Mittwoch, 17. April 2013

Quiltmuseum in York, England

Einer der Höhepunkte meiner Quilt-Reise durch den Norden Englands, auf den ich mich schon seit den Anfängen der Planungen gefreut hatte, war der Besuch des Quiltmuseums in York.
Die britische Gilde hat über Jahre durch Geld- und Materialsammlungen darauf hingearbeitet, ein Museum zu gründen, das ausschließlich dem Thema Quilts gewidmet ist.  Wenn man nach York kommt, kann man schon im Informationsprospekt der Stadt eine Anzeige finden, und mein Landlord im B&B konnte mir auch gleich den Fußweg beschreiben. (Mit Hilfe von Google Maps hatte ich beim Buchen extra darauf geachtet, dass das Museum zu Fuß erreichbar wäre. Es gibt allerdings auch noch ein paar andere Möglichkeiten in derselben Straße zwischen dem B&B, in dem ich war, und dem Museum.)
Die Sammlung zahlreicher antiker und zeitgenössischer Quilts ist in St. Anthony’s Hall in York untergebracht.
Blick in den großen Saal des Museums,
das Bild stamm von der Homepage der britischen Gilde
Die Ausstellungen werden regelmäßig gewechselt, wegen der Fragilität der Textilien ist eine Dauerpräsentation der Quilts nicht möglich. Da an den Tagen zwischen den Ausstellungen kein Besuch des Museums möglich ist, sollte man sich vorher auf jeden Fall erkundigen, ob an einem geplanten Besuchstag auch wirklich geöffnet ist! Die Webseite mit der Übersicht über dieAusstellungen listet alle Informationen. 
Während ich da war, konnte ich drei unterschiedliche Ausstellungen sehen. Im großen Saal war „Town and Country“ zu sehen, eine Auswahl der antiken Quilts, die eine Gegenüberstellung der Quiltstile in unterschiedlichen sozialen Verhältnissen ermöglichte. Quilts aus bürgerlichen oder gar herrschaftlichen Häusern wurden oft aus luxuriösen Stoffen gefertigt und weisen teilweise extrem komplizierte Muster auf, Zeichen dafür, dass die nähenden Frauen viel Zeit hatten. Außerdem dienten sie oft dazu, den Wohlstand der Familie anzuzeigen.
Quilts aus ärmeren Verhältnissen hatten eine ganz andere Funktion, nämlich die rein praktische Funktion der warmen Decke, die in nur durch kleine Feuerstellen oder Öfen geheizten Häusern eine ganz andere Bedeutiung hatte, als wir uns das heutzutage noch vorstellen können.
Im Nebenraum war „Signatures V“ zu sehen, eine Ausstellung der Gruppe zero3 textile artists, die seit einigen Jahren zusammen ausstellt. Und im kleinsten Raum schließlich gab es eine Auswahl aus Quilts aus den 1990er-Jahren, die sich in der Sammlung der Britischen Gilde finden.
Liz Whitehouse, die Geschäftsführerin der Britischen Gilde berichtete, dass es immer wieder vorkommt, dass Leute in das Museum kommen, und enttäuscht sind, „Oh, but this is so small!“ Ehrlich gesagt, kann ich das nicht verstehen. Die Räumlichkeiten sind beeindruckend, die Dokumentation ist ausführlich und zeigt, dass die Kuratorin, intensive Forschung betreibt, um den geschichtlichen Hintergrund der einzelnen Stücke aufzudecken, und wenn man dann die Anzahl der ausgestellten Quilts durchzählt, sind es gar nicht so wenige. Es kann natürlich gut sein, dass manche Besucher mit Erwartungen kommen, die vom Festival of Quilts geprägt sind in Bezug auf die Anzahl der ausgestellten Stücke, und das kann dieses Museum natürlich nicht leisten.
Schon während der Jahreshauptversammlung in Nottingham war ausführlich darüber berichtet worden, dass das Museum finanzielle Hilfe braucht, weil die Besucherzahlen aufgrund der wirtschaftlichen Rezession in  Großbritannien im vergangenen Jahr deutlich geringer ausgefallen waren, als für den Erhalt des Museum notwendig ist. Eine mögliche Form der Unterstützung wäre, Mitglied der britischen  Gilde zu werden, weil die Mitgliedsbeiträge eines der wichtigsten Fundamente der Arbeit der britischen Gilde sind, die Trägerin des Museum ist. Mitgliedschaft in der Gilde bringt einem auch die vierteljährliche Mitgliederzeitschrift, die über die Aktivitäten der britischen Gilde informiert, ermäßigten Eintritt in das Museum und einen 10%Rabatt beim Einkauf im Shop des Museums (und das gilt auch für Online Einkäufe.) Außerdem ist es möglich, über die Webseite der Britischen Gilde ein Förderer des Museums (Friends of the Museum) zu werden.
Zur Zeit läuft aber auch ein besonderer Spendenaufruf zur Einrichtung einer Stiftung, worüber man sich hier informieren kann. Wenn man nach York kommt, sollte man auf jeden Fall hingehen! Und jede noch so kleine Spende ist natürlich ebenfalls willkommen. Da ich zur Zeit leider keine Dauer-Unterstützerin werden kann, habe ich ein Zehntel des Geldes, das ich durch meine Kurse in England verdient habe, für das Museum gespendet. Ich hoffe sehr, dass es der Quiltwelt weiter erhalten bleibt!

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