Am vergangenen Freitagabend wurde in Nürnberg die
Ausstellung „Stoff zum Nachdenken“ eröffnet. Die Idee hierzu hatte Heidi Drahota in Zusammenhang mit dem im letzten Jahr an den Aktivisten Amirul Haque
Amin verliehenen Nürnberger Friedenspreis. Herr Amin setzt sich seit vielen
Jahren für die Rechte der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter in seinem
Heimatland Bangladesh ein. Da er dieses Jahr auch für das Nürnberger
Friedensmahl nach Deutschland kommt, wurde diese Ausstellung ausgeschrieben.
Zur Eröffnung bin ich, trotz verschärfter
baustellenbedingter Einschränkungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln um uns
herum, weitestgehend mit dem Zug gefahren. Zwar ohne den zu Hause vergessenen
Fotoapparat, und die Fotos, die ich mit dem Handy gemacht habe, waren dannverwackelt
oder nicht ausgelöst, es war also insgesamt nicht mein Foto-Tag, aber es war
trotzdem ein schönes Erlebnis.
Von den vier Quilts, die ich eingereicht hatte, war
„Thinking of Nasrin“ ausgewählt worden, in dem ich handgestickte afghanische
Quadrate, ein Stück Stoff, wie ihn die Frauen in Afghanistan für ihre
verhüllenden Gewänder verwenden und das ich selbst gefärbt hatte, und eigene
gefärbte und (teilweise letztes Jahr in Australien während meines Besuches bei
Ali George) bedruckte Stoffe kombiniere.
eines der drei verwendeten von Nasrin handgestickten Quadrate |
Stickereien auf dem Stoff aus Afghanistan |
Stickereien von meinem Sohn und mir auf und über einem selbstgefärbten Stoff |
bedruckter Stoff, handbestickt und longarm-gequiltet |
Der
Titel ergab sich aus der Arbeitsweise – bei meinen eigenen Tätigkeiten musste
ich immer wieder an die Frau denken, die die Quadrate gestickt hatte, denn alle
stammen von derselben Stickerin, Nasrin. Durch den Kopf gingen mir dabei
natürlich einerseits Gedanken über ihre Lebenssituation, andererseits auch
Bilder aus ihrem Land, denn durch meine Tätigkeit mit den Flüchtlingen habe ich
im letzten Jahr auch immer mal wieder Fotobände über Afghanistan angeschaut.
Und natürlich erzählt mir Ahmad, für den ich zur Zeit Ansprechpartnerin im deutschen Behördendschungel und Verhältnis zu einem undurchschaubaren Vermieter bin,
immer wieder mal etwas davon, wie es zur Zeit zu Hause bei seiner Familie
aussieht. In dem ganzen Quilt stecken also einige Textilgeschichten, sehr viele
Gedanken über Lebenssituationen und Menschenrechte, und so passte er von denen,
die ich eingereicht hatte, tatsächlich am besten in das Thema der Ausstellung.
Die Ehrenhalle des Rathauses in Nürnberg ist natürlich ein
eindrücklicher Raum. Und wenn auch bei der Eröffnung in den Abendstunden die
Beleuchtung nicht so ganz geglückt war, so ist dies auf jeden Fall eine
Ausstellung, die zu besuchen sich lohnt! Noch bis Ende September.
Wie der Zufall es will, war auch gerade an dem Tag der
Krempelmarkt in der Nürnberger Altstadt. Da gibt es alles. Hier mal wieder ein
Stück handgewebtes Leinen. Und sogar zu schön, um es zu zerschneiden...
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