgendwann mal gegen eine
Pfaff eingetauscht, auf der ich auch manchmal nähen durfte, aber es war klar,
dass das nicht meine eigene Maschine war.
Dafür bekam ich von einer Tante eine alte versenkbare
Schranknähmaschine (wechselweise auf Fußbetrieb oder Strom einstellbar), die
ihr im Weg gewesen war und bei uns dann im Keller stand. Das war kein
sonderlich motivierendes Umfeld, um dort tatsächlich viel zu nähen, aber die
Existenz dieser Maschine war lange das Totschlagargument, weshalb ich keine
eigene bekommen würde – „Du hast doch eine, und die benutzt Du nicht wirklich.“
Platz in der Wohnung war allerdings nicht, um sie zu stellen. Und transportabel
war sie ja auch nicht, dass man sie hätte hochholen und nach getaner Arbeit
wieder wegräumen können.
Noch ein paar Jahre später bekam ich eine alte transportable
Maschine von meiner Urgroßtante, Nachkriegsmodell, - war’s eine Adler? - die
zum Kaufzeitpunkt sicher mal ein Topmodell gewesen war. Schwer, aber sie nähte
gut, und auf dieser habe ich dann auch meine ersten Patchworkarbeiten
gefertigt.
Als meine Mutter die Pfaff dann gegen eine topaktuelle
Bernina eintauschte, durfte ich die Pfaff in mein Studentinnenzimmer mitnehmen.
Zu dem Zeitpunkt fing sie dann aber auch schon an, kleine Macken zu entwickeln,
und richtig glücklich geworden bin ich mit ihr nicht. Leider hatte ich da die
Adler schon aus Platzgründen weggegeben...
Als die Pfaff dann ihren Geist aufgegeben hat, habe ich
beschlossen, mir endlich mal eine neue Maschine zu kaufen. Das muss vor knapp
zehn Jahren gewesen sein, denn ich war damals schon verheiratet. Nach welchen
Kriterien – außer meiner Schweden-Affinität – ich sie dann ausgesucht habe,
weiß ich nicht mehr genau, allerdings wollte ich keine „Computer-gesteuerte“.
Jedenfalls wurde es eine Husqvarna „Daisy“, mit der ich dann viel genäht habe,
und die mir sehr lieb war.
Da sich aber in den letzten sechs Jahren noch zwei weitere
Maschinen bei mir eingestellt haben, und Daisy dadurch deutlich in den
Hintergrund gedrängt wurde, zuletzt eigentlich nur noch als Workshop-Maschine
mitkam, wenn ich zum Unterrichten unterwegs war, habe ich sie nun abgegeben.
Eine ehemalige Schülerin von mir, die sich auch bisher die Maschine mit ihrer
Mutter teilte, suchte eine eigene Maschine, und die Situation kenne ich ja
selbst zur Genüge. Zwar weiß ich, dass es Quilterinnen gibt, die sechs oder
sogar sieben Maschinen haben, aber mir reichen zwei Maschinen. So kann ich eine
mal zur Wartung bringen, und trotzdem weiter nähen.
Wider Erwarten ist mir der Abschied von Daisy aber doch
schwer geworden, vielleicht weil sie meine erste eigene neue selbstgekaufte
war? Aber ich freue mich auch, dass Daisy nun wieder zur vollen Geltung kommen
wird. Ich wünsche der Maschine bei Rabea eine gute und intensiv genutzte Zeit!
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Ausstellung der Alpine Quilters in Garmisch-Partenkirchen
Vor einigen Jahren erhielt ich einen Einladung von MarionCaspers, bei der Garmisch-Partenkirchener Quiltgruppe eine
„Kofferausstellung“ zu veranstalten. Marion hatte ich kurz vorher zum ersten
Mal getroffen, als sie mich bei der Eröffnung meiner Einzelausstellung im
Weilheimer Stadtmuseum angesprochen hatte.
Es traf sich gut, dass ich nur kurze Zeit vorher einen monströs
großen Koffer gekauft hatte, den habe ich dann vollgepackt und bin mit dem Zug
nach GAP gefahren. Bei einem kurzweiligen und gemütlichen Abend packte ich dann
vor einer kleinen aber interessierten Gruppe meine Arbeiten, damals alle aus
der Serie „Metamorphosen“ aus, und wir kamen ins Gespräch.
Seitdem treffe ich Marion immer mal wieder bei diversen
Gelegenheiten (das letzte Mal in Rüdesheim vor einer Weinstube), und es gibt
immer etwas zu erzählen.
