Freitag, 21. September 2012

“Tradition in Transition” – Ausstellung der Kanadierinnen in Ste. Marie-aux-Mines (Bericht Nr. 3)


Da ich während der Tage in Ste. Marie-aux-Mines weitgehend mit der Aufsicht meiner eigenen Ausstellung beschäftigt war – ich wollte ja auch gerne dort sein, um die Reaktionen der Leute mitzubekommen und die daraus rresultierenden Gespräche nicht zu verpassen – bin ich selbst nicht besonders weit rumgekommen, um andere Ausstellungen zu sehen.
Aber ich hatte am Samstag die Gelegenheit, in die Eglise de la Madeleine zu gehen, wo normalerweise die eingeladenen Gastländer ihre Ausstellungen zueigen. Vor zwei Jahren war ich selbst dort mit zwei Quilts bei der Patchworkgilde Deutschland e.V. vertreten. Dieses Mal war Kanada das Gastland.
Thema der von Sandra Reford (BlogHomepage) kuratierten Ausstellung war “Tradition im Wandel”. Damit sollte die weite Spanne des kanadischen Quiltschaffens zwischen traditionellen Arbeiten in ihrer jeweiligen lokalen Eingebundenheit und den modernen Künstlerinnen – alles zwischen Prince Edward Island im Osten und Vancouver Island im Westen - demonstriert werden, und das ist meines Erachtens auch hervorragend gelungen.  Leider waren gerade in dieser Kirche die Beleuchtungsverhältnisse andere als glücklich, so dass man manche Werke wirklich nur in eingeschränkten  Positionen betrachten konnte, und auch qualitätsvolle Fotos waren nicht wirklich möglich.

Sandra Reford beim Erklären der Ausstellung


In der Ausstellung traf ich eine ‘alte’ Bekannte,  Jayne Willoughby Scott  in Form ihres wunderbar meditativen “Night Drawing Nr. 3”. (Ich wünsche mir, mal eine Ausstellung mit 25 ihrer Night Drawings zu sehn!)

Jayne Willoughby Scott, "Night Drawing no 3"

Judith Martins Arbeit “Energy Cloth” ist dicht mit verschiedenen Arten von Stickstichen bedeckt, die dem Ganzen eine zusätzliche Textur verleihen und vor allem auch die Farbgebung des zugrundeliegenden Batikstoffes verändern. 

Judith Martin "Energy Cloth"

Judith Martin, "Energy Cloth", Detail
Auf der Grenzlinie zwischen traditionell und modern bewegt sich Kate Busbys Werk  “3600 (Beats)” (auf dem Bild auf der linken Seite abgebildet). Daneben sieht man “Aglow” von Anna Hergert

Kate Busby (links), "3600 (Beats)", und
Anna Hergert (rechts), "Aglow"

Stärker noch der traditionellen Seite des Quiltschaffens verbunden, aber doch mit einem interessanten und ungewöhnlichen Twist ist “Nine Patch Minuet” von Penelope Player. Laut Sandra Reford ist Penelope die dritte Generation in einer Familie von Quiltern, hat aber keine eigene Webseite. Die Verwendung des Nine-Patch-Musters zeigt sehr anschaulich, dass auch traditionelle Muster in einer modernen Art interpretiert werden können, die ihnen eine besondere Aktualität verleiht. Traditionell muss bei weitem nicht altmodisch daherkommen!

Penelope Player, "Nine Patch Minuet"

Die zwei Stücke, die mir in der Ausstellung am allerbesten gefallen haben, waren allerdings keine Quilts in strengerem Sinn, sondern fallen eigentlich unter eine weitergreifende Kategorie “Textilkunst”. Eins davon ist Chung-Im Kims  dreidimensionale Filzskulptur “Dawn” (Morgenröte), die unbedingt von mehreren verschiedenen Seiten betrachtet werden muss, um sich der ganzen Schönheit und Ausdehnung bewusst zu werden.

Chung-Im Kim, "Dawn", Seitenansicht

Chung-Im Kim, "Dawn", Frontalansicht

Das andere Stück ist “Accumulate” von Amanda McCavour.  Ausgerechnet diese Arbeit litt allerdings ganz besonders unter den schwierigen Beleuchtungsverhältnissen in der Kirche. Keine direkte Lichtquelle, unter der Empore, und eigentlich hätte die Arbeit direkt von der Dekce gehänt werden müssen statt vor einer Wand. Schade – die Wirkung wurde so deutlich geschmälert, nur ahnungsweise konnte man daran teilhaben.

Amanda McGavour, "Accumulate", Detail

Amanda McCavour,  "Accumulate"

Insgesamt eine meiner Meinung nach wunderbar kuratierte und gelungene Ausstellung, die meinem Geschmack genau entsprochen hat. Sie hätte auch der von der deutschen Patchworkgilde veranstalteten „Tradition bis Moderne“ alle Ehre gemacht, dem Titel wurde sie jedenfalls vollkommen gerecht. Nur zu schade, dass es keinen Katalog gab, und dass sie nicht an weiteren Orten gezeigt wird!

1 Kommentar:

  1. Internet-Blog Judith Martin:http://judys-journal.blogspot.de/
    Gruß, Regine

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