Dienstag, 13. September 2016

"Stoff zum Nachdenken" in der Ehrenhalle des Rathauses Nürnberg

Am vergangenen Freitagabend wurde in Nürnberg die Ausstellung „Stoff zum Nachdenken“ eröffnet. Die Idee hierzu hatte Heidi Drahota in Zusammenhang mit dem im letzten Jahr an den Aktivisten Amirul Haque Amin verliehenen Nürnberger Friedenspreis. Herr Amin setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter in seinem Heimatland Bangladesh ein. Da er dieses Jahr auch für das Nürnberger Friedensmahl nach Deutschland kommt, wurde diese Ausstellung ausgeschrieben.



Zur Eröffnung bin ich, trotz verschärfter baustellenbedingter Einschränkungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln um uns herum, weitestgehend mit dem Zug gefahren. Zwar ohne den zu Hause vergessenen Fotoapparat, und die Fotos, die ich mit dem Handy gemacht habe, waren dannverwackelt oder nicht ausgelöst, es war also insgesamt nicht mein Foto-Tag, aber es war trotzdem ein schönes Erlebnis.


Von den vier Quilts, die ich eingereicht hatte, war „Thinking of Nasrin“ ausgewählt worden, in dem ich handgestickte afghanische Quadrate, ein Stück Stoff, wie ihn die Frauen in Afghanistan für ihre verhüllenden Gewänder verwenden und das ich selbst gefärbt hatte, und eigene gefärbte und (teilweise letztes Jahr in Australien während meines Besuches bei Ali George) bedruckte Stoffe kombiniere. 

eines der drei verwendeten von Nasrin handgestickten Quadrate

Stickereien auf dem Stoff aus Afghanistan

Stickereien von meinem Sohn und mir auf und über einem selbstgefärbten Stoff
Außerdem sind beim Quilten sowohl Longarmquilten als auch ausführliche Handstickereien zum Einsatz gekommen.

bedruckter Stoff, handbestickt und longarm-gequiltet

Der Titel ergab sich aus der Arbeitsweise – bei meinen eigenen Tätigkeiten musste ich immer wieder an die Frau denken, die die Quadrate gestickt hatte, denn alle stammen von derselben Stickerin, Nasrin. Durch den Kopf gingen mir dabei natürlich einerseits Gedanken über ihre Lebenssituation, andererseits auch Bilder aus ihrem Land, denn durch meine Tätigkeit mit den Flüchtlingen habe ich im letzten Jahr auch immer mal wieder Fotobände über Afghanistan angeschaut. Und natürlich erzählt mir Ahmad, für den ich zur Zeit Ansprechpartnerin im deutschen Behördendschungel und Verhältnis zu einem undurchschaubaren Vermieter bin, immer wieder mal etwas davon, wie es zur Zeit zu Hause bei seiner Familie aussieht. In dem ganzen Quilt stecken also einige Textilgeschichten, sehr viele Gedanken über Lebenssituationen und Menschenrechte, und so passte er von denen, die ich eingereicht hatte, tatsächlich am besten in das Thema der Ausstellung.

Die Ehrenhalle des Rathauses in Nürnberg ist natürlich ein eindrücklicher Raum. Und wenn auch bei der Eröffnung in den Abendstunden die Beleuchtung nicht so ganz geglückt war, so ist dies auf jeden Fall eine Ausstellung, die zu besuchen sich lohnt! Noch bis Ende September.


Wie der Zufall es will, war auch gerade an dem Tag der Krempelmarkt in der Nürnberger Altstadt. Da gibt es alles. Hier mal wieder ein Stück handgewebtes Leinen. Und sogar zu schön, um es zu zerschneiden...

Im Dunkel der Nacht kam einerseits meine kleine Taschenlampe am
Schlüsselbund zum Einsatz, andererseits konnte niemand genau
sehen, was passiert. Wo ich mir doch geschworen hatte, keinen Stoff mehr
zu kaufen... (Foto von Barbara Lange)

(Glücklicherweise hatte ich das Auto in Landshut abgestellt, denn auf der Rückfahrt hatten wir eine personenschadenbedingte Verzögerung in Regensburg, die über 40 Minuaten dauerte, somit zu einer erheblichen Verspätung führte, und da war es sehr beruhigend, sich keine Gedanken um erreichte oder verpasste Anschlüsse machen zu müssen!)

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