Vor zwei Monaten dann erhielt ich wieder eine Mail – diesmal
mit der Einladung, als ehemalige Präsentiererin einer Kofferausstellung zwei
Quilts zu der im Oktober anstehenden Ausstellung der Alpine Quilters
beizusteuern, da sie in der Ausstellung auch von dieser Aktivität der Gruppe
berichten wollten. Da habe ich gerne zugesagt, denn das finde ich eine sehr schöne Idee. Zwar gab es jetzt noch einen
last-minute-Engpass, weil ich die Mail mit der Adresse, wohin wir die Quilts
schicken sollten, zu voreilig gelöscht hatte, aber Marion ist eine flotte
Email-Beantworterin und ich konnte meine Sendung noch auf den Weg bringen.
Hoffentlich spielt die Post mit und bringt auch alles hin...
Einer der von mir gezeigten Quilts soll dann der aus diesem
Jahr stammende „Purple Grid Variation“ sein, in dem ich zum ersten Mal mit
Eiswürfeln gefärbte Stoffe verwendet habe.
Die Ausstellung findet an diesem Wochenende statt:
ALPINE QUILTER
15. & 16. Oktober,
10:00 -18:00 Uhr
St. Irmengard Schule , Hauptstraße 45,
Garmisch – Partenkirchen
St. Irmengard Schule , Hauptstraße 45,
Garmisch – Partenkirchen
Da ich in Sachen Unterrichten unterwegs bin, kann
ich leider nicht selbst vorbeischauen. Aber vielleicht ist ja irgendjemand von
Ihnen in der Gegend und hat Lust auf eine Ausstellung.
Ich wünsche der Gruppe
zahlreiche interessierte Besucher!
Sonntag, 9. Oktober 2011
Kurs "Zaubereien aus Resten" am Petersberg
Für meinen regelmäßig am Petersberg stattfindenden Kurs war
das Kursthema dieses Jahr „Zaubereien aus Resten“. Da ein paar der dort
regelmäßig teilnehmenden Teilnehmerinnen sich bei einem der vorigen Kurse
beschwert hatten, dass sie lieber nicht soviel mit Schablonen arbeiten wollten,
hatte ich mich intensiv auf die Rollschneider-taugliche Herstellung der
traditionell für Scrap-Quilts verwendeten Muster vorbereitet.
Für mich persönlich ist zwar gerade bei der Resteverwertung mit
traditionellen Mustern auch das Aufzeichnen der Formen, das Ausschneiden mit
Nahtzugabe und das Stecken ein wesentlicher und wichtiger Teil des
Recycling-Prozesses, denn dadurch wird ja auch der entspannende Teil der
Herstellung, sozusagen die „Zeit für mich“, verlängert. Aber wenn Kursteilnehmerinnen
das Bedürfnis haben, in der kurzen Zeit, die sie sich fürs Quilten abzwacken
können, schneller fertig zu werden, ist das natürlich ein gewichtiger Grund.
Begonnen haben wir mit der Problematik der Nahtzugabe...
Ein Quilt, den ich vor etlichen Jahren mal nach Anregung
durch „Successul Scraps“ von Judy Turner und Margaret Rolfe genäht habe,
fand so großen Anklang, dass mehrere Teilnehmerinnen sofort entschieden, ihre Arbeit nach demselben Muster anzulegen.
fand so großen Anklang, dass mehrere Teilnehmerinnen sofort entschieden, ihre Arbeit nach demselben Muster anzulegen.
Das Errechnen der benötigten Nahtzugaben, um schließlich ein
Rechteck zu erreichen, das in „fertig genähtem Zustand“ an der kurzen Seite
genau die halbe lange Seite misst, war in diesem Fall gar nicht so einfach –
aber aufgrund dieses Musters natürlich besonders wichtig. Beim Nähen der
Probeteile stellten wir fest, dass manche Nähmaschinen eine andere als die
üblicherweise angenommene Nahtzugabe von 0,75cm haben. Schließlich wurde für
alle beteiligten Nähmaschinen der Nahtzugabentest durchgeführt: durch Nähen
zweier Nähte in Füßchenbreite voneinander mussten alle ihre jeweils eigene
Nahtzugabe ermitteln und für ihre weiteren Berechnungen berücksichtigen.
