Freitag, 1. Januar 2016

2016 - ?

Alles Gute zum Neuen Jahr!

Während der männliche Teil meiner Familie das Neujahrsspringen verfolgt, habe ich ein wenig an der Nähmaschine gesessen und meiner eigenen Geschichte mit dem Muster Jakobsleiter nachgesonnen. Das ist völlig blöd formuliert - aber mir fiel gerade nichts besseres ein.
(Ich habe ja schon mal einen Resteverwertungsquilt in dem Muster genäht, den man hier auf dem Bild vom Stand in Karlsruhe im nun vergangenen Jahr sieht, linke Seite:



Den habe ich vor Neuseeland in die Waschmaschine gesteckt, ohne daran zu denken, dass er ein Wollvlies enthält, das wurde also ziemlich gut gefiltz, das Ganze sah ziemlich katastrophenmäßig aus, ich habe die Lagen alle wieder auseinandergetrennt, jetzt wartet das Top auf Ergänzung, aber das ist eigentlich nicht, worüber ich hier schreibe...)
Beim 'Nachsinnen' habe ich zwei Blöcke an einem neuen Quilt mit dem Muster Jakobsleiter genäht, den ich mir vor langer Zeit mal in den Kopf gesetzt habe, den ich kurz vor Neuseeland - mit Schablonen in echter Handarbeit - endlich fertig zugeschnitten hatte, und von dem ich mir jetzt gerade einbilde, dass es doch schön wäre, wenn er bis zum Markt in Erding im März fertig wäre, um dann dort meinen Stand zu zieren. So versuche ich, immer mal wieder ein oder zwei Blöcke 'zwischenzuschieben', ganz gemütlich, ganz traditionell mit Stecknadeln etc.



Vermutlich meine Art der Meditation, denn wenn meine Männer Sport anschauen, gehe ich eigentlich lieber selbst irgendwie sportlich raus, was aber im Moment wegen des lädierten großen Zehs nicht geht. Worüber ich wirklich nachgedacht habe, war mein Engagement in der Flüchtlingsbetreuung. Via den Blog von Marion Caspers, 'neue' Regional-Repräsentantin der Patchworkgilde Deutschland für Niederbayern/Oberbayern, habe ich heute morgen einen Blogeintrag zu dem Thema gelesen, der mich sehr berührt hat. Und nach all den Erlebnissen mit den Flüchtlingen letztes Jahr, die mich sehr beschäftigt, aber leider auch sehr angestrengt haben, muss ich für mich selbst einen Modus finden, wie ich da weitermache. Einen Entschluss habe ich noch nicht gefasst.
Ohne hier allzuviel über diese Menschen  publik machen zu wollen, ist mir nach meiner Rückkehr aus Neuseeland deutlich geworden, dass unter den Syrern, mit denen ich zu tun habe, seit dem Zustrom im September eine ganz andere Stimmung herrscht. Die 'Neuen' kriegen viel schneller Anerkennungen, diejenigen, die schon länger hier sind, sich (teilweise!) Mühe gegeben haben, Deutsch zu lernen, warten meist immer noch. (Nur einer hat schon die Anerkennung gekriegt, vermutlich, weil er auch noch Kurde ist.) Das führt zu Frustrationen, die keine gute Stimmung machen. Einige haben sich abgekapselt, und es ist deutlich schwieriger geworden, an sie heranzukommen, allerdings muss ich auch sagen, dass ich mich mehr zurückgehalten habe und sehr darauf aufpasse, mich nicht wieder so mit Haut und Haar hinein ziehen zu lassen.
Nun ist München gestern abend offensichtlich nur haarscharf einem Anschlag entgangen - das sind 70 km von hier. Ich hatte nie vor, zu einer Silvesterfeier nach München zu fahren, aber wie leicht hätte es sein können, dann steht man vor einem geschlossenen S-Bahnhof und kommt nicht wieder nach Hause. Gewundert über solche Pläne habe ich mich nicht wirklich - mir scheint das S-Bahn-System in München schon seit langem ein sehr empfindlicher potentieller Zielpunkt zu sein. Immer wieder wundern muss ich mich aber über solche Hirne, die sich derart perfide Sachen ausdenken. Warum ist es nicht möglich, dass die Menschen in gegenseitigem Respekt und friedlich miteinander leben? Muss es wirklich diese Kriege geben, Auseinandersetzungen um den Glauben, Kampf um politische Überzeugungen? Ist die 'kriegerische Natur des Menschen' tatsächlich ein Naturgesetz? Oder wie könnte man plötzlich und unerwartet Frieden ausbrechen lassen, für alle Menschen genügend Wasser und Nahrung bereitstellen und lieber gemeinsam Musik machen, essen, Geschichten erzählen, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen? Wenn man dafür die Antwort wüsste, das wäre doch schön.

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