Die Wichtigkeit der Kenntnis seiner eigenen Nahtzugabenbreite zeigte sich anschließend auch bei der Übung für den Block
„Flying Geese“, dessen besonders intensive Vorbereitung ich ja bereits hier beschrieben habe. Es war eindeutig eine Herausforderung, Verständnis für die
Notwendigkeit des unterschiedlichen Zuschnitts der Dreiecke und die darauf
basierenden unterschiedlichen Nahtzugaben zu entwickeln. Schließlich haben es
aber alle, die sich dieser Herausforderung gestellt haben, geschafft, und waren
stolz auf ihre kleinen Probestücke mit mehreren Flying Geese:
Von den 13 Teilnehmerinnen waren drei Anfängerinnen, die ich
schrittweise mit meinem "Anfängerprogramm" durch die ersten Übungen und Blocks
geführt habe. So konnten sie verschiedene Muster an kleinen Beispielen
ausprobieren, nebenbei mitbekommen, was die anderen gemacht und gelernt haben, und haben sich hoffentlich genügend Notizen gemacht, dass sie
dann zu Hause auch weiterarbeiten können.
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Mein auf mehrere Jahre angelegtes kunterbuntes UFO in keinesfalls endgültiger Form oder Anordnung... |
Das alles zwischen wunderbarem Salatbüffet, Nachmittagskaffee und weit weg von
Alltagspflichten, in abgeschiedener ländlicher Ruhe.
Bei wechselhaftem Schauer-Wetter,
das nicht unbedingt Lust darauf machte, nach draußen zu gehen – perfekte
Bedingungen für ein intensives und produktives Patchworkwochenende!
Der nächste Kurs am Petersberg Anfang Februar wird wieder
ein UFO-Fertigstellungskurs. Anmeldungen sind ab Mitte November über die
Homepage der KLVHS Petersberg möglich.
Freitag, 7. Oktober 2011
Was ist ein "art-quilt"? - Beitrag zum Diskussionsforum der Patchworkgilde e.V.
Seit August gibt es im Mitgliederbereich der Homepage der Patchworkgilde Deutschland e.V. ein Diskussionsforum über das Thema "Was ist ein Art-Quilt?" Vom Vorstand der Patchworkgilde war ich gebeten worden, ebenfalls einen Beitrag zur Diskussion zu verfassen. Dieser Beitrag ist seit zwei Tagen online gestellt, und ich möchte ihn auch Leserinnen meines Blogs, die vielleicht keine Mitglieder der Patchworkgilde sind, zur Verfügung stellen. Eine Diskussion soll eigentlich im Diskussionsforum der Gilde stattfinden, aber ich freue mich natürlich auch über Kommentare hier.
Text des Beitrages:
Text des Beitrages:
In jeder Ausschreibung von SAQA, der Organisation, die sich
der Profilierung insbesondere des Art-Quilts verschrieben hat, wird deren
‚Definition’ eines solchen zitiert (hier in Übersetzung): „ein zeitgenössisches
Kunstwerk, das die ästhetischen Belange, die der gesamten Bandbreite der bildenden
Künste (Malerei, Fotografie, Druck, grafisches Design, Zusammenstellungen,
Skulptur) zugrundeliegen, auslotet und ausdrückt und dabei durch Material oder
Technik einen eindeutigen Bezug zur ihm zugrundeliegenden Volkskunst Quilt
herstellt oder bewahrt“. Im Katalog der letzten European Art Quilts
Ausstellung, die noch tourt, und auch in der neuerlichen Ausschreibung für die
nächste Runde ist dagegen keine einheitliche Definition von ‚Art-Quilt’ zu
finden.
Kunst ist umstritten. Vielen Kunstwerken wird immer wieder –
vorzugsweise von selbsternannten Kunst’kritikern’ – ihr Status als Kunstwerk
abgesprochen. Und Kunst muss nicht ‚schön’ sein – oder würde jemand „Guernica“
von Picasso als ‚schön’ bezeichnen?
Die Quiltkunst, die aufgrund ihrer geschichtlichen
Entwicklung aus dem funktionalen Bereich heraus (wärmen, Reste sinnvoll u.
evtl. auch ästhetisch ansprechend verwenden) vielleicht einen besonders
schweren Stand in der Kunstwelt hat, bleibt von diesen Diskussionen nicht
verschont. Rein technisch ist Quiltkunst bewältigbar – grundlegende
Nähtechniken, ein paar Tricks, eine gewisse Sorgfalt, gepaart mit ein wenig
Geduld und Fleiß. Fertig ist der Quilt. Und dennoch gibt es einige Quilts, die
besonders sind, eine außergewöhnliche Ausstrahlung haben, sich aus der großen
Masse herausheben.
Das können die herausragenden Exemplare aus Amish-Produktion
sein (nicht jeder Amish-Quilt hat tatsächlich diese Qualität), oder einige der
mittlerweile berühmt gewordenen und in Museen gezeigten Quilts von den Frauen
von Gee’s Bend (und nicht jeder von den Gee’s Bend Quilts lässt einem den Atem
stocken). Das können Quilts aus Siebdruck-Stoffen sein, oder aus handgefärbten
Stoffen, und auch aus kommerziell hergestellten Stoffen. Allerdings ist
auffällig, dass viele Quilts, die als ‚Art Quilt’ bezeichnet werden, unter
Verwendung einer Vielzahl von modernen Techniken hergestellt wurden/werden.
In den Überlegungen zu Art-Quilts höre ich untergründig eine
Art Richtungsstreit mitschwingen, salopp vielleicht formuliert als „welches
sind die besseren/echteren/zeitgemäßeren Quilts – traditionelle oder
Art-Quilts?“ Diesen Richtungsstreit halte ich persönlich für überflüssig (oder
sogar schädlich). Es gibt wunderbare traditionelle Quilts, und es gibt
grässliche traditionelle Quilts, genauso wie es wunderbare und hässliche
Art-Quilts gibt. (Und wo bleiben die einfach nur ‚modern’ genannten Quilts? In
den amerikanischen Foren läuft z.Zt. eine Diskussion darüber, was denn ‚modern
quilting’ ausmacht.) Das hängt aber ja auch ganz stark von den Betrachtenden ab
– beeinflusst durch deren Sachverstand für Kunst, Sachverstand für Quilts (was
sich nicht unbedingt decken muss), vielleicht beide in Kombination, oder einfach
nur den persönlichen Geschmack ohne dahinterstehendem Sachverstand. Meines Erachtens nach definiert sich Kunst
nicht dadurch, dass möglichst viele moderne Techniken oder möglichst viele und
unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen, bloss weil die durch
einfallsreiche (und geschäftsorientierte) Geister zur Verfügung gestellt
werden. Für mich ist DAS definierende Kriterium eines Quilts, und das trifft
auf traditionelle wie auf moderne oder Art-Quilts zu, die Verbindung von
mindestens zwei (eigentlich drei) Lagen durch in einem weiteren Arbeitsgang
hinzugefügte Stiche. Und, wenn es sich nicht um einen Wholecloth-Quilt handelt,
das Piecing. Für mich persönlich gehört ‚geklebt’ schon nicht mehr dazu... Dies
in erster Linie, weil dadurch der haptische Effekt dieses besonderen Mediums
verloren geht – den wir in Ausstellungen daran erkennen, das ständig an den
Quilts herumgegrabscht wird. (Was bei Gemälden ja wohl kein wirkliches Problem
darstellt.) Aber viele Quilterinnen sehen das mit dem Kleben anders, sind
einfach dankbar für die Arbeitserleichterung.
Die Unterscheidung zwischen ‚Quilt’ und ‚Art-Quilt’ braucht
meines Erachtens nicht definiert zu werden. Ob ein Quilt Kunst ist, entscheidet
sich daran, dass er ‚das gewisse Extra’ hat, nicht daran, wie er bezeichnet
wird. Weder die Amish-Frauen noch die Frauen von Gee’s Bend haben ihre Quilts
als Kunst(werke) betrachtet, und dennoch einige der allerschönsten Exemplare
geschaffen. Sowohl die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch als auch die zwischen
Kunst und Handwerk sind fließend, nicht genau zu bestimmen, und liegen für Produzierende
und Rezipierende möglicherweise sehr weit auseinander.
Dienstag, 4. Oktober 2011
Eine Nähmaschine für Pythagoras!
Während der Vorbereitungen und Färbeaktion für die
Kollektion September 2011, und einer weiter benötigten Eingewöhnungszeit an
einen Schulrhythmus ist die eigene Kreativität etwas zu kurz gekommen. Dazu kam
dann noch dieses gloriose Spätsommerwetter der letzten Tage, das geeignet war,
wenigstens gefühlsmäßig den verregneten Sommer etwas auszugleichen. Aber dafür
musste ich raus, im Garten werkeln. Zum Beispiel musste mein Quittenbaum wegen der reichen bevorstehenden Ernte davor bewahrt werden, dass alle Äste abbrechen.
Nun gut, muss auch mal sein.
Vergangenen Sonntag allerdings habe ich mich dann an ein
Problem gesetzt, das mir schon lange im Kopf rumging und das ich unbedingt
gelöst haben wollte, bevor ich am nächsten Wochenende den Restekurs am
Petersberg unterrichten werde. Als ich noch traditionelle Muster genäht habe,
habe ich mich immer gewundert, warum es denn eigentlich keine „Flying Geese in
Streifentechnik“ gibt. Es kam mir so vor, als ob das möglich sein müsse.
Diese Vermutung basierte auch auf meiner Neigung, oder
besser gesagt: Abneigung, einfach vorgegebene Maßangaben zu übernehmen. Wenn,
dann wollte ich selbst bestimmen können,
wie breit meine Gans-Streifen sein sollen (also vielleicht 4,7 cm...) und nicht
einfach nachschneiden, was mir irgendjemand in einem Buch vorgibt.
Nun war ich in Mathematik nie eine besondere Leuchte, v.a.
auch, weil ich während des Schulunterrichts bei den meisten Sachen den
Realitätsbezug nicht erkennen konnte. Dreisatz, gut, den braucht man, um die
Maschenzahl beim Stricken auszurechnen, Wahrscheinlichkeits-rechnung ist nötig,
um die Gewinnchancen beim Lotto auszurechnen (aber nachdem man das einmal in
der Klausur gemacht hat, weiß man, dass diese Chancen sehr gering sind, und
dann braucht man das nicht noch einmal auszurechnen) und von Pythagoras sind
zumindest auch ein paar Formeln hängengeblieben. Aber dummerweise kannte
Pythagoras ja noch nicht das Problem mit den Nahtzugaben.
Ich habe also ewig rumgerechnet und probiert, weil ich mir
einbildete, es müsse doch möglich sein, sich vorher auszurechnen, wie lang man
ein Stück Streifen abschneiden müsse, um dann darauf mit Quadraten, die man aufnäht
und dann die überstehenden Dreiecke abschneidet, ein schönes Flying Geese
Muster hinzukriegen.
Je länger ich probierte, desto frustrierter wurde ich.
Flying Geese kriegt man mit Streifentechnik schon hin – aber nicht ganz
‚richtig’ von den Maßen her, es sind also eher ‚Falsche Gänse’. Und v.a. gelang es mir nicht, die benötigten Längen der Streifen zu ermitteln.
Dann habe ich mich von der Vorstellung mit den Streifen
verabschiedet und nur noch nach „Rollschneider-fähig/Schnellschneide-Technik“ weitergesucht.
Schließlich bietet sich ja auch die Möglichkeit, das ‚Gans’-Dreieck durch
Vierteln aus einem großen Quadrat zuzuschneiden, und die Himmel-Teile dann aus
diagonal geteilten kleineren Quadraten. Aber wie groß genau müssen die nun
sein?
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Gevierteltes Quadrat für Gans-Basis |
Und gerechnet und probiert und getan und... drohte immer
frustrierter zu werden. Irgendwann hatte ich dann zwar ein Ergebnis, das zu
stimmen schien, aber ich konnte nicht erklären, wie ich denn nun dazu gekommen
war – von welchem Wert war ich nochmal ausgegangen?
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Versuche, meine 'Flying Geese'-Berechnungen nachznähen |
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Diverse Rechnungen, nicht schulkonform... |
Nachdem ich noch einmal darüber geschlafen hatte und dann
ein bißchen „kreativen Abstand“ genommen habe,
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Kreativer Abstand: Ein Tag am See mit vielen schönen Spiegelungen |
habe ich mich ein weiteres Mal
hingesetzt und alles systematisch durchgerechnet.
Und jetzt habe ich es tatsächlich rausgefunden und werde den
Kursteilnehmerinnen sagen können, wie es geht. Man muss nämlich von den
fertigen Maßen ausgehend die Quadrate berechnen und dann erst die Nahtzugaben
hinzufügen, nicht schon von Anfang an mit den Nahtzugaben rechnen. Da hat
Pythagoras eben damals noch nicht dran gedacht.
Nun bin ich gespannt, wie die Kursteilnehmerinnen das
finden. Denn die einfachste Methode ist natürlich doch, die gewünschte Größe
auf ein Blatt Millimeterpapier aufzuzeichnen, die Nahtzugabe drumherum zu
ziehen, dann auszumessen – und dann kriegt man den Wert letztendlich auch raus.
Aber ich weiß jetzt, wie es mit dem Rechnen geht. Wenn ich
irgendwann mal einen Flying-Geese-Quilt mit 4,3-cm-Basis nähen möchte...
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